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Milchmond (German Edition)

Milchmond (German Edition)

Titel: Milchmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
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Schreib-Utensilien gefragt. 
   Und tatsächlich, erhielt sie eine braune Mappe mit dem benötigten Material. Es war eine von der Art, wie sie auch häufig in Hotelzimmern auslagen. Der Tisch war groß genug zum Schreiben, denn die Damen rückten bereitwillig ein wenig ihre Gedecke beiseite.
   Sie wusste selber nicht, was den Impuls in ihr auslöste, Tobias einen Brief zu schreiben. Sie schaute einen Augenblick lang versonnen Richtung Düne, dann begann sie und der Stift flog wie von selbst über das Papier. Nach nicht einmal einer halben Stunde und zwei Gläsern Tee hatte sie bereits zwei Seiten beschrieben. Sie las den Brief noch einmal durch, zögerte dann kurz bei der Grußformel, unterschrieb dann entschlossen mit kräftigem Druck und steckte den Brief in das sorgfältig adressierte Kuvert
   Beim Bezahlen erbot sich die Kellnerin, den Umschlag in die Hauspost zu geben. Julia bedankte sich bei ihr und gab ihr ein großzügig bemessenes Trinkgeld.
   Als sie das Café verließ, fühlte sie sich entschieden besser, nicht mehr so niedergeschlagen wie vor dem Spaziergang. Ja, es war richtig, ihm das zu schreiben!, sagte sie sich und war jetzt fest entschlossen, noch heute ein Gespräch mit Jörg zu führen. Falls er nicht antworten wollte, würde es auch völlig ausreichen, wenn er nur zuhörte, was sie ihm zu sagen hatte…

Kapitel 24
     
     
    Sein Atem ging heftig, als sich Tobias, den Schweiß von der Stirn wischend, erschöpft zu Prof auf die Bank setzte. Wortlos reichte dieser ihm eine Flasche Mineralwasser, die er dankend annahm.
   »Man merkt doch, dass man lange nicht mehr gespielt hat! Ich glaube, ich werde alt.«
   »Ja, ja, Alter! Du sitzt einfach nur zuviel in deiner Kanzlei herum, das macht träge!«
   »Ach nein? Du etwa nicht in deiner Bank?«
   »Ja schon, aber wenn ich einmal meine Wege aufzeichnen würde, die ich tagtäglich so durch unser Bankgebäude flitze, um irgendwelche Computer-Probleme zu regeln, ich glaube, da käme ganz schön was zusammen. Außerdem halten mich meine Kids zusätzlich auf Trab.«
   Tobias reichte die Flasche zurück. Sie hatten lange nicht mehr zusammen Tennis gespielt und es war schön, sich einmal wieder Zeit füreinander zu nehmen. Dieses Jahr hatten sie sich nicht oft gesehen und trotzdem, selbst nach längeren Zeiträumen, stellte sich sofort die alte, intime Vertrautheit zwischen ihnen wieder ein.
   »Ich soll dich übrigens von Katie herzlich grüßen. Hat sie mir eindringlich eingeschärft!«
   »Ja, vielen Dank. Sie ist wirklich ein nettes Mädel.« 
   »Ja, Katie ist Klasse! Ich wüsste gar nicht, wie ich ohne sie, in unserem Tollhaus zurechtkommen sollte. Es kann noch so chaotisch zugehen, sie behält immer den Überblick. Apropos, hab' gehört, dass du wieder mit Sylvia zusammen bist? Also bist du doch wieder zur Vernunft gekommen, Alter?«
   »Sag mal, woher weißt du das nun wieder? Du scheinst deine Augen und Ohren überall zu haben.«
   »Tja, so etwas pfeifen die Spatzen sofort von allen Dächern Hamburgs! Doreen und Sylvia scheinen sich öfter in der Stadt über den Weg zu laufen, und du weißt ja, dass Frauen nichts für sich behalten können. Muss ja toll gewesen sein, euer letzter Wochenendtrip nach London. Doreen bekam glänzende Augen, als sie davon berichtete. Erzähl doch mal, wie seid ihr denn darauf gekommen? Lohnt es sich?«
   »Na, es war eigentlich Sylvias Idee. Sie war günstig an Tickets gekommen und überraschte mich damit. Zwei Tage sind natürlich zu kurz für diese wunderbare Stadt. Ich war sehr beeindruckt und werde nicht zum letzten Mal dort gewesen sein.« Die Spieler auf dem Nebenplatz begannen, ihren Platz abzuziehen. Die Uhr an der Hallenwand zeigte kurz vor Voll. »Komm! Lass uns auch den Platz fertig machen, ich brauche meine Dusche!«
»Okay!« Prof raffte sich auf und holte den Abzieher.
»Feg du nur die Linien, mehr kann man einem alten
Sack wie dir ja nach so einem Match nicht mehr zumuten – ausgepumpt, wie du bist, tz, tz...!«
   Sie lachten, dann ging auch schon das Hauptlicht aus, und sie mussten ihre Arbeit, im Halbdunklen zu Ende bringen.
   Die beiden großen Alsterwasser waren kaum von der Bedienung des Hallenbistros an ihren Tisch gebracht worden, als sie auch schon, sich zuprostend, mehrere lange Männerschlucke nahmen. »Aaahhh, das tut gut! Der erste Schluck ist doch immer der beste. Wo waren wir doch gleich stehen geblieben?«
   »Beim

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