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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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machen. Dort zweigte kurz hinter einer Kapelle ein schmales Sträßchen zum Schafferteich ab, dem Ausgangspunkt zur Zellerhütte.
     
    Auf dem Parkplatz oberhalb des Schafferteichs schnürten Fanni und Sprudel ihre Bergstiefel, schulterten die Rucksäcke und stapften los.
    Der Pfad führte durch einen Wald bergwärts.
    Nach einer knappen Stunde querten sie eine Forststraße und merkten, dass sie sich schon rechter Hand der Talstation einer Materialseilbahn befanden, deren im Wind schwankende Stahltrosse die Zellerhütte mit allem Nötigen versorgten.
    »Ab hier wird es steil«, sagte Fanni.
    Sprudel wischte sich mit seinem Taschentuch die Stirn.
    Nach einer weiteren Stunde hatten sie die Steilstufe überwunden. Die kleine, ebene Fläche, auf der die Hütte stand, tauchte vor ihnen auf.
    Weil eine wärmende Sonne schien, die ihre schweißgetränkten T-Shirts schnell trocknen würde, wählten sie einen der Tische im Freien.
    Eine Frau in den Dreißigern fragte nach ihren Wünschen.
    Roland Becker!
    Als ob wir mit der Tür ins Haus fallen könnten, wies Fanni ihre Gedankenstimme zurecht.
    Sie bestellten Getränke und eine steyrische Brotzeitplatte. Erst später, als die Frau zum Kassieren wieder an den Tisch trat, sagte Fanni: »Wir glaubten, einen Freund hier anzutreffen. Zu Hause hieß es, er würde den Sommer über auf der Zellerhütte aushelfen.«
    Die Frau verneinte erstaunt. »Ich weiß von keiner Aushilfe. Der Wirt und die Wirtin tun die ganze Arbeit allein. Ich komm nur zum Bedienen her – am Wochenende, in der Ferienzeit manchmal auch werktags. Ich bin die Rosmarie.«
    »Vielleicht ist unser Freund auch einfach als Gast hier«, warf Sprudel ein. »Er heißt Roland Becker.«
    »Roland …« Rosmarie dachte nach. »Also in der letzten Zeit ist kein Roland da gewesen. Aber es stellt sich ja nicht jeder mit Namen vor.«
    Fanni begann, in ihrem Rucksack zu kramen. »Ich kann Ihnen den Roland mal zeigen.« Sie fand die Broschüre, mit der die Katherinenresidenz für sich warb, und schlug die Seite auf, auf der das Personal vor dem Eingangsportal abgebildet war.
    »So sieht er aus.« Fanni tippte mit dem Zeigefinger auf Roland Beckers eigenwilliges Gesicht.
    »Fescher Kerl«, sagte Rosmarie, »aber gesehen habe ich den noch nie.« Sie ließ den Blick über die Pflegeheim-Belegschaft gleiten.
    Fanni beobachtete, wie Rosmaries Augenmerk kurz an Erwin Hannos pompöser Gestalt hängen blieb, wie ihr Blick einen Moment lang Verenas Figur abtastete, weiterwanderte, den Rand des Fotos erreichte, verweilte und dann mit einem Ruck an einen bestimmten Punkt zurückkehrte.
    »Aber die da kenn ich«, rief Rosmarie und bohrte ihren spitzen Fingernagel in die blonden Locken einer hübschen jungen Frau.
    Es ist eine der Schwestern, ich habe sie schon Medikamente austeilen sehen, dachte Fanni und versuchte, sich zu erinnern, wie die Blonde hieß.
    Inge, es muss Schwester Inge sein, sagte sie sich nach einigem Nachdenken.
    Fanni horchte auf, weil sie Rosmarie auf eine Frage von Sprudel antworten hörte, die ihr entgangen war. »Nein, nicht hier auf der Hütte, im Dilly’s.«
    »Dilly’s?«, kam es synchron von Fanni und Sprudel.
    »Das ist unser Wellnesshotel in Windischgarsten«, erklärte Rosmarie. »Da arbeite ich den Winter über im Service. Und die da«, der Fingernagel kratzte eine blinde Stelle in die Glanzschicht des Fotos, »die ist mir schon ein paarmal aufgefallen, weil sie immer allein an einem Tisch sitzt – dabei ist sie so eine Herzige.«
    »Die Frau auf dem Foto hat in dem Wellnesshotel schon öfter Urlaub gemacht?«, fragte Sprudel nach.
    Rosmarie winkte geringschätzig ab. »Länger als zwei Tage hat sie sich nie im Dilly’s aufgehalten, hat halt immer ein Wochenendpauschalangebot genutzt.«
    Am Nebentisch ließ sich soeben eine Gruppe nieder, die offensichtlich vom Warscheneck zurückgekommen war, für dessen Ersteigung die Zellerhütte als Stützpunkt diente.
    »Rosmarie, willst uns verdursten lassen?«, tönte es herüber. »Rosmarie, was glaubst, wie nötig wir ein Bier haben?«
    Offenbar waren es Einheimische. Rosmarie wandte sich ihnen lachend zu.
    »Also dann, vier Weizen, zwei Radler.«
     
    Nachdem Rosmarie sie wieder sich selbst überlassen hatte, kamen Fanni und Sprudel überein, dass es stümperhaft wäre, nicht auch noch Wirt und Wirtin nach Roland zu fragen.
    Sie fanden die Wirtin beim Gläserspülen in der Küche und den Wirt beim Holzhacken hinter der Hütte. Beide antworteten kurz und bündig,

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