Miles Flint 03 - Die Tödlichen
Aufstieg hinlegt, welcher nicht so sehr auf der formellen Polizeiausbildung beruht, sondern vielmehr auf Leidenschaft und Ehrgeiz, der schließlich das große Los zieht und zum Detective aufsteigt, eine Position, in der er wirklich Leben retten kann, Leben, so strahlend, so wundervoll wie das seiner Tochter.«
Nicht so strahlend, nicht so wundervoll. Nicht einmal annähernd.
Aber er schwieg.
»Und dann gibt er aus Gründen, die niemand verstehen kann, plötzlich alles auf. Er kündigt einfach, übernimmt mit Geld, von dem niemand wusste, dass er es hat, ein Geschäft, um von nun an Verschwundene zu suchen. Warum? Was hat sich geändert, Mr Flint?«
»Ich dachte, das wäre kein Interview«, sagte er.
»Aber Sie sehen, dass es mich interessiert.« Sie lächelte, und dieses Mal war das Lächeln falsch. Es erreichte ihre Augen nicht.
»Ich sehe, wie viel Arbeit Sie in Ihre Nachforschungen investieren – oder wie viel Ihre Mitarbeiter investieren.«
Ihr Lächeln verblasste. »Sie sind kein einfacher Mensch, Mr Flint.«
»Und Sie erzählen mir nicht, was Sie eigentlich von mir wollen, Ms Bowles.«
»Wie ich schon sagte, ich denke daran, Sie anzuheuern.«
»Kein Interesse. Trotzdem danke.«
»Hören Sie mich wenigstens an.«
Das wollte er tun, und sei es nur, um seine eigene Neugier zu befriedigen.
Bowles biss sich erneut auf die Unterlippe, eine nervöse Geste, die Flint wie ein Tick vorkam. Er fragte sich, ob sie eine Art Neurolink besaß, der diesen Tick normalerweise unterdrückte, einen Link, den er abgeschaltet hatte.
»Ich weiß, dass Lokalisierungsspezialisten Verschwundene suchen«, sagte sie, »aber mein Fall ist etwas komplizierter.«
»Ich bezweifle, dass das möglich ist.«
Sie ging zu seinem Schreibtisch und hockte sich auf die Tischkante. Das hatten schon einige wenige andere potentielle Klienten getan, aber keiner mit solch selbstverständlicher Gelassenheit wie sie.
»Wenn ich jemanden kennen würde, der von einer liebevollen Familie aufgezogen wurde, der in dem Glauben aufgewachsen ist, an einem bestimmten Ort geboren zu sein und seinen Werdegang zu kennen, der nun aber durch verschiedene Umstände erkennen muss, dass all die Informationen über die Vergangenheit erlogen waren … Könnte diese Person Sie anheuern?«
»Theoretisch könnte sie sicherlich«, antwortete Flint. »Aber das ergibt keinen Sinn. Das könnten Sie allein bewältigen, Frau Enthüllungsjournalistin, oder irgendein Privatdetektiv oder ein Detective, der sein Gehalt in der Freizeit ein wenig aufbessern möchte. Mich würden sie jedenfalls bestimmt nicht brauchen. Ich bin so teuer, wie ein Ermittler nur sein kann, und ich bezweifle, dass sie eine angemessene Gegenleistung für ihr Geld bekäme.«
»Auch, wenn sie glaubt, sie wäre eine Verschwundene?«
Dieses Mal gestattete er seiner Verblüffung, sich auf seinen Zügen niederzuschlagen. »Das weiß sie nicht?«
»Sie hat keine Erinnerung an ihr Leben, bevor sie zu ihrer Familie gekommen ist.«
»Und jetzt hat sie die fixe Idee, sie wäre aus irgendeinem wichtigen Grund versteckt worden. Beinahe wie all die heimlichen Prinzessinnen in den Geschichten, die Kinder so sehr lieben.«
»Sie sind ziemlich herablassend, Mr Flint.«
Er nickte. »Ich glaube nicht an Märchen. Ich mag sie nicht. Und ich erzähle Ihnen auch, warum: Nehmen wir an, sie hat recht. Nehmen wir an, sie ist eine Verschwundene. Dann sind ihre Eltern vermutlich einer der gemeineren außerirdischen Rassen wie zum Beispiel den Wygnin in die Quere gekommen, die ein Verbrechen gegen ihre Welt bestrafen, indem sie das erstgeborene Kind beanspruchen. Die Wygnin verfügen über Vollmachten, die es ihnen gestatten, dieses Kind Zeit seines Lebens zu sich zu holen – und manchmal überdauern diese Vollmachten sogar Generationen. Würden Sie mich in so einem Fall engagieren, nur um die Neugier dieses Mädchens zu befriedigen, dann würde ich nicht nur ihr Leben gefährden, sondern auch ihre geistige Gesundheit.«
»Ihre geistige Gesundheit?«, fragte Bowles.
»Die Wygnin holen die Kinder nicht aus Boshaftigkeit zu sich«, erklärte Flint. »Das ist ihre Art, mit Problemen fertig zu werden. Im Wygninsystem gilt jemand, der kriminell genug gehandelt hat, um auf diese Art bestraft zu werden, als ungeeignet zur Kindererziehung. Nach allem, was ich über ihre Vorgehensweise weiß, nehmen sie in solchen Fällen häufig alle Kinder aus der Familie.«
»Ich weiß über das Wygninsystem Bescheid«, sagte
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