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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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schweigen von dem Dreck anderer Leute, der aus den Textilien entfernt werden musste, bereitete ihr Übelkeit. So einen Job hatte sie noch nie gehabt.
    Ihre Handflächen waren feucht. Sie rieb sie an ihrer Hose ab und sah sich den Rest ihres Profils an.
    Die Textilfabrik befand sich in Von, einer Stadt, von der sie noch nie gehört hatte. Sie würde eine eigene Wohnung bekommen – ein Einzimmerapartment, bereitgestellt von der Firma – und wenn sie es schaffen sollte, genug Geld zu sparen, war sie vielleicht imstande, sich irgendwann eine Wohnstätte zu kaufen.
    Ekaterina strich sich mit der Hand übers Gesicht. Geld war ein Problem. Sie war auch früher schon dann und wann klamm gewesen, aber sie hatte stets die Sicherheit des Familienerbes genossen, das auf einem Treuhandkonto ruhte. Dieses Mal gab es keine derartige Rückversicherung. Wenn sie die Wohnung nahm, die im Eigentum der Firma stand, dann gehörte sie ihnen. Sie würde den Job samt der mickrigen Bezahlung brauchen, und sie würde wieder ganz von vorn anfangen müssen.
    Zum allerersten Mal wurde ihr die Realität der Veränderung, die sie gerade durchmachte, wirklich bewusst. Bisher hatte sie nur den Verlust begriffen, nicht aber, was vor ihr lag. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, wohin der Weg sie führen würde, weil sie keine Ahnung gehabt hatte. Sie hatte beschlossen, sich nicht in Fantastereien über ihr neues Leben zu verlieren, weil sie nicht hatte enttäuscht werden wollen.
    Aber nun war sie doch enttäuscht.
    Eine verarmte, fünfunddreißigjährige Frau, deren Fähigkeiten ihr nunmehr körperliche Arbeit gestatteten und die in einer unbekannten Stadt lebte.
    Ekaterina runzelte die Stirn und fragte sich, wo diese Stadt wohl sein mochte. Über ihr Ziel stand nichts in dieser Biografie. Sie musste an irgendeiner anderen Stelle in dem Material aufgeführt sein, das Jenny ihr gegeben hatte.
    Aber vielleicht war sie auch in der Datenbank des Handhelds zu finden. Die meisten Computer waren mit dem gleichen Grundgerüst aus Informationen ausgestattet: Wörterbücher für mehr als tausend wichtige Sprachen, grafische Darstellungen der Nahrungsmittelkompatibilität für menschliche/außerirdische Physiologie und, natürlich, Karten. Ekaterina durchsuchte einen Moment lang die Datensätze des Handhelds und fragte sich, ob sein Datenspeicher vielleicht von allen nicht relevanten Informationen gesäubert worden war, fand dann aber doch, was sie suchte.
    Die Kartenfunktion. Sie tippte Von ein und fügte hinzu, dass die Stadt in einem Gebiet liegen musste, das für Menschen bewohnbar war. Sie erhielt nur einen Treffer.
    Es lag auf dem Mars.
    Ekaterina starrte die Karte scheinbar endlos lange an. Das blinkende Zeichen verriet, dass Von in der nördlichsten Region des Mars oberhalb des nördlichen Polarkreises lag. Offenbar war die Stadt groß genug, eine eigene Kuppel zu haben, aber nicht groß genug, bekannt zu sein.
    Und das bereitete Ekaterina Sorgen, weil sie schon auf dem Mars gewesen war und wusste, was für ein Ort sie dort erwartete.
    Der Mars wurde von den Disty regiert, kleinen Kreaturen mit großen Köpfen, großen Augen und schmalen Körpern. Sie hassten das Gefühl von Weite und offenen Räumen und bauten ihre eigenen Kolonien auf wie Rattengehege. Wenn sie, wie es auf dem Mars der Fall gewesen war, Menschenkolonien übernommen hatten, hatten sie zusätzliche Gänge, falsche Zwischendecken und schmale Gehwege eingebaut, sodass die ganze Kolonie eine klaustrophobische Wirkung erzielte.
    Daran konnte Ekaterina sich gewöhnen. Sie hatte gewusst, dass die Möglichkeit bestand, dass sie an einen Ort gehen musste, der nicht von Menschen regiert, an dem sie aber toleriert wurden. Ursprünglich hatte sie sogar vermutet, man würde sie zum Mars schicken, weil die Disty und die Rev nicht miteinander auskamen. Sie mieden die Kolonien des jeweils anderen und hatten keinen Zugang zu der entsprechenden Heimatwelt.
    Dann hatte sie ein bisschen geforscht. Sowohl die Disty als auch die Rev hatten sich während der letzten paar Jahre auf der Suche nach Verschwundenen in die Kolonien des jeweils anderen vorgewagt. Weil die Disty und die Rev ähnliche Missionen verfolgten, respektierten sie die Haftbefehle des jeweils anderen und halfen einander oft dabei, Verschwundene in beiden Hoheitsgebieten aufzuspüren.
    Beide außerirdischen Spezies waren dem Spiel auf die Spur gekommen, das die Verschwindedienste mit ihnen trieben, und nun durchkreuzten sie deren Pläne.

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