Miles Flint 02 - Die Lautlosen
eigentlich jede Krankheit ausschalten, die durch den Hafen hereinkommen könnte.«
Flint seufzte. Alle vertrauten auf den Hafen, aber der bildete keine unfehlbare Schleuse. Immer wieder schlüpften Leute durch die Reihen derer, die dekontaminiert werden sollten. Die Hafensicherheit war viel zu sehr mit Störfällen beschäftigt, um sich darüber allzu große Sorgen zu machen.
»Ich kann nicht einmal beweisen, dass er Kontakt zu Frieda Tey hatte. Und solange ich das nicht beweisen kann, kann ich im Zusammenhang mit ihm nicht einmal ihren Namen nennen, nicht auf legale oder ethisch vertretbare Weise.« Wagner legte die Hände an die Hüften, als wäre er wütend darüber, dass Flint ihm Fragen gestellt hatte. »Verstehen Sie jetzt, warum ich zu Ihnen gekommen bin?«
»Sie wollen, dass ich zur Polizei gehe?«
»Ich möchte, dass Sie Rabinowitz’ Spuren folgen und herausfinden, ob er nahe an Tey herangekommen ist oder sie sogar getroffen hat. Und falls er das getan hat, möchte ich, dass Sie zur Polizei gehen. Ihnen werden die glauben.«
Vermutlich würden sie, nicht, weil er mehr Informationen liefern könnte als Rabinowitz, sondern weil Flint selbst ein Bulle gewesen war. Seine Vergangenheit hatte ihm eine Menge Glaubwürdigkeit eingetragen.
Ein sauberer Plan. Also hatte Paloma in diesem Punkt recht gehabt: Wagner war zu Flint gekommen, weil Flint war, wer er war, nicht wegen seiner Beziehung zu Paloma.
»Wie viel Zeit haben wir?«, erkundigte sich Flint.
»Was meinen Sie?«
»Wenn das Ding so ansteckend ist, wie Sie sagen, dann würde ich gern wissen, wann andere Leute daran erkranken oder sterben werden. Habe ich noch ein paar Stunden? Tage? Wochen?«
Wagner zuckte mit den Schultern. »Das ist ein Teil des Problems. Wenn alles, was ich über die virulenteste Form des Erregers gelesen habe, stimmt, wären wir bereits tot.«
Flint erschrak. Mit welcher Antwort er auch gerechnet hatte, damit nicht.
»Teys Akten zufolge tötet die virulenteste Form binnen eines Tages. Aber Rabinowitz ist bereits seit zwei Tagen tot, und bis jetzt wurde, soweit ich es beurteilen kann, noch niemand anderes krank.«
»Also sind Sie ein Panikmacher«, folgerte Flint.
»Vorsichtig bin ich«, entgegnete Wagner. »Wenn Sie sich die früheren Untersuchungen ansehen, werden Sie feststellen, dass einige Formen des Virus eine Inkubationszeit von mehreren Wochen haben. Und Rabinowitz hat sich bereits vor einigen Tagen krank gemeldet.«
»Wann genau?«
Wagner atmete tief durch. »Vier Tage vor seinem Tod. Ich habe all seine Unterlagen. Er hat in den letzten vier Tagen seines Lebens nichts anderes getan als Zuhause zu bleiben und sich auszuruhen. Ich bin nicht einmal davon überzeugt, dass er einen Arzt aufgesucht hat.«
»Aber Sie wissen genau, wann er gestorben ist?«
»Oh ja«, antwortete Wagner. »Meine Assistentin hat jeden Tag nach ihm gesehen.«
»Ms Krouch?«
»Nein.« Wagner lächelte. »Meine richtige Assistentin. Ms Krouch ist Anwältin, genau, wie sie Ihnen erzählt hat. Normalerweise bearbeitet sie ihren eigenen Kram.«
»Nur hat sie dieses Mal mich bearbeitet.«
Wieder atmete Wagner tief durch. »Hören Sie, ich weiß, das alles klingt verrückt. Ich weiß, dass ich mir vermutlich unnötig Sorgen mache. Aber ich werde keine Ruhe finden, solange ich nicht sicher weiß, dass Rabinowitz an einer natürlichen Ursache gestorben ist.«
Er klang aufrichtig. Flint sah Wagner in die Augen. Der Mann versuchte gar nicht erst, die Furcht zu verbergen, die ihn antrieb. Es schien eher, als wünschte er, Flint würde sie teilen.
»Ehe ich auch nur eine vorläufige Entscheidung darüber treffe, ob ich Ihren Fall übernehme oder nicht«, sagte Flint, »habe ich noch eine Frage. Nehmen wir einmal an, Sie haben recht. Nehmen wir an, Rabinowitz hat Tey gefunden und wurde irgendwie durch den Kontakt zu ihr krank. Was würden Sie dann wollen, das ich unternehme?«
»Ich sagte es doch schon. Ich möchte, dass Sie es der Polizei erzählen.« Wagner klang verärgert. »Gott weiß, wie viele Leute Rabinowitz angesteckt haben mag.«
Eingeschlossen die gesamte Belegschaft von WSX. Und jetzt auch Flint. Aber er würde sich von einer hypothetischen Krankheit nicht aus dein Konzept bringen lassen.
»Ich werde es der Polizei erzählen.« Flint senkte die Stimme, obwohl er wusste, dass niemand sie belauschen konnte. »Aber das war nicht, was ich wissen wollte. Falls Tey lebt und Rabinowitz sie gefunden hat, dann werde ich sie auch finden.
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