Miles Flint 03 - Die Tödlichen
gestorben war. Keine der drei Leichen war auf eines der anderen Opfer gefallen. Sie berührten einander nicht, und nichts war vom Boden hochgespritzt und hatte die eine oder andere Leiche getroffen. Sie würden Tests durchführen und Studien und Computermodelle heranziehen müssen, um herauszufinden, wer zuerst gestorben war und warum die anderen nicht versucht hatten, den Mörder aufzuhalten.
DeRicci runzelte die Stirn. Vielleicht lag die Antwort doch direkt vor ihr. Mörder änderten ihre Operationsmethode üblicherweise nicht am Tatort selbst, nicht, wenn sie nicht die Absicht hatten, eine Botschaft zu hinterlassen.
Sie wusste nicht recht, was es zu bedeuten hatte, dass zwei der Leichen in den Körper geschossen worden waren, die dritte hingegen ins Gesicht. Sie hatte zunächst angenommen, dass dieser Schuss ins Gesicht dazu gedient hatte, die Identifizierung des Opfers zu verhindern; aber das hätte der Täter nur erreichen können, wenn er die ganze Leiche hätte verschwinden lassen.
DeRicci schob ihre Hand in die Tasche, um die Schutzhüllen für ihre Schuhe herauszuholen – sie trug nicht die Art Schuhe, die sich automatisch versiegelten –, als ihr klar wurde, dass sie die Hüllen nicht bei sich hatte. Entweder musste sie hingehen, und sich von dem Team welche borgen, oder sie musste die Arbeit auf der Stelle beenden.
Aber sie war nicht bereit aufzuhören. Also verließ sie den direkten Tatort, kehrte in den beengten Eingangsbereich zurück – der, soweit sie sehen konnte, keine Blutspritzer aufwies – und lehnte sich zur Tür hinaus.
»Schuhschutzhüllen?«, fragte sie eine in der Nähe stehende Technikerin.
Die Frau erschrak, als hätte DeRiccis Auftauchen sie überrascht. Also war sogar der Bereich um die Tür herum schallisoliert. Das war interessant. Der Mörder musste das gewusst haben, genau wie er (oder sie?) gewusst haben musste, wie man an der Empfangsdame im Erdgeschoss vorbeikommen konnte.
Die Technikerin beäugte DeRicci stirnrunzelnd, als hätte sie die Frage nicht verstanden. DeRicci streckte die Hand aus.
»Schuhschutzhüllen«, wiederholte sie.
Die Falten auf der Stirn vertieften sich. Dann endlich nickte die Frau und griff zu ihrer Ausrüstung, der sie zwei sehr alte, zerknitterte Schutzhüllen entnahm.
DeRicci hoffte, sie würden ihrer Aufgabe gerecht werden.
Sie bückte sich und wickelte die Hüllen um die Schuhe. Dann drückte sie den Anpassungschip am Rand der Hüllen und sah zu, wie sie mit ihrem Schuh verschmolzen. Endlich nickte sie zufrieden und kehrte in die Wohnung zurück.
Wieder traf sie der Gestank der Fäkalien und des Blutes, aber dieses Mal erkannte sie den darunterliegenden Parfümduft auf Anhieb. Kleine Lichthöfe bildeten sich unter den in die Decke eingelassenen Lampen, doch auch im Lichtstrahl war keinerlei Staub zu sehen.
Dieser Ort war erstaunlich sauber, abgesehen vom Wohnzimmer, in dem die Opfer den Tod gefunden hatten. DeRicci nahm sich vor, das Reinigungssystem zu untersuchen. Sie fragte sich, was es zu der Zeit, da die Leichen zurückgelassen worden waren, wohl aufgesammelt hatte.
Schließlich ging sie wieder ins Wohnzimmer. Das Licht war hier ein wenig anders: Ein Teil strömte durch die Fenster herein, fast ein wenig zu grelles Tageslicht, das irdischem Licht zur Mittagszeit nachempfunden war. DeRicci umrundete den Bereich, an dem sie sich zuvor aufgehalten hatte, und trat neben den gesichtslosen Leichnam – sie wollte so nahe heran wie möglich.
Böden ohne Teppiche neigten dazu, ziemlich glatt zu sein, und wenn dieser auch aus echtem Holz zu bestehen schien, verhielt es sich hier doch nicht anders. Vorsichtig bahnte DeRicci sich ihren Weg, bemüht, nicht auf Blutspritzer oder andere Spuren zu treten, und sich doch der Tatsache bewusst, dass sie dergleichen kaum würde vermeiden können. Sie tastete nicht nach Möbelstücken, um ihr Gleichgewicht zu halten; stattdessen ging sie einfach nur besonders langsam.
Die Glätte des Bodens sagte ihr durchaus zu – sie passte zu der Theorie, die sich allmählich in ihrem Kopf entwickelte.
DeRicci ging so nahe an die gesichtslose Leiche heran, wie es ihr möglich war, ohne dabei in einen Bereich zu treten, den sie in Gedanken als geheiligten Kreis bezeichnete. Die Möbel waren so aufgestellt worden, dass sie einander jeweils gegenüberstehend einen Kreis mit einem freien Bereich in der Mitte bildeten: der Stelle, an der die Lahiris und die Frau gestorben waren.
DeRicci kauerte sich zwischen zwei
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