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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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lange vor seiner Geburt begangen hatte?
    »Was können wir tun?«, fragte Flint.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete DeRicci. »Vielleicht können wir den Vollzugsbefehl anfechten.«
    »Auf welcher Grundlage? Die Wygnin werden, sobald sie die Frau sehen, wissen, dass sie die richtige Person haben. Wir wissen es, und wir hatten nicht so viel Zeit wie sie, um ihr Bild zu studieren.«
    »Es muss eine Möglichkeit geben«, beharrte DeRicci. »Ein achtjähriges Kind hat eine voll entwickelte menschliche Persönlichkeit. Die Wygnin würden ihn zerstören.«
    »Warum haben diese Leute nur nicht daran gedacht, bevor sie Kinder bekommen haben?«, murmelte Flint. »Sie kannten die Risiken.«
    »Ich schätze, sie hielten sich für unverwundbar.« DeRicci drückte auf eine Ecke des Handhelds, und das Hologramm verschwand.
    »In gewisser Weise sind sie das sogar«, sagte Flint. »Es sind ihre Kinder, die für ihre Taten bezahlen müssen.«
    DeRicci sah ihm in die Augen. »Ich gehe zum Stadtsyndikus.«
    »Eigentlich sollten Sie mich bei den Rev unterstützen.«
    DeRicci ließ den Handheld in ihre Tasche gleiten. »Hören Sie, Miles, ich bin wütend, ich bin müde, und ich bin mutlos. Wollen Sie wirklich, dass ich mich an einem heiklen Gespräch mit den flatterhaftesten Kreaturen beteilige, denen wir Menschen je begegnet sind?«
    Das wollte er natürlich nicht, aber er wollte auch nicht, dass sie sich in Schwierigkeiten brachte. Ganz davon abgesehen, dass ein Teil von ihm wünschte, sie würde sich mit den Eltern befassen, damit er verschont bliebe. Er wollte einfach nicht daran denken, ein Kind zu verlieren, auch dann nicht, wenn es nicht sein Kind war.
    »Was kann der Stadtsyndikus denn tun?«, fragte er.
    »Vielleicht hatte er schon früher damit zu tun«, meinte DeRicci.
    »Reese? Der ist so neu … Verglichen mit ihm, kommt es mir vor, als würde ich schon seit Jahren als Detective arbeiten. Der kann uns nicht helfen.«
    »Wir werden es nicht erfahren, wenn wir es nicht versuchen.« DeRicci schob sich an Flint vorbei und ging zur Tür.
    »DeRicci«, sagte er.
    Sie blieb stehen, als ihre Hand sich bereits gegen die Doppeltür stemmte. »Was?«
    »Ehe Sie gehen, sollten Sie vielleicht duschen und sich eine echte Uniform anziehen. Und den Dreck aus dem Gesicht waschen.«
    DeRicci strich sich mit den Zeigefingern über die Wangen und hielt sie hoch, als wolle sie die Wahrhaftigkeit seiner Worte überprüfen.
    »Ich habe Sie das bisher noch gar nicht gefragt«, sagte er zurückhaltend. »Sind Sie bei dem Unfall verletzt worden?«
    Ihre Hand huschte zu ihrem linken Arm, hielt dann aber inne, als hätte sie es sich anders überlegt. Dann ließ sie ein bescheidenes, beinahe selbst herabwürdigendes Lächeln aufblitzen. »Nein«, antwortete sie, während sie die Tür aufstieß. »Von mir prallt alles ab.«
    Dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloss, und Flint blieb allein in dem Spiegelgang und starrte ein Elternpaar an, das im Begriff war, seinen Sohn zu verlieren.

 
20
     
    J amal saß auf einem der stramm gepolsterten Stühle in seinem Hotelzimmer. Er hatte ihn neben das Fenster gestellt und den Schutzschild gerade weit genug hochgeschoben, dass er die Leute auf der Straße sehen konnte.
    In der Armstrongkuppel lief des Nachts ein ganzer Haufen Leute durch die Gegend. Jamal war an die strengen Verordnungen der Gagarinkuppel gewöhnt, zu denen auch eine Ausgangssperre nach Mitternacht zählte. Niemand würde um diese Zeit durch die Straßen von Gagarin ziehen. Dort würde die Polizei jeden, der auch nur einen Fuß vor die Tür setzte, auflesen und ihm einen strengen Vortrag halten.
    Er wünschte, er wäre jetzt in der Gagarinkuppel. All diese Leute auf den Straßen machten ihn nervös.
    Jamal lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen. Als ob ihn noch irgendetwas nervös machen könnte. Das Stadium der Nervosität hatte er doch schon längst hinter sich. Sein Körper hatte sich in jede Emotion gestürzt, die er finden konnte, offensichtlich bemüht, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren als auf den vollständigen und totalen Verlust.
    Hakan Needahl hatte ihm seine letzte Hoffnung genommen. Der Anwalt hatte Jamal davon überzeugt, dass niemand seinen Fall übernehmen würde, gleich, was er auch tat. Nicht einmal, wenn er die Leute in Ennis wunderschönes, unschuldiges Gesicht würde blicken lassen, damit sie sehen konnten, dass er nichts damit zu tun hatte.
    Keiner von denen wollte in die Situation kommen, in der

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