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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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errötet ging Kluftinger die Treppe hoch, die in sein Büro im zweiten Stock führte. Frau Henske, die damit beschäftigt war, Reisekostenabrechnungen in ihren PC einzugeben, sah kurz auf, grüßte, als ihr Vorgesetzter den Raum betrat, und wandte sich gleich wieder ihrer Arbeit zu. Der Kommissar trat näher.
    »Frau Henske, wenn Sie bitte die beiden Töchter noch einmal anrufen würden und ihnen sagen, dass sie schleunigst herkommen sollen …«
    Frau Henske sah ihn verwundert an. »Bitte was? Entschuldigen Sie …«
    Sie war so in ihre Abrechnungen vertieft gewesen, dass sie nur noch das letzte »sollen« wahrgenommen hatte. Kluftinger wiederholte seine Bitte, und fügte hinzu, er wolle Maier kurz sprechen.
    »Ja, natürlich, Herr Kluftinger.«
    Als der Kommissar sich in sein Büro zurückziehen wollte, streckte Sandy ihm noch ihre Dose mit den Pfefferminzbonbons entgegen.
    »Die sind gut gegen Knoblauch …«, sagte sie mit einem so einnehmenden Lächeln, dass Kluftinger nichts übrig blieb, als es zu erwidern und sich zwei der Pastillen zu nehmen.
    Ein paar Minuten später klopfte es und die beiden jungen Damen wurden von Frau Henske in Kluftingers Büro geführt.
    Diesmal wollte er das Gespräch in der Sitzecke führen, wo er mit den beiden Töchtern Platz nahm.
    Theresa Ferro saß Kluftinger nun zum ersten Mal gegenüber. Sie hatte zwar in den Gesichtszügen Ähnlichkeit mit ihrer älteren Schwester, wirkte aber völlig anders als sie. Sie war zierlicher und machte einen zerbrechlichen Eindruck. Ganz in Schwarz gekleidet war sie viel stärker als Julia Wagner von der Trauer um ihren Vater gezeichnet. Sie hatte lange, hochgesteckte braune Haare und ihre braunen Augen trugen dunkle Schatten. Ihren fast knochigen Körper bedeckte eine weite Pluderhose aus Leinen, zu der sie ein schwarzes schillerndes Seidenhemd trug. Ein großes Tuch war um ihre Schultern gelegt. Das einzig Farbige an ihrer Erscheinung waren große grüne Kupferohrringe in Vogelform, die etruskische Muster zierten.
    Kluftinger kannte die etruskische Kunst, seit ihn seine Frau zu dieser einwöchigen Toskanareise im Bus überredet hatte, bei der die Reiseführerin immer wieder auf die »fantasmagorische ertruskische Kunsthandwerkung« hingewiesen hatte. An Theresas Brust fand sich dasselbe grüne Vogelmotiv als Brosche.
    Kluftinger fiel auf, dass die Vögel jedoch rote, funkelnde Steine als Augen hatten. Er wusste, dass sie unter anderem auch Schmuck entwarf und nahm an, dass diese Stücke von ihr stammten.
    Während ihre Schwester neben ihr wieder ein dunkles Business-Kostüm trug, merkte man Theresa ihre Künstlernatur an. Ihre Haare waren mit einer groben, vermutlich ebenfalls selbst entworfenen Holzspange völlig chaotisch und zufällig an ihrem Hinterkopf verankert und ihre Kleidung wirkte wie das, was Kluftinger von – wenn er gehässig war, nannte er sie so – den »Öko-Weibern« kannte. Jedes Jahr im Herbst, zum alternativen Markt, fielen besonders viele von ihnen in seinem Dorf ein. Vermutlich um dort ihre Garderobe zu erweitern und ihren Jahresbedarf an Räucherstäbchen zu decken. Auf Theresa Ferro passte dieses »Öko-Weib-Klischee« dennoch nicht ganz, aber ihre alternative Lebensweise schien sich zumindest ein bisschen in ihrer äußeren Gestalt zu manifestieren.
    »Willkommen im Allgäu, Frau Ferro, meine aufrichtige Anteilnahme«, sagte Kluftinger und fügte hinzu, dass er leider nicht umhin könne, auch ihr einige möglicherweise lästige Fragen zu stellen.
    »Theresa, welches Verhältnis hatten Sie zu ihrem Vater?«
    »Papa«, sie betonte das Wort italienisch auf die erste Silbe, »war für mich … er war für mich die Familie.« Kluftinger blickte bei diesem Satz zu ihrer Schwester, konnte aber keine Reaktion feststellen.
    »Alles, was mir noch geblieben war, nachdem meine Mutter nach ihrer Scheidung nach Südamerika gegangen war. Von ihr hörte man nur noch aus Briefen, die sie uns schrieb. Nach und nach wurden diese Briefe weniger und schließlich schlief der Kontakt ganz ein.«
    »Das heißt, Sie wissen nicht, wo Ihre Mutter gerade lebt und wie es ihr geht?«, hakte Kluftinger ein.
    »Nein, ich weiß nur, dass sie einen Mann gefunden hat, der in Ecuador in einer Art Kommune lebt, die alle Kontakte zur Außenwelt ablehnt. Aus ihren Briefen wurde nach und nach klar, dass auch sie sich sehr verändert hat«, antwortete Theresa.
    »Und Ihr Vater kümmerte sich weiter um Sie?«
    »Wissen Sie, ich war ja beinahe erwachsen. Papa

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