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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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hätte das Brennmaterial von dieser Seite hertransportieren können, während Rosie von der anderen zu Fuß hinaufspazierte«, kam Sprudels Einsicht.
    »Elsie hat selbst erzählt, wie sehr es ihren Sohn aus der Bahn geworfen hat, als sich rausstellte, dass aus der Erbschaft nichts werden würde«, sagte Fanni. »Er war gelinde ausgedrückt in Rage. Es dürfte Rosie nicht besonders schwergefallen sein, ihren Neffen zu den Brandstiftungen zu überreden. Er soll ja schon eine ganze Menge Schandtaten auf dem Kerbholz haben.«
    »Hm.« Sprudel klemmte sein linkes Ohrläppchen zwischen Daumen und Zeigefinger und zog daran, bis es schier seine Wangenfalten berührte.
    Er denkt über etwas ganz Bestimmtes nach!
    Unübersehbar.
    »Hm«, wiederholte Sprudel und sagte dann zögernd: »Unsere Theorie hat einen Haken. Denn Rosie wäre – selbst wenn kein Testament existiert hätte – zusammen mit Elsie nur Miterbin geworden. Was hätte sie davon gehabt?«
    »Eine Stange Geld«, schlug Fanni vor. »Bestimmt genug, um den Hübler-Kasten zu retten. Rosie hat bereits einige Zeit vor Erna Sallers Tod mit einem Kaufinteressenten für das Anwesen verhandelt.« Sie stand auf. »Ende der Märchenstunde. Kein Fünkchen von unserer schönen Theorie lässt sich beweisen. Außerdem geht es schon auf fünf zu, höchste Zeit, in die Wirklichkeit zurückzukehren.«
    »Du musst also gehen …« Sprudel sah Fanni mit einem Blick an, der sie wie ein Magnet zu sich hinüberzuziehen versuchte.
    Sie trat hinter ihren Sessel und hielt sich an der Lehne fest. »Kommst du mit hinunter?«, fragte sie.
    »Ich werde wohl noch ein, zwei Stündchen hämmern und sägen«, antwortete er. »Die Wand sollte besser fertig sein, bevor das Wetter wieder umschlägt.«
    Fanni stieß sich vom Sessel ab und eilte zu dem Flickenteppich an der Tür, auf dem ihre Schuhe standen.
    Sprudel stand ebenfalls auf. Während er auf sie zukam, sagte er: »Auch wenn sich nichts beweisen lässt, Marco interessiert sich bestimmt für unsere Theorie. Er wird sich Rosie vorknöpfen.«
    Fanni hatte ihre Schuhe angezogen und richtete sich auf. »Rosie ist schlau«, meinte sie, »schlau und gerissen. Die lässt sich nicht aufs Glatteis führen. – Sie nicht, aber vielleicht ihr Neffe.«
    Sprudel legte seine hohle Hand um Fannis Wange.
    Er will dir sagen, wie sehr er dich mag, wie sehr er dich schätzt! Eine Sekunde noch, dann wirst du in seinen Armen liegen!
    Fanni umklammerte die Türklinke, drückte sie hinunter. Sprudel atmete behutsam aus und ließ seine Hand sinken. Im nächsten Moment war Fanni verschwunden.

20
    Heulst du?
    Verdammt, ich mag ihn halt lieber, als gut ist.
    Fanni begann zu laufen. Sie schlingerte den steilen Abhang hinab, landete am Ende auf dem Hintern. Blieb sitzen und hörte zu, wie hinter ihr Steine herunterpolterten.
    Einer traf sie schmerzhaft an der Schulter.
    Fanni drehte sich um, stützte sich auf Knie und Hände und sah hinauf. Über die obere Kante des Steilhanges wälzte sich ein ansehnlicher Felsbrocken. Fanni warf sich zur Seite, kugelte ein paar Meter schräg abwärts, wurde von einem Fichtenstamm gestoppt.
    Der Felsbrocken rollte an ihr vorbei, fegte einen Ast zur Seite, prallte gegen einen Granitquader, der ihn zurücktaumeln ließ, und blieb in einer kleinen Mulde liegen.
    Fanni kauerte vor ihrem Fichtenstamm und sah zu dem Felsbrocken hinunter, der dalag, als wäre er nie woanders gewesen. Sie starrte hin, bis es im Hang über ihr wieder lebendig wurde. Große und kleine Steine prasselten herunter.
    Hastig wand sich Fanni hinter den Stamm und rollte sich zu einem Knäuel zusammen. Rechts und links schossen Steine vorbei. Einer traf den Stamm, hinter den Fanni gekrochen war, spritzte seitlich weg und kam neben Fannis Knöchel zu liegen.
    Auf einmal war es still.
    Fanni ließ die Arme sinken, die sie über ihrem Kopf verschränkt hatte, und blickte verstört um sich. Im selben Augenblick ging es schon wieder los. Ein Steinbrocken in der Größe eines Ghettoblasters donnerte herunter, riss Tannenzapfen, Zweige und schwarzen Waldboden mit sich. Fanni presste den Kopf zwischen die Knie.
    Der Brocken traf die Fichte.
    Der Baum erzitterte, warf Nadeln und Borkenbrösel ab.
    Fanni rutschte weg von ihm, kroch ein Stückchen abwärts und rollte sich auf den Bauch, versuchte die Hände in den lockeren Erdboden zu krallen.
    Sieh zu, dass du wegkommst von hier! Möglicherweise gerät der ganze Hang in Bewegung!
    Etwas Schweres schlitterte herunter, ließ

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