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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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berühren, sie spüren …
    Und dann birgt sie ihr Gesicht erneut an der Schulter des Mannes und schüttelt den Kopf, und er tätschelt ihr den Rücken, denkt, sie würde weinen. Aber sie weint nicht. Sie wartet darauf, dass er entscheidet, was er mit ihr tun will, wartet, dass er sie wieder zurück in den Schlamm werfen wird, in den sie gehört.
     
    Anatolya Döbryn versuchte, die Erinnerung abzuschütteln. Sie kam immer zum Vorschein, wenn sie wartete, als folge sie einer vorgegebenen Programmierung. Ihr Gehirn kehrte zu jenem Augenblick zurück, zu dem Augenblick, als ihr Bewusstsein erwacht war. Oder wieder erwacht, denn sie war ziemlich sicher, dass sie es schon früher gehabt hatte.
    Sie war vier Jahre alt gewesen, als Leon Döbryn ihr das Leben gerettet hatte. Später hatte er ihr erzählt, er hätte Angst gehabt, sie könne dort ertrinken. Sie sei zu entsetzt gewesen, um zu erkennen, dass sie hätte aufstehen und aus dem Durcheinander aus Schlamm, Wasser und Blut herausklettern können, in dem sie seit dem Mord an ihrer Familie gesessen hatte.
    Dieser Moment war für sie so real wie der gegenwärtige – vielleicht sogar noch realer, denn wenn sie die Augen schloss, konnte sie noch immer den kalten Regen spüren, die Wärme der Flüssigkeit um sie herum und das Gefühl der Sicherheit, das sie in Döbryns Armen empfunden hatte. Im Gegensatz dazu wirkte die Bank im Dekontaminationsraum des Hafens von Armstrong, auf der sie zurzeit saß, geradezu steril, so wie die Einrichtung aller anderen Dekontaminationsräume im ganzen bekannten Universum.
    Anatolya war schon beinahe eine Stunde hier. Es hätte nicht solange dauern müssen, durch die Dekoneinheit zu gehen, um von dieser als frei von Keimen und anderen Kontaminationsstoffen eingestuft zu werden, die die Bürger von Armstrong fürchteten. Armstrong bestand jedoch darauf, dass Neuankömmlinge die Dekontamination allein durchliefen – eine Misslichkeit innerhalb der Erdallianz, die Anatolya nicht gutheißen konnte, aber sie hatte in diesem Punkt nichts zu sagen.
    Sie mochte dem Regierungsrat von Etae angehören, doch hier war sie nur eine Fremde unter vielen.
    Anatolya erhob sich und ging in dem kleinen Raum auf und ab. Einmal lugte sie kurz durch das gewebeverstärkte Fenster der Tür. Sie überprüften ihre Identität, kontrollierten ihre Papiere und vergewisserten sich, dass sie berechtigt war, diesen verflixten Mond zu besuchen.
    Obwohl sie von der Erdallianz hierher eingeladen worden war, wurde sie noch immer behandelt, als wäre sie ein Flüchtling.
    Und Gott wusste, dass sie sich genauso fühlte. Anatolya schauderte in der Kälte des Dekontaminationsraums. Die Raumtemperaturen im Bereich der Allianz waren um einige Grade niedriger als die, die sie gewohnt war. Sie hatte sich entsprechend gekleidet – langärmeliges Hemd und Hose, anstelle des gewohnten Rocks mit dem Tanktop –, aber sie fror noch immer.
    Anatolya rieb sich die Arme mit den Händen und ging zu der verspiegelten Glasscheibe auf der anderen Seite der Dekontaminationskammer. Die Frau, die ihr entgegenblickte, war dick. Ihr Haar war zu einer Turmfrisur hochgesteckt und mit Perlen verziert, die Döbryn ihr von seiner letzten Reise zur Erde mitgebracht hatte. Da hatte er schon gewusst, dass er sterben musste, und sich entschlossen, sein klägliches Erspartes für die einzige Person auszugeben, die er je als sein eigenes Kind betrachtet hatte.
    Anatolya seufzte und strich die Bluse über ihrer Hose glatt.
    Allein aufgrund dieser Leistung – der Art, wie ihre Leute es geschafft hatten, Etae in so kurzer Zeit umzuwandeln – sollte die Allianz Etae mit offenen Armen willkommen heißen.
    Aber Anatolya wusste, dass das nicht passieren würde. Ihre Regierung war noch jung, und sie hatte gegen die erste von Menschen geführte Regierung auf Etae rebelliert und sie gestürzt. Der Name Etae war an vielen Orten des Universums zu einem Synonym für Blutvergießen geworden.
    Nun war der Bürgerkrieg jedoch vorbei – er war sogar schon seit über einem Jahrzehnt vorbei. Anatolyas Regierung machte tatsächlich kleine Fortschritte dabei, Verbesserungen für das ganze Land herbeizuführen, aber allein konnte die Regierung das nicht schaffen. Dies war ihre erste Chance, sich um die Mitgliedschaft in der Erdallianz zu bewerben, und dafür hatte sie sich mit aller Kraft eingesetzt.
    Anatolya hatte mit allerlei Problemen gerechnet, aber nicht gleich vom Augenblick ihrer Landung an. In dieser kleinen Kammer

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