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Milchmond (German Edition)

Milchmond (German Edition)

Titel: Milchmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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er gleich zu ihm kommen würde.
   Als er eintrat, hielt der Detektiv schon ein paar Bögen Papier in der Hand. Er bat Tobias, in der Polstersitzecke Platz zu nehmen. Dort breitete er eine Computer-Liste vor ihm aus.
   »Herr Steinhöfel, ich habe mich umgehend mit dem Fall befasst und will es kurz machen: Im Wesentlichen habe ich zunächst vier Punkte abgeklopft: Berufliche, finanzielle und gesundheitliche Situation. Darüber hinaus, was nahe liegt, die Handyverbindungen der letzten Wochen über die von Ihnen genannte Mobilfunk-Nummer. Der Reihe nach:
   Fangen wir von vorn an. Berufliche Situation: Scheint stabil und gefestigt zu sein. Sie genießt im Redaktionshaus hohes Ansehen und gilt als zielstrebig, hartnäckig und trickreich. Sie wird sogar als Nachfolgerin für die Redaktionsleitung gehandelt, da ihr Chef Aussichten hat, weiter im Haus nach oben aufzusteigen. Also alles im grünen Bereich, nichts anderes würde ich von einer erfolgreichen Sportredakteurin erwarten! Zur finanzielle Situation: Sie ist ebenfalls den geschilderten Charaktereigenschaften entsprechend. Ich würde mal so sagen: Ich hätte nicht erwartet, dass sie Bausparverträge unterhält. Hat sie aber! Die Wohnung ist dreiviertel abbezahlt und das Girokonto wird im Rahmen der vereinbarten Limits geführt. Ebenfalls also keine Besonderheiten! Die Gesundheits-Abfrage ergab auch nichts Auffälliges!« Tobias fragte sich wieder einmal, wie Zernowsky dies alles in so kurzer Zeit hatte heraus bekommen können. Legal konnten diese Methoden jedenfalls nicht sein. Bisher war er erleichtert. Klang doch alles normal.
    »Nun zu diesem Papier hier: Das sind die Handy-Verbindungen der letzten zwanzig Tage. Ich möchte Sie bitten, sich einmal in die Namen der Liste zu vertiefen, ob Ihnen etwas auffällt. Hier, nehmen Sie den Marker und streichen Sie die Namen an, die Ihnen seltsam oder bemerkenswert vorkommen!« Tobias nahm die Liste. Die jüngsten Verbindungen standen oben an. Er war mit den Fingern noch nicht auf der Hälfte der ersten Seite angekommen, da stutzte er bereits:

Samstag,                  22.09.; 12:03 - 12:06                 0.03
JÖRG ROSSHAUPT         ankommende Verbindung

Mit zitternder Hand strich er den Namen gelb an. Was für eine Verbindung gab es zwischen ihr und diesem Jörg? Sein suchender Finger glitt weiter über Namen, mit denen er nichts anfangen konnte. Da wieder der Name:

Donnerstag,             20.09.; 12:08 - 12:12                 0.04
JULIA ROSSHAUPT        ankommende Verbindung

Donnerstag,             20.09.; 12:15 - 12:18                 0.03
JÖRG ROSSHAUPT       abgehende Verbindung

Mittwoch,               19.09.; 14:03 - 14:06                  0.03
JÖRG ROSSHAUPT       ankommende Verbindung

Dienstag,                11.09.; 11:15 - 11:19                   0.04 
JÖRG ROSSHAUPT       ankommende Verbindung

Er mochte nicht mehr weiter lesen. »Ist Ihnen schlecht? Möchten Sie ein Glas Wasser?« Dem Detektiv entging keine seiner Regungen. Tobias nickte gedankenverloren. Als er sich jetzt zurücklehnte und seine Krawatte lockerte, hatte er trotzdem das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Zernowsky holte ihm ein Glas Wasser und reichte es ihm. Tobias nahm es dankend und trank. 
   »Ich bin wie vor den Kopf geschlagen, Herr Zernowsky! Diese Namen hier... «, und er erzählte dem Detektiv die Geschichte von Julia, von der er bisher noch nichts erwähnt hatte.
 
Dieses zweite Gespräch dauerte deutlich länger als das erste. Danach kehrte Tobias noch einmal kurz in die Kanzlei zurück und meldete sich für den Rest des Tages bei Ella ab. Er musste Ordnung in seine Gedanken bringen. Was war hier faul? Wieso telefonierte Julia mit Sylvia? Welche Verbindung gab es zwischen Sylvia und diesem Jörg? Er wäre nicht imstande gewesen, an diesem Tag noch weiter in der Kanzlei zu arbeiten, zu sehr wirbelten die Gedanken durch seinen Kopf und wollten einfach keine Ruhe geben.
   Zuhause angekommen, fand er Julias Brief im Kasten. Himmel! Was war das nur für ein Tag heute? Mit dem Brief in der Hand, stürmte er die Treppen hinauf, warf Mantel und Jackett über den Wohnzimmersessel und legte sich erschöpft auf die Couch. Einen Augenblick nur ausspannen - den Atem zur Ruhe kommen lassen. Prüfend legte er die Hand auf seine Brust, spürte das

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