Milchrahmstrudel
nehmen«, versprach Luise.
Auf dem Flur blockierte Hanno mit einem riesigen Servierwagen, auf dem sich Tabletts mit Medikamenten, Thermoskannen und Packen mit Zellstofftüchern befanden, den Durchgang zur Hintertreppe.
Da nahm Fanni flugs den Hauptaufgang.
Beim Queren des Foyers sah sie draußen auf der Allee Dr. Benat mit Verena, dem Putzmädchen, zusammenstehen. Fanni trat soeben aus dem Portal, als er Verena kurz übers Haar strich und sich zum Gehen wandte. Noch vor dem ersten Schritt entdeckte er sie.
»Frau Rot! Wie schön, Sie so bald wiederzusehen.«
Du hast wirklich gut daran getan, stets die Hintertreppe zu benutzen!
Gar nichts ist gut daran, dachte Fanni gereizt, dass ich dort den toten Pfleger gesehen habe – oder jedenfalls glaubte, ihn zu sehen. Und damit du es nur weißt, kanzelte sie ihre ungeliebte Gedankenstimme ab, künftig benutze ich nur noch den Haupteingang. Das kann den Ermittlungen bloß dienlich sein.
Sie lächelte Benat freundlich an. »Ein liebes Mädchen, die kleine Verena.«
»Ja«, stimmte ihr Benat zu, »und so hübsch. Ich würde sie in meiner Kanzlei sofort als Empfangsdame einstellen, wenn sie nur ein bisschen mehr Bildung aufzuweisen hätte – vor allem was die Sprache betrifft.«
»Jung, wie sie ist«, meinte Fanni, »ließe sich doch da noch einiges vorantreiben.«
»Auf alle Fälle«, erwiderte Benat. »Ich bin gerade dabei, mich drum zu kümmern. Erst neulich habe ich sie zu einem Bekannten geschickt, der eine private Schule für Jugendliche mit diversen – ähm – Unvollkommenheiten leitet. Es wäre ja wirklich unverantwortlich, wenn man zuließe, dass dieser furchtbare Dialekt dem Kind die Freude am Leben vergällt.«
»Die Freude am Leben«, wiederholte Fanni gedankenvoll. »Ich fürchte, die wird ihr im Moment eher durch Liebeskummer vergällt.«
Benat wirkte ein wenig ratlos, als er sagte: »Für Verenas Amouren habe ich mich bisher eigentlich nicht interessiert.«
Sie waren am Ende der Allee angekommen. Benat verbeugte sich höflich vor Fanni und verabschiedete sich.
Er machte ein paar schnelle Schritte in Richtung des mannshohen Feldsteins, der den vorderen Parkplatz zur Allee hin abgrenzte, drehte sich aber plötzlich wieder um und kam zurück. »Verzeihen Sie einem alten Hohlkopf, Frau Rot, der die allerwichtigsten Dinge vergisst.« Er hob die rechte Hand mit der Fläche nach oben, wie um zu zeigen, dass sie leer war. »Ich habe in meiner Kanzlei bereits Anweisung gegeben, Kontakt zu Roland Becker aufzunehmen. Leider ist mir noch keine Erfolgsmeldung zugegangen.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Ich glaube aber schon, dass er gesund und munter auf dieser Zellerhütte Almdudler ausschenkt.«
Er überlegte einen Moment, bevor er weitersprach. »Gestern Nachmittag habe ich mir nämlich die Zeit genommen, schier jeden in der Katherinenresidenz nach Becker zu fragen, Schwestern, Bewohner … Dabei fand ich heraus, dass ihn an dem Tag, an dem Sie ihn auf der Hintertreppe fanden, niemand sonst hier gesehen hat.«
Er schaute Fanni mitfühlend an und sagte halb zu sich selbst: »Vielleicht haben Sie sich einfach getäuscht.« Schnell schob er nach: »Wir werden sicher bald herausbekommen, was aus Becker geworden ist, spätestens am Montag werden wir wissen, wo er sich aufhält.« Er berührte kurz Fannis Arm. »Lassen Sie die Sache ruhen übers Wochenende und erholen Sie sich von dem Schrecken.«
Im nächsten Moment war er zwischen den parkenden Autos verschwunden.
Ein guter Rat! Aber Fanni-Terrier hat sich ja bereits auf Rolands Fährte gesetzt und drängt vorwärts!
Fanni streckte ihrer Gedankenstimme die Zunge heraus und ließ sich auf die Letzte in der Reihe von Bänken fallen, die unter den Bäumen der Allee aufgestellt waren. Geschäftig begann sie, in ihrer Handtasche nach dem Handy zu kramen. Sie musste sich mit Sprudel in Verbindung setzen. Das würde ein wenig Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.
Sie drückte auf den Einschaltknopf.
» PIN -Code!«, verlangte das Handy.
Sorgfältig tippte sie das Geburtsjahr ihrer Zwillinge ein.
»Okay!«
Fanni atmete auf und drückte die Taste mit dem blauen Balken.
»Verzeichnis! Auswählen!«
Sie berührte den Pfeil, der nach unten wies.
»Sprudel!«
Fannis Fingerkuppe schoss blitzschnell zu dem blauen Balken zurück, als bestünde Gefahr, dass der Name wieder verschwinden könnte, wenn sie sich nicht beeilte.
Sprudel meldete sich nach dem dritten Klingeln.
»Wir treffen uns in
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