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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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sie in ein Hotel namens Lunar Lander und postierten »zu ihrem Schutz« eine Wache vor der Tür. Anatolya Döbryn fühlte sich jedoch nicht geschützt. Sie fühlte sich gefangen, und genau das war sie schon von dem Moment an, als sie in dieser furchtbaren Stadt angekommen war.
    Anatolya saß auf der Kante des breiten Doppelbetts, das für ihren Geschmack zu weich war. Aber natürlich war nicht das Bett daran schuld, dass sie die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Sie hatte nicht geschlafen, weil sie immer wieder versucht hatte, über ihre Links Kontakt zu ihren Leuten aufzunehmen, und nie eine Antwort erhalten hatte: kein statisches Rauschen, keine Informationen über fehlgeschlagene Sendeversuche, einfach gar nichts.
    So etwas war bisher noch nie passiert, und es ängstigte sie. Noch mehr ängstigte sie jedoch, dass die öffentlichen Links an der getäfelten Wand samt und sonders offen waren, als wäre sie keine Gefangene.
    Anatolya war inzwischen so verzweifelt, dass sie sogar versucht hatte, ihre Leute über die öffentlichen Links zu kontaktieren, in der Hoffnung, dass irgendjemand antworten würde. Das tat jedoch niemand.
    Anatolya wusste, dass die Behörden von Armstrong sie überwachten, und es war ihr egal. Ihre Leute mochten irgendwo da draußen sein, tot, abgetaucht oder verwundet. Die Medien berichteten nicht über die Etaer, und die Verbindungsleute des Exekutivkomitees behaupteten, sie wussten nicht, was aus ihrem Team geworden sei.
    Alles, was das allmächtige Exekutivkomitee der Allianz ihr verraten hatte, war, dass sie beschlossen hatten, sie später anzuhören, sodass sie die Ansprache halten könne, die sie vorbereitet hatte, als hätte sich rein gar nichts geändert.
    Aber natürlich hatte sich alles geändert. Anatolya war nicht dumm genug, um auf solche Spielchen hereinzufallen. Sie wusste nur nicht, welche Spielchen sie gerade spielten. Das Alte Universum hatte seine eigenen Tricks, und die waren ziemlich raffiniert, sogar im Vergleich zu ihren eigenen.
    Ein Teil von ihr wollte nicht mehr mit ihnen sprechen, und ein anderer Teil von ihr wusste, dass ihre Leute, alle, auch die auf Etae, diese Chance brauchten.
    Selbst wenn es nun eigentlich gar keine echte Chance mehr war.
    Die Medien hatten die Nachricht, dass Anatolya sich in der Stadt aufhielt, längst über Millionen von Links verbreitet. Sie nannten sie den »Schrecken von Etae«, die »Schlächterin von Etae«, die »Mordprinzessin«. Sie nannten sie »Eingebildete Herrscherin einer sterbenden Welt«, eine Frau, die hingegangen war und ihre Macht mit einer Gruppe Rebellen geteilt hatte, die sich als noch korrupter erwiesen hatten als die Regierung, die sie abgelöst hatten.
    Und so subtil wie bedeutsam verbarg sich hinter all dem noch etwas anderes: Es war in Ordnung, wenn Menschen Außerirdische töteten – besonders, wenn es um Außerirdische wie die Idonae ging; aber es war nicht in Ordnung, andere Menschen zu töten, besonders dann nicht, wenn es um Macht ging.
    Nicht einmal, wenn dadurch Millionen von Leben gerettet werden konnten.
    Anatolya wiegte sich auf dem Bett und bedeckte die Augen mit einem Arm. Ja, sie war als Bittstellerin gekommen, und sie hatte gewusst, dass sie machtlos war – was eine neue Erfahrung für sie war –, aber sie wusste die ganze Kraft ihrer neuen Regierung hinter sich.
    »Neu« natürlich nur nach den Maßstäben des Alten Universums. Ein Jahrzehnt der Veränderungen, der Verbesserungen, ein Jahrzehnt, in dem alles getan worden war, damit die Leute auf dem verwüsteten Land überleben konnten, ein Land, zerstört durch die Idonae und jahrelangen Krieg.
    Das bekannte Universum hatte ihre Rebellion unterstützt, ganz besonders nach dem Vorfall mit dem Märtyrerkind, und man hatte ihr Verständnis entgegengebracht. Gianni hatte damals gedrängt, sie sollten sich der Allianz anschließen, aber das wäre verfrüht gewesen – noch bevor die Regierung vollständig aufgestellt war, bevor sie eine Chance gehabt hatten, sich zu beweisen.
    Später hatte die Regierung sich keine ernstzunehmenden Fehler geleistet, hatte sogar die Kriegsverbrecher und die Verschwundenen begnadigt und war schließlich an verschiedene Spezies der Allianz herangetreten, um sie zu fragen, ob die Zeit nun gekommen sei. Sogar die Menschen – ganz besonders Pilar Restrepo – hatten ihr versichert, es sei nun soweit.
    Und Anatolya war hergekommen. Sie war mit ihrem Team gekommen und hatte ein paar Fehler begangen, aber ganz sicher hatte sie

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