Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
sie bezweifelte, dass sich die Lage inzwischen verbessert hatte. Schließlich, was sollten die Stadtoberhäupter schon tun? Alle Armen aus der Kuppel werfen?
    Eine Wand war nach innen gestürzt. Offensichtlich hatte sie einen Teil ihrer Stützen eingebüßt, ein recht alltägliches Problem im Zusammenhang mit Permaplastik. Das Permaplastik hielt länger als die Materialien, welche die Permaplastikteile zusammenhielten. Ekaterina starrte die Mauer einen endlosen Augenblick lang an. Sie sollte ihr eine Warnung sein, dass das Gebäude nicht sonderlich stabil sein konnte. Vielleicht war das der Grund, warum es so still war, weil die Leute nicht dumm genug waren, es betreten zu wollen.
    Und trotzdem musste sie es versuchen. Sie brach vor Erschöpfung last zusammen. Rasch sah sie sich über die Schulter um. Anscheinend war sie noch immer allein auf der Straße – nicht, dass sie das in der umgebenden Finsternis sicher hätte bestimmen können.
    Schließlich stieg sie die Hintertreppe hinauf und betrat das Haus durch eine offene Tür.
    Das Gebäude roch nach altem Urin und Verwesung. Irgendjemand oder irgendetwas war hier drin gestorben. Ekaterina konnte nicht sagen, wann das geschehen war, weil alterndes Permaplastik dazu neigte, Gerüche zu absorbieren.
    Der Boden machte jedoch einen sicheren Eindruck. Sie überquerte ihn und wünschte, sie hätte eine Lampe. Hier drin war es noch dunkler als draußen. Sie hoffte, sie würde nicht über irgendjemanden stolpern – lebend oder tot.
    Ihr Fuß stieß gegen einen Haufen mit irgendwelchen Dingen, die sich klappernd über den Boden verteilten. Sie erstarrte. Das Geräusch war so laut, dass sie überzeugt war, man hätte es noch auf der Erde hören müssen. Ihr Herz raste, und ihre Atmung beschleunigte sich ebenfalls.
    Kein Laut beantwortete das Geschehen. Niemand fluchte, niemand kam auf sie zu, niemand schrie. Niemand brüllte, Da ist sie!, und stürmte in das Gebäude hinein.
    Ekaterina war wirklich ganz und gar allein.
    Sie kauerte sich auf den Boden und tastete nach dem, was ihre Füße berührt hatten. Ein Stapel leerer Essensverpackungen, von innen klebrig und eindeutig der Ursprung des Modergeruchs. Jemand war vor ihr hier gewesen, hatte sich hier eine Zuflucht geschaffen und war wieder verschwunden.
    Es war ein gutes Zeichen, dass bisher anscheinend niemand die Verpackungen berührt hatte. Sie ging tiefer in das Gebäude hinein, weg von der eingestürzten Wand und dem Uringestank. Ein paar Möbelstücke waren noch vorhanden – ebenfalls Permaplastik und absolut wertlos.
    Ekaterina tastete die Stühle ab, fühlte Staub, aber nichts, was so unangenehm gewesen wäre wie die modernden Essensreste im anderen Raum; also zog sie zwei Stühle aneinander. Sie waren breit genug, dass sie sie als Bett benutzen konnte, und die Armlehnen ausreichend hoch, um sie vor neugierigen Blicken zu schützen.
    Alles, was Ekaterina brauchte, war ein kleines Nickerchen. Wenn sie wieder erwachte, würde sie sich Möglichkeiten ausdenken, um Armstrong zu verlassen. Falls sie dann noch allein war. Und in Sicherheit.

 
19
     
    D er Dolmetscher war ein Mann mit beginnender Glatze in mittleren Jahren, der einen kostspieligen maßgeschneiderten Anzug trug. Sein Gesicht zeichnete sich, obgleich schmal, durch Hängebacken aus, und die Haut an seinem Hals sah Krepppapier in einem Maße ähnlich, wie Flint es noch nie an einem modernen Menschen gesehen hatte.
    Leute, die regelmäßig mit den Rev Kontakt hatten, pflegten zumeist auf physische Modifikationen zu verzichten. Die Rev sahen in derartigen Eingriffen eine Form der Täuschung, und sie respektierten niemanden, der sich ihrer bediente.
    Der Dolmetscher wartete im Hauptsektor – niemand hatte ihn zur Detective Unit oder dem Verhörzimmer geführt. Im Hauptsektor herrschte reges Treiben – Uniformierte gingen ihrer Arbeit nach, die Empfangsbeamtin begrüßte Besucher, und der übliche Strom von Verbrechensopfern, Bittstellern und Verdächtigen, die alle aus unterschiedlichen Gründen hier waren.
    Die Lautstärke hier war stets recht hoch: Geschrei mischte sich mit Weinen, Gelächter und allem, was dazwischen lag. Die Gerüche waren ebenfalls omnipräsent: Parfüm, Schweiß und gelegentlich ein überwältigender Körpergeruch außerirdischer Herkunft. Dieser Ort befand sich in stetem Wandel, und das machte einen Teil seines Charmes aus.
    Manchmal sah Flint die Leute, welche die Eingangshalle bevölkerten, gar nicht bewusst. Sie waren ein Teil der

Weitere Kostenlose Bücher