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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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für seine Darbietung überhörte er, ein heftiges Gefühl begann in ihm zu rumoren. Alex’ Umgang mit Lissy ließ ihn plötzlich rasend eifersüchtig werden. Er stürmte durch den Saal, sah in die Bar, suchte Lissy in den angrenzenden Restauranträumen, riss selbst die Küchentür auf. Erstaunte Köche und Bedienungen sahen ihn an. Lissy war nirgends zu finden. Aufgeregt ging er zurück in den Saal.
    Klaus erwartete ihn schon, mit hochrotem Kopf stellte er sich seinem Bruder in den Weg. Er begann aufgeregt zu stammeln, aber Winkler stieß ihn zur Seite. Er hatte Lissy entdeckt, sie saß an ihrem Platz. Alex stand neben ihr, sah zu Horst und sagte ein paar leise Worte zu seiner Cousine. An der Hand hielt er Ines, die Nachbarstochter von Horst, die ihn verliebt anhimmelte.
    „Wo warst du?“, fragte Horst, aber schon beim Stellen der Frage war sein Misstrauen verschwunden. Er biss sich auf die Lippen, die Frage tat ihm leid.
    „Auf Klo“, sagte Lissy leichthin und Horst bemerkte erleichtert und mit schlechtem Gewissen, dass sie nichts von seiner Eifersucht mitbekommen hatte. Er schämte sich.
    Alex leitete das Fiasko, in dem der Abend endete, damit ein, dass er kurz nach Mitternacht verschwand. Eine Stunde später tauchte er mit fünf Freunden wieder auf. Lissy schien sie alle zu kennen, es gab ein stürmisches Hallo. Sie besetzten zwei Tische und drängten die anderen Gäste unfreundlich zur Seite. Zuerst verabschiedeten sich die Nachbarn, sie ahnten, dass der Abend unerfreulich enden würde und verließen die Feier. Eine halbe Stunde später waren alle Männer der Feuerwehr mit ihren Frauen verschwunden, Horst war mit Lissys Freunden und Klaus alleine. Nur die Musiker blieben noch, sie bangten um ihren Lohn, wenn sie vorzeitig verschwanden. Allmers war kurz vor ein Uhr gegangen.
    Sie begannen, die Reste des Mitternachtsbuffets aufzuessen und die Getränke bis auf die letzte Flasche zu leeren. Streit gab es, als sich ein russisch sprechender Freund von Alex auf die Bühne schwang und begann, auf dem Schlagzeug herumzutrommeln. Die Musiker, die gerade eine Pause gemacht hatten, eilten in den Saal und konnten gerade noch verhindern, dass die Bassgitarre als Schlagstock missbraucht wurde. Alex zog seinen Freund von der Bühne, der kurz davor war, den Musiker, der sein Instrument retten wollte, zu verprügeln. Gegen den durchtrainierten Mann hätte der schmächtige Gitarrist keine Chance gehabt.
    Als die sechs begannen, sich erst Brausepulver und dann Wodka in den Mund zu schütten, eskalierte die Situation. Der Wirt verbat sich das laute Rülpsen und musste seinen Mut teuer bezahlen. Er wurde von Alex aus dem Saal gedrängt, wüst beschimpft und dann neben der Küche mit einem Schlag in den Magen außer Gefecht gesetzt. Alex beugte sich zu dem auf dem Boden liegenden Mann hinunter und zischte ihm ins Ohr, er solle sich unterstehen, die Bullen zu holen. Das würde ihm schlecht bekommen, er hätte ein gutes Gedächtnis.
    Als es hell wurde, gab es keinen Wodka mehr. Lissy lag betrunken in den Armen ihres Cousins, der eine halbleere Cognacflasche schwenkte.
    „Komm her, Horst“, lallte er, „das ist ein schönes Fest.“
    Er holte aus und warf die Flasche durch den Saal. Sie zerbarst an der Wand, Cognacschlieren färbten die weiße Tapete braun.
    „Komm, Lissy“, flehte Horst seine Frau an, „wir müssen nach Hause.“
    Eine Woche später schickte der Wirt die Rechnung. Horst hatte etwas über 100 Gäste bei der Hochzeit empfangen, die zusammen über 8000 Euro in die Briefumschläge gelegt hatten. Der Schaden, den die Freunde von Alex angerichtet hatten war drei Mal so hoch.
    Horst wagte sich erst ein paar Wochen später zu dem Wirt und konnte ihn nur unter Mühen dazu bringen, ihm eine Ratenzahlung zu erlauben. Drei Jahre würde es dauern, hatte Horst ausgerechnet, den Schaden abzustottern.
    Alex um einen Obolus zu bitten, wagte Horst nicht. Nur ein paar Tage nach der Hochzeit war er wieder aufgetaucht, hatte das Drama der Feier mit keinem Wort erwähnt und war schließlich eingezogen.

Kapitel 15
    Am Abend nahm Allmers Nina mit zur Milchkontrolle. Sie fuhren mit dem Fahrrad, der Köhlersche Hof war nicht weit entfernt. Hella, die längst wusste, dass Allmers Besuch von seiner Nichte hatte, und Friedel Köhler hatten selbst Enkel in ihrem Alter und so dachte Allmers, dass sie gut mit dem Mädchen umgehen könnten. Hella würde sie mit ihren Kuchenköstlichkeiten voll stopfen, hoffte er, während er mit Friedel in

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