Miles Flint 03 - Die Tödlichen
Messinghandlauf oben und einem Fußlauf unten ausgestattet, was ihn älter erscheinen ließ, als er war.
Carolyn hatte die Bar ihrer Geschäftsführerin übergeben, einer schneidigen Frau namens Delilah. Delilah war hager und auf jedem verfügbaren Hautfitzel tätowiert; ihr dunkles Haar war fest geflochten und lag dicht an ihrem wunderschön geformten Kopf an.
Es war später Vormittag, als Flint die Bar erreichte, und Delilah war bereits da und wusch Gläser mit der Hand. Er konnte sie durch das schmutzige Fenster erkennen. Sie trug ein blaues Tanktop, Shorts und Sandalen – ganz sicher keine Arbeitskleidung nach allen ihm bekannten Maßstäben, aber vermutlich erheblich bequemer als die Kleidung, die die Barkeeper in Armstrong trugen.
Hier schien jeder seine Umweltkontrollen auf Gefrierstufe herabgeregelt zu haben, ließ aber gleichzeitig die Tür offen und damit die gotterbärmliche Hitze herein.
As Flint blinzelnd, um seine Augen an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen, eintrat, sagte Delilah: »Ich hatte nicht erwartet, Sie wiederzusehen.«
Flint wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Sich gut aufgelegt und geistreich zu zeigen, war unpassend; andererseits wollte er ihr nicht von Carolyn erzählen.
»Unerledigte Geschäfte«, sagte er und glitt auf einen der Barhocker.
Delilah stellte ein Glas auf einen ganzen Stapel hinter sich, ehe sie sich mit den flachen Händen auf das polierte Holz stützte. »Kann ich Ihnen was bringen?«
»Eistee.« Bei seinem letzten Besuch hatte Flint eine Vorliebe für Eistee entwickelt. Auf der Erde wurde er mit echtem Tee gemacht, genau wie es theoretisch auch in Armstrong der Fall sein sollte, aber die hiesigen Teesorten besaßen ein kräftigeres Aroma. Oder es lag nur daran, dass Flint das Gefühl der Kälte in seiner Kehle schon nach wenigen Minuten in dieser überwältigenden Hitze überaus zu schätzen wusste.
Delilah schenkte ihm aus einem großen Krug ein, den sie hinter der Bar aufbewahrte. An seinem ersten Tag in dieser Stadt hatte er Carolyn bei der Arbeit beobachtet. Sie brühten ständig frischen Tee auf, statt ihn wie in den Restaurants auf dem Mond aus Maschinen zu zapfen.
Das Kis im Glas klirrte, als Delilah es auf einer Serviette vor Flint abstellte. Auf der Serviette prangte noch immer das Logo in Form eines Notensymbols unter dem Namen Claire’s. Carolyn hatte sich Claire Taylor genannt, als sie hier gelebt hatte.
»Ist sie auch da?«, fragte Delilah.
Flint schüttelte den Kopf.
»Kommt sie zurück?« Für Delilah war das von großer Bedeutung. In dem Vertrag, den sie mit Carolyn geschlossen hatte, gab es eine Klausel, die es Carolyn gestattet hätte, irgendwann innerhalb der ersten sechs Wochen zurückzukommen und die Bar wieder zu übernehmen, vorausgesetzt sie zahlte das Geld zurück, das Delilah ihr für die Bar gegeben hatte.
»Nein«, antwortete Flint. »Sie kommt nicht zurück.«
Es fiel ihm nicht leicht, seine Worte nicht in dem düsteren Ton herauszubringen, der ihnen zugestanden hätte.
Delilah grunzte, schnappte sich das nächste Glas und steckte es in das kleine Spülbecken. Sie wusch es, polierte es und stellte es auf einer Gummimatte ab, genau, wie es die Barkeeper an diesem Ort schon seit Jahrhunderten taten.
Flint war außerstande, seinen Eistee auch nur anzurühren. »Es gibt da ein paar Dinge, die ich herausfinden muss.«
»Ich dachte, Sie hätten schon alles herausgefunden.«
Flint unterdrückte einen Seufzer. Diesen Teil der Geschichte hatte er nicht ausreichend durchdacht. Irgendwie musste er Leuten, die Carolyn gekannt hatten, erklären, warum er wieder da war und erneut Informationen einholen wollte.
»Das dachte ich auch, als ich abgereist bin«, sagte er, »aber ich habe mich geirrt.«
Delilah nickte, wusch ein weiteres Glas und stellte es auf der Matte ab. »Ihr Sohn war hier, wissen Sie, sauer wie ein angestochenes Schwein, weil er die Bar nicht gekriegt hat.«
»Ihr Sohn?« Damit hatte Flint nicht gerechnet. Aus irgendeinem Grund hatte er angenommen, dass Carolyns Sohn noch ein Kind wäre.
»Hat den Vertrag von einem Anwalt prüfen lassen. Nur gut, dass der wasserdicht ist. Er ist doch nicht zu ihr gegangen, oder?«
Flint runzelte die Stirn, während er sich fragte, was genau Carolyn Delilah über ihre Abreise erzählt haben mochte. Offensichtlich nicht die Wahrheit.
»Nein«, sagte Flint. »Er hat sie nicht aufgesucht.«
»Okay, gut. Weil mein Anwalt nämlich sagt, dass der einzige Mensch, der diesen
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