Miles Flint 01 - Die Verschollenen
die Anweisungen Ihres Chefs befolgt haben.«
Der Pilot schlug die Augen auf, eine Bewegung, die erstaunlich lange dauerte, weil seine Wimpern zusammenklebten. Erst jetzt sah Flint den zähen Schleim zwischen seinen Lidern.
»Macht das einen Unterschied?«, fragte der Pilot.
»Das tut es«, antwortete Flint.
»Werde ich eine bessere Behandlung erhalten, wenn ich Ihnen erzähle, ich würde allein arbeiten?«
»Sie erhalten eine bessere Behandlung, wenn Sie uns die Wahrheit erzählen«, sagte DeRicci. »Vergessen Sie nicht, wir haben auch Ihre Freunde in Gewahrsam, und ihre Geschichten sollten besser zusammenpassen.«
»Ja«, fügte Flint hinzu, »und ich schätze, Sie waren alle viel zu krank, um ihre Geschichten aufeinander abzustimmen, als sie von dem Rev-Schiff geworfen worden sind.«
»Geholt«, korrigierte der Pilot.
»Nachdem wir für Sie einen Handel abgeschlossen haben«, log DeRicci. »Möchten Sie, dass wir Sie zurückschicken?«
Der Pilot erzitterte. Seine Reaktion brachte einige der bunten Linien auf den Monitoren der diagnostischen Wand zum Steigen. Auf einem Gefangenenschiff der Rev festgehalten zu werden, war offenbar keine sehr angenehme Erfahrung.
»Das ist eine neue Strategie«, sagte der Pilot. »Wir nehmen Verschwundene an Bord und übergeben sie der Gruppe, von der sie gesucht werden.«
»Das war nicht immer so, richtig?«, fragte DeRicci.
Der Pilot schüttelte den Kopf. »Die meisten Angestellten haben gekündigt, als das neue Management die Arbeit aufgenommen hat, aber diejenigen von uns, die geblieben sind, erhalten einen Bonus für jeden erfolgreichen Transfer. Das ist ein Haufen Geld.«
»Dann macht es Ihnen wohl nichts aus, verzweifelte Klienten zu verraten«, bemerkte DeRicci.
»Verzweifelte Kriminelle.« Der Pilot hob langsam eine Hand und rieb sich die Augen mit dem Daumen. »Mir hat nie so ganz gefallen, wie wir uns über die Gesetze hinweggesetzt haben.«
»Warum haben Sie dann für Disappearance Inc. gearbeitet?«, verlangte DeRicci zu wissen.
»Die Bezahlung war gut«, antwortete der Pilot. »Und ich konnte dauernd Jachten steuern.«
Flint schüttelte den Kopf. »Wie lange liefern Sie schon Klienten aus?«
»Etwa drei Monate.«
»Nur neue Verschwundene?«, hakte Flint nach.
Der Pilot runzelte die Stirn. Seine Hand fiel zur Seite, als könnte er sie nicht mehr hochhalten. »Was sollte ich sonst tun? Alte Verschwundene suchen und ausliefern? Als würden die freiwillig zu mir an Bord kommen.«
»Aber etwas passiert mit den alten Verschwundenen«, hakte DeRicci nach.
»Was kümmert Sie das?«, gab der Pilot zurück. »Das sind alles Kriminelle. Sie verdienen es, geschnappt zu werden, oder etwa nicht?«
»Soweit wir beweisen können, dass die Aliens sich die richtigen Leute schnappen«, sagte Flint, »was nach zwanzig Jahren manchmal gar nicht so einfach ist.«
Der Pilot leckte sich die Lippen. Die Risse in ihnen waren tief und stellenweise entzündet. »Warum soll mich das interessieren?«
»Weil«, antwortete Flint, »Sie ein Verbrechen begehen, wenn Sie Unschuldige ausliefern und unwahre Angaben über deren Identität machen.«
»Tja, das habe ich aber nie getan. Und es ist alles gut gelaufen, bis diese Palmerschlampe mir eine Laserpistole ins Ohr gebohrt hat. Die Rev hatten das Geld bereits auf unser Konto überwiesen. Sie waren nicht besonders erfreut darüber, diese Frau zu verlieren.«
»Ich weiß«, sagte Flint. »Ich habe mich mit ihnen unterhalten.«
»Tja, die ist jedenfalls echt. Und eine neue Verschwundene. Dafür verbürge ich mich.«
»Das ist gut«, sagte DeRicci. »Er verbürgt sich für etwas, das wir schon wissen. Wie wäre es, wenn Sie uns etwas liefern, das wir noch nicht wissen, beispielsweise, ob sie auch alte Verschwundene verkaufen?«
Der Blick des Piloten wanderte zwischen ihnen hin und her. Sein Magen grollte, und er legte die Hand auf den Bauch. Der grünliche Ton seiner Hautfarbe wurde noch stärker. »Der Raum dreht sich.«
»Wenn Sie uns Antworten liefern, lassen wir sie in Ruhe«, sagte Flint.
Der Pilot rülpste, und der schale Gestank wurde noch schlimmer. Der Stand der Monitoranzeigen stieg höher. »Alles, was ich weiß, ist, dass ich jeder Gruppe, der ich eine Lieferung gebracht habe, sagen sollte, dass es Hintergrunddaten gebe, die sie sich herunterladen können, wenn sie den geforderten Preis bezahlen.«
»Welchen Preis?«
»Das weiß ich nicht. Sie sollten Verbindung mit einer Adresse herstellen, die ich ihnen geben
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