Milchmond (German Edition)
zu entgehen, die sich nun lautstark voneinander verabschiedete und sich gegenseitig ein schönes Wochenende wünschte.
Werde ich haben!, dachte sie vergnügt. Dann war nur noch das Klappen von Autotüren zu hören, mehrere Motoren heulten auf, und die Scheinwerferstrahlen der sich entfernenden Autos zeichneten bizarre Schatten-Spiele auf die Wände. Danach herrschte wieder Ruhe. Sylvia trat hinter dem Pfeiler hervor, um ihr Werk zu vollenden. Nachdem das erledigt war, ging sie raschen Schrittes und ohne auf weitere Menschen zu treffen, zurück, die lange Rampe empor, dem Tageslicht entgegen.
Nun waren nur noch zwei Kleinigkeiten zu erledigen: Die eine lag auf ihrem Weg, und für die andere brauchte sie Ruhe, das würde sie von zu Hause aus erledigen. Die Sache im Panino war dank Herbert schnell erledigt. Herbert war der Empfangschef des kleinen Hotels am Rande der City, und er war verschwiegen, was die Zusammenarbeit mit ihm immer wieder zum Vergnügen machte.
Naja, er fuhr ja auch nicht schlecht dabei, steckte sie ihm doch jedes Mal einen Zwanziger zu, die er mit einem dezenten Kopfnicken und zusammengepressten Lippen lächelnd quittierte. Als sie wieder am Funkhaus ankam, hörte der feine Regen auf. Sie nickte dem Pförtner zu und fuhr mit dem Lift in ihre Büroetage, um noch rasch nachzusehen, ob das Bestätigungs-Fax der Agentur eingetroffen war und ob es noch Wichtiges in ihrer Emailbox für sie gab.
Im Büro war nur noch Rita vom Redaktionsservice. Als sie eintrat, lächelte sie ihr entgegen. »Ich dachte, du wärest schon im Wochenende?«
»Bin ich auch fast. Wollte nur noch nachsehen, ob das Fax von der Agentur Meyer gekommen ist. Haben wir etwas von denen?«
»Ja. Ich habe es auf deinen Schreibtisch gelegt.«
»Gott sei Dank, das ist bei denen ja immer Glückssache, wenn die etwas für heute versprechen, kann man sicher sein, dass es drei Tage später kommt. Unfähige Nieten, diese Leute! Weiß gar nicht, warum Chris die nicht schon lange hat auflaufen lassen.«
Ohne eine Reaktion abzuwarten, ging sie zu ihrem Büro und tippte dort ihr Code-Wort in den PC, um die eingegangenen Mails zu kontrollieren. Durch die angelehnte Tür hörte sie, dass Rita sich verabschiedete, Sylvia erwiderte mit einem beschwingten Tschüß Rita, und dir auch ein schönes Wochenende!
Dann war Stille in der Abteilung. Ein Blick auf den Dienstplan zeigte ihr, dass ihr zur Übertragung in der Tennis-Arena am Sonntag Sven als Tontechniker zugeteilt war. Das war gut; mit ihm hatte sie immer viel Spaß und gute Laune bei der Arbeit. Zufrieden setzte sie sich und begann, sich intensiv mit den Einstellungen ihres Handys zu beschäftigen.
Eine Stunde später stand sie umgezogen an ihrem Bett und begann, alles Erforderliche für den heutigen Abend in das kleine Boardcase zu legen. Ihr Entspannungsbad würde sie nachher im Panino nehmen. Es war noch Zeit genug. Sie ertrug keine Wochenenden zu Hause in ihrem Apartment, schon gar nicht allein, doch nun harrten ihrer aufregende Dinge. Fantastisch! Sie schaute noch einmal in den kleinen Flurspiegel und zwinkerte sich beim Hinausgehen vergnügt zu.
Kapitel 21
Tobias blieb seinem Büro gute zwei Stunden fern. Nachdem er sein Handy bei seiner Rückkehr wieder einschaltete, meldete es ihm prompt, dass Julia versucht hatte, ihn zwischenzeitlich anzurufen. Wie ihm Ella mitteilte, hatte sie auch im Büro auf der Festleitung angefragt und darum gebeten, ihm auszurichten, dass sie sich später bei ihm melden würde. Was Ella hiermit tat.
Missmutig sah er auf seinen Terminplaner, dort hatte er sich für vierzehn Uhr notiert, dass Nob sich mit ihm in der Sache Berger noch beraten wollte. Okay, bis dahin hatte er noch ein wenig Zeit und widmete sich dem Stoß Akten, der seit heute Morgen unverrichteter Dinge auf seinem Schreibtisch lag. Er griff zum Mikrofon seines Diktiergerätes und begann, routiniert die Korrespondenz zu diktieren.
Die Zeit flog dahin. Nach seinem Gespräch mit Nob, das eine gute Stunde in Anspruch nahm, machten sie gemeinsam Feierabend, schlossen ab und gingen hinunter zur Garage. Vor seinem Stellplatz, der privilegierter weise neben der Treppenhaustür der Tiefgarage lag, verabschiedeten sich die beiden Partner voneinander.
Tobias stellte seinen Aktenkoffer in den Kofferraum, ließ sich in den Sitz gleiten und startete den Motor. Die Scheinwerfer flammten auf. Er setzte zurück und legte dann sacht die
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