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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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das sie arbeiteten, Geschäfte machte.
    »Natürlich haben sie die unterzeichnet«, sagte Mrs. Wilder. »Aber wie würde es Ihnen gefallen, wenn jemand, dem sie noch nie zuvor begegnet sind, Ihnen erzählt, Sie müssten ihr ältestes Kind aufgeben, weil der Geschäftsführer Ihres Unternehmens ein Haus auf einem einheimischen Nistgrund gebaut hat?«
    Reese schlug die Hand vor den Mund. DeRicci rieb sich weiter die Daumen, Gleich, wie viele Geschichten dieser Art sie auch zu hören bekam, sie würde sich wohl nie daran gewöhnen können.
    »Also bin ich zu den Wygnin gegangen«, fuhr Mrs. Wilder fort, »und habe sie gefragt, was ich sonst noch tun könnte. Ich habe gesagt, dass ich die Verantwortliche für diesen Fehler bin und meine Firma nichts damit zu tun hat und dass ich bereit bin zu opfern, was immer sie wollen, um meine Mitarbeiter da rauszuhalten.«
    »Also haben Sie Ihren Erstgeborenen gefordert«, schloss DeRicci.
    »Nein«, widersprach Mrs. Wilder. »Sie haben damals angefangen, die Menschen zu begreifen. Sie erkannten, dass Reproduktion für uns kein Imperativ ist, dass viele von uns überhaupt keine Kinder bekommen. Stattdessen haben sie verlangt, dass wir den Laden schließen, ihnen das Geschäft überlassen und Ihnen beibringen, wie es funktioniert.«
    »So etwas habe ich von den Wygnin noch nie gehört«, sagte Reese, was DeRicci nicht überraschen konnte. Sie bezweifelte, dass er im Allgemeinen besonders viel über die Wygnin wusste. Allerdings war ihr etwas in dieser Art auch unbekannt.
    »Dann haben sie einen Vollzugsbefehl ausgestellt, der besagte, dass sie ein Anrecht auf mein erstgeborenes Kind haben, und sollte ich in den nächsten zwanzig Jahren kein Kind bekommen, könnten sie mich stattdessen nehmen.« Sie rieb sich angestrengt die Augen, das erste deutliche Zeichen ihrer Anspannung.
    »Warum haben Sie sie nicht gleich an Ort und Stelle dort behalten?«, fragte Reese wie zur Bestätigung für DeRiccis Mutmaßungen.
    Mrs. Wilder bedachte ihn mit einem traurigen Lächeln. »Sie ziehen Kinder vor. Kleinkinder, um genau zu sein. Die können sie formen und zu Wygnin machen.«
    »Sie können sie nicht …«
    »Sie versuchen es aber«, sagte DeRicci. »Und sie kommen ihrem Ziel ziemlich nahe. Ich habe einige der Leute, die sie als Kinder geholt haben, als Erwachsene kennen gelernt. Diese Leute sehen mehr oder weniger menschlich aus, aber sie haben keine Vorstellung davon, wer oder was wir sind.«
    Reese schüttelte den Kopf. »Mensch ist Mensch.«
    »Wir lernen gerade, dass es nicht so einfach ist.« Carryth sprach leise, aber mit fester Stimme. Ganz offensichtlich wollte er diese Besprechung vorantreiben, und Reese stand ihm dabei im Weg. »Erzählen Sie weiter, Mrs. Wilder.«
    Die Frau wirkte nun noch angespannter als zuvor. »Nach meinem Treffen mit den Wygnin haben mir meine Anwälte geraten, einen Verschwindedienst einzuschalten, damit ich mein Leben ohne Furcht fortsetzen könne. Und das habe ich dann auch getan. Ich habe mein letztes Geld dafür ausgeben, mir eine neue Identität zu kaufen, und man hat mir versprochen, dass ich mir über die Wygnin nie wieder Sorgen machen müsse. Das war vor fünfzehn Jahren. Zuerst war ich sehr vorsichtig, aber dann fing ich an zu glauben, dass sie Recht hatten. Die Wygnin hatten die Firma. Sie brauchten mich nicht.«
    DeRicci runzelte die Stirn. Sie hatte noch nie gehört, dass ein Verschwindedienst derartige Versprechungen machte. »Sie haben Ihnen garantiert, dass alles in Ordnung kommen würde?«
    »Interessant, nicht wahr?«, meinte Carryth, als wären er und DeRicci die einzigen Leute im Raum.
    »Sie haben gesagt, mein Fall sei außergewöhnlich und sie bezweifelten, dass die Wygnin versuchen würden, mich aufzuspüren.« Mrs. Wilder schüttelte den Kopf. »Ich habe ihnen geglaubt.«
    »Denken Sie, die Wygnin sind Ihnen von Anfang an gefolgt?«, fragte Reese.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete Mrs. Wilder.
    »Ich bin sicher, das sind sie nicht«, verkündete DeRicci. »Anderenfalls hätten sie sich Ihren Sohn geholt, als er noch ein Kleinkind gewesen ist. Die haben Sie gerade erst gefunden.«
    »Mir ist egal, warum sie solange gewartet haben«, sagte Mrs. Wilder. »Der Punkt ist, dass er zu alt ist, um mit ihnen zu gehen. Sie würden ihn zerstören.«
    DeRicci zwang sich, ruhig sitzen zu bleiben. Sie wollte keine Zustimmung zu dieser Feststellung äußern, obwohl sie wusste, dass sie zutreffend war. Sie wollte nicht einmal darüber nachdenken. Sie

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