Milchmond (German Edition)
hatte er schon immer bewundert. Für ihn war es völlig klar, dass sie ihre Berufe mit solcher Leidenschaft ausübten wie Julias Mann - Künstler eben!
Von Julia hatte er erfahren, dass sie auf dem Gebiet ebenfalls bewandert war, diese Gabe aber in den letzten Jahren nicht einmal mehr als Hobby betrieb. Es schien fast so, als würde ihr das Thema Musik mittlerweile auf die Nerven gehen. Naja, vielleicht würde sie ihm ja doch einmal die Freude machen, ihm etwas vorzuspielen?
Er freute sich auf diese wunderbare Frau, die er in weniger als einer halben Stunde im Arm halten wollte. Dann würde ihn erneut dieses rauschhafte Gefühl überkommen, als sei er nicht mehr er selbst sondern eine Feder, emporgehoben zu den Sternen. Ihr Duft, ihr Lächeln, ihre sprechenden Augen, das alles sah er im Geiste vor sich. Die Art, wie sie ging, nein besser gesagt, wie sie schritt, zeugte von lässigem Selbstbewusstsein. Sie strahlte in ihrer natürlichen Weiblichkeit eine Liebe und Wärme aus, die ihn trunken machte. Sie war die Frau, auf die er sein ganzes Leben lang gewartet hatte, und er würde alles daran setzen, sie glücklich zu machen. Nie sollte sie die Trennung von ihrem jetzigen Mann bereuen, das nahm er sich fest vor.
Nachdem er sie erwartungsgemäß im Hotel nicht antraf, ging er mit seiner Strandtasche in der Hand auf die Suche nach ihr. Er brauchte einige Zeit, denn der Strand war mit Menschen überfüllt, die das gute Wetter noch einmal in vollen Zügen genießen wollten. Er fand sie schließlich lesend in einem Strandkorb vor.
Die Freude über seine frühe Ankunft stand ihr ins Gesicht geschrieben. Entsprechend überschwänglich fand ihre Begrüßung statt. In ihrem knappen schwarzen Bikini und der frisch erworbenen Sommerbräune sah sie einfach hinreißend aus. Weich umspielten die dunklen Haare ihre Schultern. Als er sie aus seinen Armen entließ, sagte er voller Stolz: »Wie schön du bist, einfach wunderschön!«
»Danke, du Charmeur! Ich habe auch schon sehnsüchtig auf dich gewartet, aber erst in drei, vier Stunden mit dir gerechnet. So können wir noch ein wenig das tolle Wetter genießen. Hast du schon etwas gegessen?«
»Nein, eigentlich nicht wirklich, aber jetzt will ich nicht ans Essen denken, sondern an dich. Lässt du mich mit in deinen Korb, schöne Frau?«
»Ja, ich will mal nicht so sein!«, machte sie ihm lächelnd Platz. Er musterte sie von der Seite und konnte in ihrem Gesicht den Kummer der vergangenen Tage ablesen. »Wie geht es dir? Hast du etwas von Jörg gehört?«
»Ja, er hat mich angerufen und gefragt, ob ich es mir nicht noch einmal überlegen will? Ihm sei klar geworden, dass er in der Vergangenheit Fehler gemacht habe und dass er an sich arbeiten werde.«
»Aha, und was hast du ihm gesagt?«
»Ich habe ihm geantwortet, dass ich ihm einen erklärenden Brief geschrieben habe, der heute bei ihm eintreffen müsste. Diese Dinge im Gespräch zu erklären, ist ja doch oft nicht im Einzelnen möglich, weil man nicht richtig zuhört oder weil man ins Streiten kommt.«
»Hm, hast du ihm gesagt, dass wir zusammenziehen werden?«
»Nein, so grob wollte ich nicht sein. Außerdem haben wir beide das auch noch nicht besprochen. In unser Haus werde ich allerdings nicht mehr zurückkehren. Ich suche mir ein kleines Apartment, und dann werden wir weiter sehen.«
»Aber wieso das denn? Du ziehst natürlich zu mir! Ich habe schließlich genug Platz. Und wenn dein Trennungs-Jahr vorbei ist, lässt du dich scheiden und wir heiraten.«
»Hallo! Was war das denn gerade? Nennt man das einen Antrag?«
Erst jetzt fiel ihm auf, wie selbstverständlich ihm das über die Lippen gekommen war, als stände alles schon seit Urzeiten fest. »Hatte ich dir das noch nicht gesagt?« Schelmisch lächelte er sie an. »Findest du wirklich, dass es eine andere Möglichkeit für uns gibt?«
»Nein, nicht wirklich. Es kommt mir nur so unwirklich vor, als träumte ich dies alles nur und es sei gar keine Realität.«
»Liebling, es ist Realität! Es ist unser persönliches Märchen. Ich bin so glücklich, dich gefunden zu haben und lasse dich bestimmt nicht mehr aus meinem Leben gehen. Wir gehören zusammen und werden eine Familie gründen, Familie Steinhöfel!«
»Familie Steinhöfel-Steffens«, korrigierte sie ihn und nahm sein Gesicht fest in beide Hände und küsste ihn zärtlich.
Dieser Freitag bildete den Auftakt zu einem
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