Miles Flint 02 - Die Lautlosen
Seine Füße fanden den Boden. Die Schwerkraft hielt ihn aufrecht und vermittelte ihm ein Gefühl der Sicherheit.
Flint ließ seinen Anzug eine Außendiagnose durchführen. Nicht nur Gravitation, auch eine Atmosphäre. Also hatte das fehlende Blinken der Warnleuchte nicht getäuscht. Die internen Umweltsysteme des Schiffes arbeiteten noch.
Wieder benutzte Flint seinen alten Code, um die innere Tür zu öffnen. Sie glitt zur Seite, und er trat ins Schiff.
Trafficschiffe waren frei von Zierrat jedweder Art: keine bequemen Sessel, keine behaglichen Teppiche. Nur am Boden festgeschraubte Plastikstühle, die mit Gurten ausgestattet waren, um zu verhindern, dass Passagiere kreuz und quer durch die Kabine flogen.
Im hinteren Teil des Schiffs gab es einen großen Laderaum zur Aufbewahrung sämtlicher Gegenstände, die während eines längeren Flugs konfisziert werden mochten, sowie einen kleinen Schutzraum, in dem im Falle eines Falles Verbrecher festgesetzt werden konnten. Normalerweise setzte man die Kriminellen einfach auf diese Plastikstühle und fesselte sie mit Handschellen; aber bisweilen bekamen es die Polizisten mit Leuten zu tun, die so gewalttätig waren, dass sie in den Schutzraum gebracht werden mussten.
Flint sah sich um. Die Hauptbeleuchtung war an; alles sah normal aus. Keine Flüssigkeiten auf dem Boden; keine Audiobotschaften, die ihn vor Hüllenbrüchen oder Eindämmungsproblemen gewarnt hätten.
Flint griff nach einem Schaltpult an der Seite und überprüfte noch einmal die Informationen, die ihm sein Anzug geliefert hatte. Ja, die Umweltsysteme arbeiteten tatsächlich einwandfrei. Das Schiff hatte einige katastrophale Treffer im Bereich der Maschinen und der Waffensysteme erlitten, aber die Lebenserhaltung war vollkommen intakt.
Was ihm Sorgen bereitete, war der Umstand, dass ihn niemand in Empfang nahm. Normalerweise sollten mindestens zwei Polizisten an Bord des Schiffs sein. Waren sie verwundet? Oder waren sie so sehr mit den Reparaturen beschäftigt, dass sie gar nicht gemerkt hatten, dass er an Bord gekommen war?
Flint nahm die Haube ab, um besser sehen und hören zu können. Im Schiff war es vorschriftswidrig kalt; aber er hatte auch schon mit Kollegen zusammengearbeitet, die eine kältere Umgebung bevorzugt hatten, also konnte ihn dieses Detail kaum beunruhigen.
Was Flint jedoch beunruhigte, war der kaum wahrnehmbare Kupfergeruch, der in der Luft hing. Jemand auf diesem Schiff war verwundet, lag vielleicht im Sterben oder war bereits tot.
Flint ging zum Cockpit. Die Luke zum Maschinenraum war geschlossen und verriegelt, und die Signalleuchten deuteten an, dass sich das Schloss in Rotation befand, genau, wie es sein sollte.
Die Tür zu der kleinen Kombüse war geschlossen, was ungewöhnlich war; aber die Tür zum Cockpit stand offen.
Eine Hand ragte aus der Türöffnung hervor, die Finger gespreizt und reglos. Flint griff nach seiner Laserpistole und lugte um die Ecke.
Ein Polizist, tot, das Gesicht auf den Boden geschmettert, die Arme über dem Kopf. Flint konnte kein Blut sehen, aber er sah eine große Brandwunde im Rücken des Mannes.
Diese Wunde stammte nicht von dem Angriff auf das Schiff. Er war erschossen worden, und zwar aus ziemlich kurzer Entfernung.
Flint hob seine Waffe und hielt sie vor sich, während er voranging. Er atmete flach, sodass er jede Tür und jeden Stiefeltritt auf dem Kunststoffboden würde hören können.
Eine weitere Leiche kauerte neben dem Stuhl des Piloten – eine Frau, ebenfalls in der Uniform eines Trafficpolizisten. Der Geruch stammte von ihr. Noch immer troff Blut auf die Konsole. Viel Blut.
Flint musterte sie, als er sich dem Schaltpult näherte. Jemand hatte ihr die Kehle durchgeschnitten, und sie war verblutet. Sie hatte keine Chance gehabt, die Blutung zu stoppen.
Flint schluckte schwer. Sein Herz pochte. Er war nicht allein auf dem Schiff; das war nun vollkommen klar. Wer auch immer hier drin war, er hatte gemordet – entweder, um selbst am Leben zu bleiben, oder um das Schiff in seine Gewalt zu bringen, weil ihm nicht bewusst war, dass die Maschinen beim Raumkampf zerstört worden waren.
Zeit zu gehen und die Sache den Profis zu überlassen. So neugierig Flint auch war, er war auf sich gestellt. Und sollte er es, wie er vermutete, mit Frieda Tey zu tun haben, so würde er Hilfe brauchen.
Auch das stand fest.
Flint sah sich in dem Raum um, um sich zu vergewissern, dass sie nicht dort war. Er wollte ihr beim Gehen nicht versehentlich
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