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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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verhalten. Wäre sie nicht so sehr auf Döbryn fixiert gewesen, dann hätte sie wohl mehr auf ihr eigenes Benehmen geschaut. Doch neben ihren persönlichen Absichten, den Menüplänen und der Leitung des Restaurants hatte sie kaum Zeit zum Schlafen gefunden.
    Was auch nur eine Ausrede war. Sie hatte kaum noch geschlafen, seit jemand hatte durchsickern lassen, dass die Allianzkonferenz sich mit der Aufnahme von Etae in die Organisation befassen wollte. Nitara hatte sich bemüht, nicht zu viele Fragen zu stellen, aber das war nicht einfach. Und es war noch schwerer geworden, als sie erfahren hatte, dass Anatolya Döbryn vor dem Komitee sprechen sollte.
    Ein Körper flog an ihr vorbei – jemand war von der Menge fortgeschleudert worden. Die Person – männlich, wie sie glaubte – landete auf dem Straßenbelag und rutschte an eine Mauerecke.
    Nitara rührte sich nicht. Sollte sie sich bewegen, würde sie nur die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und dann wäre sie die Nächste.
    Nitara schloss die Augen. Sie war kein Kind mehr. Sie würde nicht geschnappt werden, und sie würde nicht sterben. Sie atmete tief durch und zwang sich, stark zu sein.
    Dann schob sie sich näher an den Mann heran, den Rücken immer an der Wand, die Hände flach an die Mauer gepresst.
    Vor ihr wogte die Menge. Die Leute kämpften und stießen sich gegenseitig. Das Gebrüll hielt an, und die Stimmen von Polizisten erhoben sich über all die anderen, verstärkt und bedrohlich, wie die Stimmen von Beamten, die keine Ahnung hatten, mit wem sie eigentlich sprachen.
    Es kostete Nitara einige Mühe, ihre Ohren dazu zu bringen, all das zu ignorieren, so wie sie es schon getan hatte, als sie klein gewesen war. Ihre Eltern hatten im Krieg auf der falschen Seite gekämpft, und ihr Vater war gefangen genommen worden.
    Und ihre Mutter hatte eine Ausreisemöglichkeit für Nitara gefunden und sie zu Verwandten geschickt, die nicht auf Etae lebten. Irgendwann hatte Nitara dann ein Zuhause gefunden, einen Beruf erlernt und ihre Erinnerungen so tief vergraben, wie es ihre Albträume zulassen wollten.
    Aber sie hatte nie die Frau vergessen, die die Gefangennahme ihres Vaters angeordnet hatte: Anatolya Döbryn. Und Nitara hatte Döbryns Aufstieg durch die Instanzen verfolgt, obwohl sie sich über die politischen Entwicklungen auf Etae nicht hatte auf dem Laufenden halten wollen.
    Döbryn war diejenige, die in vorderster Front für das Gemetzel an den ehemaligen Regierungsmitgliedern und deren Familien verantwortlich gewesen war. Niemand sprach über sie, über diese Leute, die ermordet worden waren, nur weil sie im selben Haus wie ein Regierungsangehöriger gelebt hatten.
    Wie Nitaras Mutter. Und ihre Cousins und Cousinen. Und all die anderen Mitglieder ihrer weit verzweigten Familie, die auf Etae geblieben waren, als Nitara den Planeten verlassen hatte.
    Nitara ließ sich an der Wand zu dem Mann hinabgleiten. Sein Gesicht war voller Blut, die Augen geschlossen, der Atem flach.
    Döbryns Besuch brachte all diese Erinnerungen zurück, und nun löste ihre Anwesenheit schon wieder neue Tumulte aus. Dieser Aufruhr hatte wenig mit Nitara und ihren Freunden zu tun. Dafür war Döbryn verantwortlich, so wie für alles andere auch.
    Döbryn und ihre Leute konnten sich der Allianz nicht anschließen, nicht nach allein, was sie getan hatten. Zuerst hatte Nitara vorgehabt, die ganze Sache aus eigener Kraft aufzuhalten. Ein schlecht zubereitetes Mahl, der Verlust ihrer Reputation. Ein Todesfall aufgrund einer Lebensmittelvergiftung – nicht mehr sonderlich verbreitet, aber auch nicht unmöglich, ganz besonders, wenn das Opfer aus einer der entlegenen Kolonien stammte und sein Verdauungssystem bestimmte künstliche Mehlsorten oder aufbereitete Fleischarten nicht gewohnt war.
    Aber das Essen fiel nun aus, und Nitara hatte sich etwas Neues einfallen lassen müssen.
    Sie kauerte neben dem Mann, strich sein Haar zurück, dachte, wie jung er doch war, vielleicht gerade in dem Alter, in dem ihr Vater gewesen war, als man ihn gefangen genommen hatte. Jemand brüllte in ihrer Nähe, und die Leiber wogten weiter. Die Leute kämpften noch immer, doch irgendwie schaffte Nitara es, nicht weiter auf sie zu achten.
    Die Haut des Mannes fühlte sich klamm an. Ohne ihre Hilfe würde er sterben. Sie war kein Kind mehr. Sie war eine erwachsene Frau, die im Alten Universum lebte und wusste, was zu tun war.
    »Alles in Ordnung«, sagte sie in der Hoffnung, dass er sie noch hören konnte. Dann

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