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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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gegeben, auch die Tat am Friedhof jemandem anzuhängen«, ergänzte Fanni.
    »Da fiel ihr doch als Erstes Fanni Rot ein«, feixte Sprudel, »die zwischen den Gräbern herumirrte. Rosie entdeckte sie, gleich nachdem sie den Pfarrer erschlagen und sich auf den Weg zur Kapelle gemacht hatte.«
    »Rosie hat Elsie, Frau Praml, den gesamten Frauenbund benutzt und manipuliert«, sagte Fanni. »Wer weiß, wie es Togo-Franz ergangen wäre, hättest du ihm nicht dabei geholfen, alles richtigzustellen.«
    »Schade, dass ihm der Bestatter so ein schönes Alibi gab«, meinte Sprudel sarkastisch. »Togo-Franz hätte einen hervorragenden Prügelknaben abgegeben.«
    Fanni bemühte sich, den Gedanken zu vertreiben, der ihr bildhaft vor Augen führen wollte, was alles hätte geschehen können, wären Rosies Intrigen fruchtbar gewesen.
    Sprudel zückte indessen seinen Stift und unterstrich den Namen »Rosie Hübler« auf seiner Liste mit einer fetten Doppellinie.
    Fanni starrte eine Zeit lang darauf, dann begann sie noch langsamer als die ersten beiden Male zu sprechen: »Aus Wut darüber, dass sie auf dem Saller-Anwesen so wenig Schaden anrichten konnte, hat Rosie bei der Hütte Feuer gelegt. Sie dachte, die Hütte gehört dir, weil du nach dem Brand dort übernachtet hast.«
    »Das hieße, sie hat mir nachspioniert«, murmelte Sprudel.
    Fanni nickte, studierte den eingetrockneten braunen Ring in ihrer Kaffeetasse und schwieg.
    »Lässt sich aus dem Kaffeesatz was Dienliches herauslesen?«, fragte Sprudel nach Minuten des Schweigens.
    Fanni sah auf. Ihr Blick irrte über den Tisch zu Sprudels Liste, verweilte einen Moment lang auf der Doppellinie, die Sprudel unter den Namen »Rosie Hübler« gezogen hatte, wanderte weiter und fixierte schließlich Sprudels Augen.
    »Rosie hat die Brandstiftungen nicht allein begangen«, sagte sie.
    Sprudel schnappte nach Luft. »Sie hat Satanisten dafür engagiert? Nein, Fanni, nein!«
    »Glaubst du etwa, Rosie hat sich ein Bündel schwarzer Kerzen unter den Arm geklemmt, hat eine Schachtel Streichhölzer in ihre Hosentasche geschoben und ist nachts um zwei mutterseelenallein von Birkdorf nach Birkenweiler gewandert?« Fanni schnaubte verächtlich. »Und dort angekommen hat sie ein Brecheisen hergezaubert und damit die Scheunentür aufgebrochen? Dann hat sie die Kerzen so aufgestellt, dass die Balken Feuer fangen mussten, und sie angezündet? Und daraufhin ist sie den ganzen Weg nach Birkdorf wieder zurückgelaufen?«
    »Warum nicht«, entgegnete Sprudel. »Rosie kommt mir recht fit … Moment mal, sie hatte es ja gar nicht weit. Sie war doch bei ihrem Verwandten in Buchenweiler zu Besuch. Zwischen den beiden Orten liegt nur der Weileracker. Der Feldweg, der ihn quert, bringt es auf keine zweihundert Meter.«
    »Du hast recht«, gab Fanni zu. »Und die schwarzen Kerzen standen schon bereit – in dem Gesteck, das sie mitgebracht hatte.«
    »Aber du hast auch recht«, erwiderte Sprudel. »Das Schloss an der Scheunentür war nicht so einfach zu knacken.«
    »Vielleicht hatte Rosie einen Mechaniker dabei«, überlegte Fanni laut.
    »Du meinst Elsies Sohn?«
    Fanni nickte.
    »Ach, Fanni, eben sprachen wir von seinen Alibis.«
    »Alibi!« Fanni wedelte das Wort beiseite. »Der Junge war die ganze Nacht in der Disco. Zwanzig Zeugen bestätigen das. Was bestätigen sie denn? Dass er um elf da war, um zwölf, um eins, um halb zwei, um vier, um fünf?«
    »Gekauft«, antwortete Sprudel.
    Fanni lächelte zufrieden. »Als Rosie am nächsten Tag erfahren musste, dass alles umsonst gewesen war, und bald darauf einen neuen Plan ersann, hätte sie es noch schwerer gehabt, ihn allein auszuführen. Sie hätte mit einem ganzen Sack voll Stroh und Reisig auf dem Rücken zur Hütte laufen müssen.«
    »Rosie hat ein Auto«, widersprach Sprudel. »Einen knallgelben VW-Käfer aus den Sechzigern. Man sieht und hört ihn von Weitem.«
    »Eben«, sagte Fanni.
    Sprudel seufzte. »Das Motorrad von Elsies Sohn hört man ebenfalls von Weitem. Am Samstag hat es halb Birkdorf in Richtung Deggendorf knattern und nicht vor Mitternacht zurückkommen gehört.«
    Fanni blinzelte ihn an. »Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, Sprudel, wohin der Wirtschaftsweg, der nicht weit von meinem Hütterl verläuft, eigentlich führt?«
    Sprudel schnappte nach Luft.
    »Richtig«, lobte ihn Fanni. »Er überquert den Birkenweiler Hügel, umrundet Altfleck und mündet kurz vor Deggendorf wieder in die Hauptstraße.«
    »Elsies Sohn

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