Miles Flint 02 - Die Lautlosen
DeRicci vermerkte diesen Punkt in Gedanken, obwohl sie derzeit nicht recht wusste, was das zu bedeuten haben mochte. »Sie und Ihr Partner können das nicht an einem Tag schaffen.«
»Ich weiß«, sagte DeRicci. »Ich habe bereits Rücksprache mit meinem Boss gehalten. Wir werden eine Menge Polizisten für die Befragungen abstellen. Wir wollen sie so schnell wie möglich erledigen. Für die Stadt stellt das eine ausgewachsene Krisensituation dar. Wir werden so viel wie möglich davon abfangen müssen.«
»Sie können nicht alle Befragungen hier drin durchführen«, wandte die Frau ein. »Sie werden andere Räumlichkeiten benötigen.«
»Ja«, stimmte DeRicci ihr zu, erleichtert, dass jemand bereit schien, sie zu unterstützen. »Gebäude mit abgetrennten Räumen wären am besten, damit wir während der Befragungen nicht belauscht werden können.«
Die Frau nickte und erhob sich. »Ich weiß genau den richtigen Ort dafür. Ich werde alles für Sie vorbereiten.«
Außer ihr regte sich niemand. Schließlich ergriff die Frau Lakferds Arm.
»Komm schon«, sagte sie. »Der Detective hat recht. Wir müssen schnell vorgehen, und wir müssen die Läufer besänftigen. Wir haben doch noch den Festsaal … Warum sollten wir ihn nicht nutzen? Ich denke, ich kann dafür sorgen, dass noch mehr Essen dort bereitgestellt wird.«
»Festsaal?«, hakte DeRicci nach.
Die Frau nickte. »Ich weiß, das ist nicht, was Sie sich vorgestellt haben, weil er innerhalb der Kuppel ist, aber ich denke, er ist besser geeignet als alles andere. Wir hatten vor, ein Essen für die ersten zwanzig Läufer zu geben, bei dem auch die feierliche Verleihung der Medaillen hätte stattfinden sollen. Der Saal ist groß – es war vorgesehen, die städtische Prominenz dort zu beköstigen, und folglich haben wir bereits genug Essen für etwa zweihundert Personen. Und ich bin sicher, wir können noch mehr herschaffen.«
»Das ist eine Katastrophe«, murmelte Chaiken.
»Nicht, wenn wir alles richtig machen«, widersprach die Frau. »Wir werden die Läufer und die Freiwilligen beköstigen, und Sie können Polizisten vor der Tür postieren, damit niemand verschwindet, ehe die Befragung beendet ist. Würde das gehen?«
»Möglich«, antwortete DeRicci. »Aber ich würde es vorziehen, wenn die Leute draußen blieben.«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Das ist logistisch nicht machbar. Sie gehen in das Versorgungszelt, wenn sie fertig sind, bekommen ihre Freigabe und kehren in die Kuppel zurück. Diese Prozedur ist bereits im Gang. Jetzt noch etwas zu ändern, würde die Dinge für Sie nur schwieriger machen.«
DeRicci dachte darüber nach. Oberste Priorität war, keine Zeit zu vergeuden … keine Zeit zu vergeuden und sicherzustellen, dass jeder eine erste Befragung über sich ergehen ließ.
»Also gut«, sagte sie. »Ich stelle Uniformierte an den Türen auf. Sie sorgen dafür, dass niemand abhaut. Wenn uns auch nur ein einziger Zeuge durch die Lappen geht, werde ich die Marathonveranstalter dafür verantwortlich machen.«
»Schon wieder Drohungen, Detective?«, fragte Lakferd.
»Zum ersten Mal eine Drohung«, korrigierte sie ihn. »Und mit der ist es mir sehr ernst. Ich muss mit jedem sprechen, der etwas mit der Veranstaltung zu tun hat. Wenn jemand durch die Maschen schlüpft, werde ich mir die Organisatoren ein bisschen genauer ansehen. Das Letzte, was Sie sich wünschen können, sind Schwierigkeiten mit der Polizei wegen einer Behinderung meiner Ermittlungen.«
»Wir werden Sie nicht behindern«, versprach die Frau. »Wir werden tun, was wir können, um zu helfen.«
Chaiken gab keine derartigen Zusagen. Er starrte nur weiterhin die Monitorwand an.
»Stimmt’s, Alfred?«, fragte die Frau und stieß ihn mit dem Ellbogen an.
Chaiken blickte auf. »Du bist hier nicht verantwortlich, Dorthea.«
Dorthea Jonston. DeRicci nickte verhalten. Sie würde sich Notizen machen müssen, denn bevor dieser Tag vorüber war, würde sie sehr viele Namen zu hören bekommen.
»Jetzt schon«, entgegnete Jonston. »Niemand sabotiert meinen Marathon. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um dieses Rennen zu erhalten.«
Sie sah DeRicci an. DeRicci erkannte Zorn und Entschlossenheit in ihrem Gesicht.
»Sie sagen mir, was Sie brauchen und wann Sie es brauchen«, verkündete Jonston. »Ich werde dafür sorgen, dass Sie alles bekommen.«
»Danke«, sagte DeRicci, von einem absurden Gefühl der Dankbarkeit ergriffen. Wenigstens musste sie sich offenbar weit
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