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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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waren hochauflösend, und sie zeigten alles in Lebensgröße. Hier gab es auch nicht wie sonst eine Vielzahl von Übertragungen, viele Bilder. Stattdessen füllte ein einziges Bild den ganzen Raum aus, sodass die Person, die eine bestimmte Story verfolgte, sich fühlen durfte, als spiele sich die Geschichte unmittelbar um sie herum ab.
    Bowles hielt sich meist fern von diesen Räumen. Sie zog persönliche Eindrücke anhand echter Reportagen vor Ort vor. Aber dieses Mal war ihr das nicht möglich. Also durchlebte sie in verschiedenen Räumen eine Reihe von Bildübertragungen, eine schlimmer als die andere, angefangen mit den Bildern aus der Saharakuppel bis hin zu denen aus dem Marsorbit.
    Die Menge der Leichen beunruhigte Bowles, ebenso wie die Panik in den verschiedenen Kuppeln, aber das ganze Ausmaß der Krise wurde ihr erst klar, als sie in der Mitte des letzten Raums stand und sich der Raum schwarz um sie herum ausdehnte, vor ihr der Mars, der Schiffe ausspuckte einfach überallhin wie eine Katze, die ihr Fell sträubte, jedes aufgerichtete Haar die Flugbahn eines Schiffes.
    Und viele dieser Schiffe kollidierten, explodierten oder verloren einfach die Kontrolle, überschlugen sich und trudelten davon. Es sah aus, als hätten sie gar keine Piloten.
    Und vielleicht flog diese Schiffe ja auch tatsächlich niemand.
    Dinge wie diese kannte Bowles aus dem Geschichtsunterricht. Sie hatte sich genauestens über den Massenexodus informiert, als sie es im letzten Jahr mit Etae zu tun bekommen hatte. Aber sie war nie selbst Zeugin einer solchen Panik geworden.
    Sie stürzte aus dem Raum hinaus und rannte an den anderen Überwachungsräumen vorbei zu den Hauptbüros. Ihr Vorgesetzter, ein schüchterner, einfühlsamer Mann namens Thaddeus Ling, hatte das größte Büro auf dieser Etage. Außerdem ließ er sich von einer ganzen Reihe von Sicherheitsabfragen, Links und lebenden Assistenten abschirmen, deren eigentliche Aufgabe tatsächlich nur darin bestand, ihm die Leute vom Leib zu halten.
    Bowles stürmte zur Tür hinein, ohne sich vorher durch eine Botschaft anzukündigen, wie es Usus war, und schreckte die drei Assistenten auf, die an ihren Schreibtischen herumlungerten.
    »Ich muss Thaddeus sprechen!«, verkündete sie, während sie auf die großen Plastiktüren zuging, die Ling gelb hatte streichen lassen, einfach, weil er es konnte. Ihre eigenen Links brüllten sie förmlich an; die Sicherheitsmaßnahmen meldeten sich in Form hochtönender Explosionen in ihrem Innenohr.
    Die Assistenten hetzten ihr hinterher, verlangten, sie habe stehen zu bleiben. Zumindest glaubte Bowles, dass es das war, was sie sagten, denn hören konnte sie keinen Ton. Die Kopfschmerzen, die sie sich wegen ihres unangemeldeten Eindringens eingefangen hatte, beeinträchtigten ihr Sehvermögen, sie sah nur noch wie durch eine Nebelwand, aber die gelbe Tür war schwer zu verfehlen.
    Sie schlug mit beiden Handflächen gegen die Tür, worauf diese sich öffnete, als hätte man sie erwartet.
    Und vielleicht stimmte das ja.
    Sie betrat Lings Büro, und sofort verstummten alle Geräusche. Sie wünschte, die Kopfschmerzen hätten sich daran ein Beispiel genommen.
    »Das ist ziemlich unorthodox, Ms. Bowles.« Ling stand neben einer Jadeskulptur einer seiner Vorfahren, eine schlanke Frau mit einem netten Gesicht. Lings Gesicht war nicht nett. Es war zu schmal und hatte Stirnfalten, die sich auch durch Modifikationen nicht bändigen ließen. Sie ließen seine goldene Haut spröde wirken, und seine Augen sahen aus, als hätten sie sich im Laufe der Zeit ausgedehnt und würden nicht mehr ganz in ihre Höhlen passen. Offenbar hatte ihm niemand je vorgeschlagen, das ändern zu lassen.
    »Waren Sie in den Überwachungsräumen?«, fragte sie.
    Er war dabei, einige kleinere Jadefiguren auf einem in die Wand eingelassenen Regal zu ordnen. Pflanzen, die Bowles nicht einzuordnen wusste, wuchsen zu beiden Seiten des Regals empor, und die grünen Blätter sahen vor dem braunen Hintergrund sonderbar fremdartig aus. Das Einzige, was irgendwie natürlich wirkte, waren seltsamerweise die Jadefiguren auf allen verfügbaren Oberflächen. Neben dem Schreibtisch hockte sogar ein lebensgroßer Hund.
    »Ich überlege, diese Räume abzuschaffen«, sagte er und stellte eine daumengroße Skulptur zwei Fächer weiter nach oben. »Sie sind weiter nichts als Platzverschwendung.«
    »Sie helfen uns, die Dinge in der richtigen Perspektive zu sehen«, entgegnete Bowles. »Kommen Sie

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