Miles Flint 01 - Die Verschollenen
gesucht.«
Flint wünschte, der Dolmetscher wäre bereits da. Er hatte einige Fragen, von denen er nicht wusste, wie er sie mit seinem begrenzten Rev stellen sollte.
Er nickte, wohl wissend, dass es keine gute Idee war, bei diesem Gespräch die Hand zu erheben. Die Rev hielten derartige Gesten für rüde, und ebenso rüde wäre es, ihren Redefluss zu unterbrechen.
»Die Frau nannte sich Greta Palmer.«
»Schwindel.« Der Rev schloss den Mund und die Linie seiner Lippen verschwand in seiner fahlen Haut. »Die Dinge stehen schlechter als wir dachten.«
»Ich möchte, dass Sie mir alles darüber erzählen«, sagte Flint, »aber ich würde es vorziehen, auf den Dolmetscher zu warten. Je exakter meine Informationen sind, desto leichter wird es mir fallen, Ihnen zu helfen.«
»Sie würden uns helfen«, sagte der Rev, »wenn Sie uns diese Frau bringen würden.«
»Sie ist eine menschliche Frau, keine Rev«, entgegnete Flint, gezwungen, das englische Wort für menschlich zu benutzen, da ihm der entsprechende Begriff auf Rev nicht einfallen wollte. »Wäre sie eine Rev, könnte ich sie Ihnen übergeben. Da sie aber eine der unsrigen ist, muss ich unsere Vorschriften befolgen.«
»Wir haben einen Vollzugsbefehl für sie«, betonte der Rev noch einmal.
»Sie haben einen Vollzugsbefehl für eine Frau, deren Name mir nicht bekannt ist«, erwiderte Flint. »Ich denke, wir sind in dieser Sache gar nicht so weit voneinander entfernt, aber Sie verstehen sicher, dass ich unsere Vorschriften beachten muss.«
Die kleinen schwarzen Augen des Rev wölbten sich noch weiter aus ihren Höhlen. Das war das erste Anzeichen für Rev-Zorn. Flint warf einen Blick zur Tür, um sich zu vergewissern, dass sie nahe genug war, um ihm die Flucht zu ermöglichen, sollte es notwendig werden.
»Die Frau, die in der Jacht gekommen ist«, sagte der Rev. »Wo ist sie?«
»Als ich sie zum letzten Mal gesehen habe, war sie in der Dekontamination.« Auch dafür kannte er keine Übersetzung in Rev. Entweder das, oder er hatte sie vergessen. Er hatte seine Revkenntnisse seit beinahe zwei Jahren nicht mehr benötigt.
» De- was?«, fragte der Rev.
»Dekontamination« , wiederholte Flint. Er versuchte zu erklären, was das war, stellte aber fest, dass seine sprachlichen Lücken größer waren als erwartet. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Wir sollten auf den Dolmetscher warten.«
»Wenn diese Frau in der De- was in der Nähe ist, würden wir sie gern sehen«, sagte der Rev.
»Wie ich schon sagte, das kann ich nicht tun«, entgegnete Flint. »Nicht, solange wir nicht sicher sind, dass wir über dieselbe Frau sprechen.«
Und er fand eine weitere Möglichkeit, sie hinzuhalten. Er hatte dieses Mal eigentlich nicht gelogen – er hatte sie tatsächlich das letzte Mal in der Dekontamination gesehen –, aber er hatte auch nicht die volle Wahrheit erzählt. Er hoffte, er konnte die Rev lange genug hinhalten, damit die Streifenbeamten Gelegenheit hatten, Palmer zu finden. Dann würde er die Rev nicht wütend machen müssen.
Die Rev hielten wenig von Beschönigungen. Sie waren immer so ehrlich wie möglich. Am Anfang hatte dieser Umstand sie zu leichten Opfern für die Geschäftemacherei mancher Menschen gemacht. Eine Weile hatten die Rev die Menschen daher für alles andere als vertrauenswürdig gehalten. Dann jedoch hatten sie begriffen, dass Menschen einen anderen Sinn für Wahrheit hatten als Rev.
Wenngleich die Rev die Unterschiede verstanden hatten, führte diese Verschiedenheit doch dazu, dass sie auf Menschen oft viel schneller erzürnt reagierten, als sie es gegenüber ihrer eigenen Art getan hätten.
Und obwohl die Rev eine Halbwahrheit nicht immer erkennen konnten, waren sie doch oft imstande, eine glatte Lüge schlicht zu fühlen.
»Sie halten uns hin«, sagte der Rev.
»Ja«, gestand Flint erleichtert, in diesem Punkt nicht lügen zu müssen. »Ich möchte auf den Dolmetscher warten.«
»Und dann bekommen wir unsere Frau«, sagte der Rev.
»Wenn wir uns einig sind, dass sie die Richtige ist«, entgegnete Flint in der Hoffnung, nun nicht doch noch gelogen zu haben.
Der Rev drehte sich zu seinen Kameraden um. Sie hatten sich während des gesamten Gesprächs nicht gerührt. Nun sprachen sie in schnellem Rev, und Flint konnte höchstens jedes vierte oder fünfte Wort verstehen. Einen Moment später wandte sich der Sprecher wieder an ihn.
»Wir werden auf den Dolmetscher warten. Sie dürfen sich wieder zu uns gesellen, wenn der
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