Miles Flint 01 - Die Verschollenen
welcher Verschwindedienst verlässlich arbeitet. Für diese Information werde ich Sie bezahlen. Und ich brauche sie schnell, damit ich den Mond verlassen kann.«
»Der Dienst, der am verlässlichsten arbeitet«, sinnierte die alte Frau. »Sie meinen einen Dienst, der einen Lokalisierungsspezialisten schlagen kann? Sie möchten wissen, wer für meine schlimmsten Fehlschläge verantwortlich ist?«
»Es geht mir nicht um Ihre Fehlschläge. Ich möchte wissen, wer vertrauenswürdig ist. Ich habe Disappearance Inc. vertraut, und die haben mich eben den Leuten übergeben wollen, vor denen ich geflohen bin. Ich möchte lediglich vermeiden, dass so etwas noch einmal passiert.«
»Und ich wette, sie haben einen ordentlichen Gewinn dabei herausgeschlagen.« So, wie die alte Frau das sagte, klang es geradezu anerkennend. Dann aber lächelte sie Ekaterina an. »Wissen Sie, ich bekomme in letzter Zeit erstaunlich viele Anfragen bezüglich eines verlässlichen Verschwindediensts. Das scheint die Frage des Tages zu sein.«
»Danach hat noch jemand gefragt?«, hakte Ekaterina nach, ohne recht zu wissen, warum ihr die Alte diese Information hatte zukommen lassen.
»Ja«, sagte ein Mann hinter ihr. »Ich habe sie gefragt. Ist noch keine fünf Minuten her.«
Ekaterina erschrak und legte die Hand aufs Herz. Der Detective mit dem Engelsgesicht und den kalten Augen – Flint? – hatte hinter der Tür gestanden, und sie hatte ihn nicht gesehen, als sie eingetreten war.
Sie hatten es gewusst. Die Behörden hatten gewusst, dass sie herkommen würde. Shamus hatte sie verraten.
Es war alles aus. Das Gefühl, das sie vor Shamus Wohnung gehabt hatte, hatte sie nicht getrogen. Ihr Glück hatte sie verlassen, und die Rev würden sie schnappen.
Sie sah keinen Ausweg mehr – von einer Ausnahme abgesehen.
Sie griff in ihre Tasche und packte die Laserpistole. Aber sie hatte noch nie zuvor auf einen Menschen geschossen, von zwei ganz zu schweigen, und sie wusste nicht, ob sie das schaffen würde.
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
26
D eRicci war gerade mit der Liste der ehemaligen Freunde, Kollegen und Klienten von Maakestad fertig geworden, die in der Gegend von Armstrong lebten. Maakestad war Anwältin und vor etlichen interstellaren Gerichten zugelassen, aber in Armstrong war sie nicht oft gewesen, und folglich war die Liste kleiner, als DeRicci angenommen hatte.
Dennoch war es ungewöhnlich, dass eine flüchtige Person ohne fremde Hilfe so lange auf freiem Fuß bleiben konnte. DeRicci hegte den Verdacht, dass eine dieser Personen Maakestad Zuflucht gewährt hatte.
Sie hatte die Liste gerade durch die öffentlichen Links gejagt, als sie von der diensthabenden Beamtin angepiept wurde, die ihre Anwesenheit im Verhörzimmer erbat. Offenbar wurden die Rev allmählich wirklich ungeduldig.
DeRicci hastete in den Eingangsbereich hinunter, so schnell sie nur konnte. Dort ging sie der Diensthabenden und all den Leuten, die im allgemeinen Bereich der Division warteten, aus dem Weg und rannte einen abseits gelegenen Korridor zu dem Verhörzimmer hinab, das Flint dazu benutzt hatte, um mit den Rev zu sprechen.
Durch das einseitig verspiegelte Fenster sah es so aus, als wären zehn Rev im Raum. Der einzige Mensch war ein glatzköpfiger Mann, der sich in eine Ecke kauerte, die Hände über den Kopf erhoben, als würde er jederzeit mit einem Schlag auf denselben rechnen.
Nicht, dass DeRicci ihm hätte Vorwürfe machen wollen. Beinahe alle Rev hatten ihre Emotionskragen aufgestellt, und ihre merkwürdige Haut hatte einen tiefroten Farbton angenommen. In dem Raum gab es eine Menge Zorn, und der arme Dolmetscher war mit all dem vollkommen allein.
DeRicci schickte Flint eine Nachricht über seinen persönlichen Link – Wo sind Sie? Die Lage hier wird langsam kritisch – und drückte die Schultern durch. Dann öffnete sie die Tür und hätte unter dem Anprall des Ingwergestanks beinahe gewürgt.
»Hallo allerseits!«, sagte sie in der Hoffnung, dass der Dolmetscher noch weit genug bei Verstand war, seine Arbeit zu tun. Sie sprach gerade einmal fünf Worte Rev, da diese Rasse nur selten den Weg hierher fand. Rev-Probleme wurden normalerweise bereits im Hafen beigelegt. »Ich bin Flints Partnerin, und ich bin gekommen, um Sie zu einem bequemeren Ort zu bringen.«
Die Rev drängelten sich so sehr in dem kleinen Raum, dass DeRicci nicht überzeugt war, ihrerseits noch hinzutreten zu können.
Der Dolmetscher räusperte sich und
Weitere Kostenlose Bücher