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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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einseitigem Glas begrenzt. Die Fenster gestatteten den freien Blick auf die Warteräume – sie waren zu vornehm, um sie als Zellen zu bezeichnen – in denen die Zeugen mit der Anweisung zurückgelassen wurden zu warten, bis jemand zu ihnen kommen würde.
    Mehr als nur ein Zeuge hatte in diesen Räumen ein Verbrechen gestanden, und Hunderte von anderen hatten Geheimnisse preisgegeben, von denen sie dachten, niemand würde sie mit anhören. Flint staunte immer wieder über die Dummheit der durchschnittlichen Kriminellen und ihrer Komplizen, aber inzwischen war er dankbar dafür.
    Wäre jeder Kriminelle so gewitzt wie Greta Palmer, sein Job wäre deutlich schwerer.
    Jaspers Eltern befanden sich im dritten Raum auf der rechten Seite. Als DeRicci auf den Ein-Wege-Spiegel zuging, zog sie ihren Handheld hervor und rief den Vollzugsbefehl auf, den die Wygnin ihr gegeben hatten. Flint sah, wie er auf dem Bildschirm erschien, zusammen mit Bildern des Tatorts und der sogenannten Verbrecher, die Flint noch nie zuvor gesehen hatte.
    DeRicci sah das Gerät nicht einmal an. Sie machte sich keine Sorgen um den Vollzugsbefehl, jedenfalls noch nicht. Stattdessen blieb sie vor der Glasfläche stehen.
    Flint stellte sich neben ihr auf. Dieser spezielle Warteraum war eher klein, aber ebenfalls vornehm. Der Raum war in warmen Braun- und Beigetönen gehalten, der Teppich dick, perfekt, um im Bedarfsfall darauf zu sitzen, und die Couch sah einladend aus.
    Auf einem Tisch in der Mitte des Raums standen Getränkebecher neben Keksen, die nicht aussahen, als kämen sie aus den Beständen des Departments. Die Uniformierte saß auf dem einzigen Metallstuhl und starrte die Spiegelfläche an, als wolle sie so jemanden herbeirufen, der sie retten sollte.
    Der Mann – Jaspers Vater – ging im Raum auf und ab, die Hände in den Taschen, der Körper gekrümmt. Er hatte das gleiche rote Haar wie sein Sohn, und seine Haut war blass und mit Sommersprossen übersät.
    Seine Frau saß auf der Kante eines dick gepolsterten Sessels, der Rücken gerade, die Beine übereinandergeschlagen und zur Seite abgewinkelt. Ihr braunes Haar trug sie aus dem herzförmigen Gesicht frisiert. Ihr Blick war gesenkt, die Hände im Schoß gefaltet.
    Sie sah fast aus wie einer jener Bittsteller, die in Armstrongs vielen Kirchen darauf Warteten, dass jemand ihnen Vergebung erteilte.
    »Verdammt«, sagte DeRicci.
    »Was?« Flint beäugte sie mit gerunzelter Stirn. Sie starrte den Handheld an.
    »Sehen Sie sich das an.« Sie berührte eine Ecke, und die Holopräsentation der Bilder erhob sich auf der Oberfläche des Bildschirms, ein Frauenkopf, der nun dreidimensional dargestellt wurde. Die Frau hatte braunes Haar, helle Haut und ein herzförmiges Gesicht.
    Flint studierte das Hologramm und bewegte es leicht zur Seite, sodass er gleichzeitig die Frau in dem Zimmer betrachten konnte. Die Frau, die auf dem Polstersessel hockte, war älter und hatte ein paar Modifikationen vornehmen lassen, die die Form ihres Mundes und ihrer Nase verändert hatten, aber ihre Augen waren dieselben. Und ebenso verhielt es sich mit ihrem Haaransatz und der einzigartigen Form ihres Gesichts.
    »Das ist dieselbe Frau, nur jünger«, sagte er.
    DeRicci nickte. »So sehe ich das auch.«
    »Das ist doch nicht von den Wygnin, oder?« Er musste die Frage stellen, obwohl er die Antwort schon vorher kannte. Er hatte die Bilder in dem Handheld gesehen, bis jetzt nur nicht eingehend studiert.
    »Das ist Teil des Vollzugsbefehls«, sagte DeRicci.
    Flint starrte das Gesicht an. Das Hologramm der Frau sah so unschuldig aus, so jung. Beides, die Unschuld und die Jugend, waren aus dem Gesicht der Frau in dem Zimmer geschwunden. Sie hatte sich während der ganzen Zeit, in der sie hier gestanden hatten, nicht geregt, während der Vater immer weiter durch den Raum gewandert war.
    Die Uniformierte stierte die Wand an, als könnte sie geradewegs hindurchsehen. Niemand sprach ein Wort in dem Raum, und es sah aus, als hätten sie es nicht einmal versucht.
    Flint dachte an den kleinen Jungen, erinnerte sich an das tränenüberströmte Gesicht, während der kleine Kerl tapfer versucht hatte, den Namen seiner Familie geheimzuhalten, weil er fürchtete, seine Geschwister würden an seiner Stelle zu den Wygnin gehen müssen. Hatte das Kind gewusst, dass seine Mutter etwas angestellt hatte? Aber wie war das möglich? Welche Mutter würde ihrem Kind erzählen, dass sein Leben wegen eines Verbrechens verwirkt sein sollte, das sie

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