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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ihr gegenüber sie verletzt. Flint zuckte mit den Schultern. »Ich bin vertrauenswürdig.«
    Bowles starrte ihn einen langen Moment lang an, ehe sie leise auflachte. »Sie sind unverbesserlich, wissen Sie das?«
    »Ja«, sagte er.
    »Sie werden mir nicht helfen, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Sie seufzte. »Dann war es das wohl. Danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben, Mr Flint.«
    Flint schwieg, als sie zur Tür hinausging. Er starrte nur die Tür an und fragte sich, was sie wirklich wollte und wer die mögliche Verschwundene war.
    Dann zuckte er mit den Schultern. Vermutlich würde er es nie erfahren.

 
9
     
    I hre erste Erinnerung erzählt von Schlamm und unglaublich starkem Regen. Sie steht bis zur Brust im Wasser, die Arme, hoch erhoben, und wartet darauf, dass jemand sie rettet, dass jemand kommt und sie in Sicherheit bringt; da hört sie plötzlich eine Stimme hinter sich.
    »Was zum Teufel ist das?«
    Sie dreht sich zu der Stimme um und schreit erbärmlich – sie kann noch nicht sprechen, und falls sie es doch schon konnte, dann hat die Sprache sie wieder verlassen. Sie sieht einen großen Mann mit breiten Schultern und einem Hut, von dem Wasser herabtropft.
    Sie kann seine Züge nicht erkennen – sie gehen in einem Durcheinander aus Wasser und Bewegung unter; aber sie kann seine Stimme hören, als stünde er neben ihr.
    »Mein Gott, ist das ein Kind?«
    Dann tritt er näher. Seine Stiefel klatschen in den Schlamm, und sein Mantel schleift schwer hinter ihm her. Er bückt sich, packt sie unter den Achseln, hebt sie hoch und drückt sie an seinen kalten, nassen Regenmantel. Das Wasser, das von seinem Hut tropft, läuft über ihr Gesicht, und irgendwie wirkt es kühler, frischer.
    »Gott«, sagt er, und sein Ton klingt empört, »wer konnte so etwas geschehen lassen?«
    Und zum ersten Mal wird ihr klar, dass sie von Idonae umgeben sind. Die Außerirdischen sind groß und haben Fühler an beiden Körperseiten, die aussehen wie die Zinken eines Kamms. Nur ihre rundlichen Körper wirken stabil; die Fühler haben die Farbe des Regens angenommen.
    »Nichts geschehen.« Der Idonae, der gesprochen hat, besitzt die typische, heisere, trockene Stimme seiner Art, und sie jagt ihr einen Schauder über den Leib. »Nichts geschehen hier.«
    Der Mann winkt mit der Hand und deutet auf den Schlamm, aus dem er sie herausgezogen hat. »Das ist nicht nichts. Ich zähle hier fünf Leichen und einen See aus Blut. «
    »Nicht Idonae«, sagt der Sprecher; dann machen die Außerirdischen kehrt.
    Der Mann jongliert mit ihr, als wäre sie eine bereits vergessene Last. »Ich weiß, dass sie nicht Idonae sind. Sie sind Menschen. Vermutlich ist das ihre Familie um Gottes willen.«
    Und dann sieht sie hin, sieht wirklich hin, und es ist, als würde ihr Gehirn zum ersten Mal richtig arbeiten. Haare treiben auf dem Schlamm, lang wie die ihrer Mommy, und eine Hand mit Daddys Ring am Finger klammert sich an dem Schmutz fest, als versuche Daddy, sich selbst herauszuziehen.
    Sie stöhnt und birgt ihr Gesicht an der Schulter des Mannes. Er legt eine Hand auf ihren Rücken, hält sie fest und sicher.
    »Nicht Idonae«, sagt der Außerirdische noch einmal in einem Ton, der anzudeuten scheint, sein Zuhörer sei begriffsstutzig. »Vielleicht Ynnel getan.«
    »Ynnel sollen das getan haben?«, fragt, der Mann, und vielleicht ist er wirklich ein bisschen dumm. Er hört sich zumindest dumm an, verblüfft, als sei diese Information irgendwie falsch, als müsse sie falsch sein.
    »Nicht Idonae«, sagt der Außerirdische wieder, geht davon und lässt die Leichen im Schlamm zurück.
    Der Mann legt einen Finger unter ihr Kinn und hebt sacht ihren Kopf auf die Höhe seines eigenen. Sie kann endlich sein Gesicht sehen. Er beugt den Kopf zu ihr, und zum ersten Mal, seit er sie hochgehoben hat, schützt sein Hut auch sie.
    »Kind.« Seine Stimme klingt sanft; sein Gesicht sieht anders aus. Fs ist flach, die Haut spannt sich über die Knochen, die Augen sind schmal und dunkel. Später wird ihr klar, dass er den Schaden an seiner Haut – Narben, Hitze, fremdes Sonnenlicht – in Kauf genommen hat, um bleiben zu können; aber nun denkt sie, dass er genauso außerirdisch aussieht wie all die anderen auch. »Wer hat das getan?«
    Sie studiert sein fremdartiges Gesicht, und für einen Moment kommen ihr andere Gesichter in den Sinn – weicher, runder, mehr wie ihr eigenes, geliebte Gesichter mit Stimmen, die so sanft klingen wie die seine. Beinahe kann sie sie

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