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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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So auszusehen war eine Seltenheit in der heutigen Zeit – einen Menschen wie Flint vergaß man also nicht so leicht. Und genau diese Erfahrung hatte Bowles gemacht.
    Sie war diesem Menschen mit seinem außergewöhnlichen Aussehen schon vor Jahren das erste Mal begegnet, hatte sich auch da schon gefangen nehmen lassen von seiner verblüffenden Ähnlichkeit mit den Werken europäischer Kunst, die sie studiert hatte, als sie noch Geschichte als Hauptfach belegt hatte, also noch bevor sie zu Verstand gekommen war und angefangen hatte, sich eine Karriere aufzubauen.
    Flints einprägsames Äußeres hatte es ihr leicht gemacht, eine Verbindung zwischen dem ihr jetzt bekannten Lokalisierungsspezialisten und dem trauernden Vater von damals herzustellen. So nämlich hatte sie ihn kennen gelernt, noch während ihrer Zeit als Volontärin.
    In jener Zeit hatte er einen Krieg gegen die Kindertagesstätte geführt, in der seine Tochter gestorben war. Bowles hatte noch nie einen Mann so wütend gesehen, wie Flint es gewesen war. Damals hatte er gerade herausgefunden, dass noch ein anderes Kind durch das gleiche Trauma zu Tode gekommen war wie seine Tochter. Zu Tode geschüttelt von einer Mitarbeiterin. Ein vermeidbarer Todesfall.
    Und der Tod eines anderen Kindes war dem seiner Tochter vorangegangen. Wäre dieser Todesfall ordnungsgemäß untersucht worden, so wäre Flints Tochter und das Kind, das nach ihr hatte sterben müssen, noch am Leben, und Flint hätte nie seinen Job als einer der besten Computerspezialisten der Stadt aufgegeben. Er hätte sich nie an der Polizeischule beworben, hätte nie im Raumhafen gearbeitet und wäre nie zum Detective befördert worden.
    Er wäre Noelle DeRicci nie begegnet, und er wäre nie Lokalisierungsspezialist geworden.
    Von dem Moment an, als Bowles das zweite Mal in Flints einzigartiges Gesicht geblickt hatte, hatte sie gewusst, dass hier eine sensationelle Geschichte darauf wartete, entdeckt zu werden. Sie wusste nur nicht, wovon die Geschichte handelte oder wie sie sie zu erzählen hätte.
    Oder auch nur, wie sie sie aufdecken sollte.
    Bowles schlich sich näher an die Bühne heran, sorgsam darauf bedacht, so viel Abstand wie möglich zu Flint zu halten. Sie hatte sich ein behagliches Leben erarbeitet, und sie war in ganz Armstrong als eine der wichtigsten Reporterinnen von InterDome bekannt. Sie hatte den Job als Sprecherin für die Liveübertragungen übernommen, um den Wiedererkennungswert ihres Gesichts noch weiter zu steigern.
    Sie war gut, in allem, was sie tat. Aber die großen Reporter, die, die in der ganzen Allianz und den Randkolonien berühmt waren, hatten alle irgendeine wirklich große Story gehabt – eine karrierefördernde Story –, die sie schließlich bis ganz an die Spitze getragen hatte. Die wirklich Großen hörten selbstverständlich auch nicht auf, das Beste vom Besten für sich zu erkämpfen und eine ausgezeichnete Laufbahn in eine denkwürdige zu verwandeln.
    Das war es, was Bowles wollte, und sie wusste, sie konnte es nur erreichen, indem sie unglaublich hart arbeitete und eineStory aufdeckte, die sonst niemand kannte, eine Perspektive bot, die allein ihr gehörte. Das war es, was innerhalb der Allianz zum Erfolg führte. Eine Vision, eine Stimme und ein spektakulärer Aufhänger, etwas, das niemand von all den vielen Tausend anderen Reportern in den alliierten Welten zu bieten hatte.
    Bowles rückte näher an die Bühne heran. Assistent Chief DeRicci konnte sie immer noch nicht sehen, aber Soseki beugte sich vor, als würde er mit jemandem sprechen, der kleiner war als er. Zwei andere Bürgermeister aus nahe gelegenen Kuppelstädten hielten sich im Hintergrund, schienen mehr der Abschirmung der Diskussion zu dienen, als selbst an dem Gespräch teilzunehmen.
    Bowles zählte fünf Angehörige des Regierungsrats der Vereinigten Mondkuppeln, drei von ihnen waren Repräsentanten von Armstrong und Umgebung. Sie alle beteiligten sich an der Diskussion. Irgendetwas ging da vor. Etwas Wichtiges. Und mit ein bisschen Glück hatte Bowles alles aufgezeichnet.
    Sie tippte auf einen anderen Chip an ihrem Handgelenk und öffnete einen Link zu dem Aufzeichnungschip am Rand der Bühne. Immer noch zuviel Geschwätz. Stimmen von Polizisten, die sich gegenseitig grüßten, ein paar, die Flint hallo sagten, jemand traf eine Verabredung und ein ernstes Gespräch im Hintergrund. Bowles konnte nichts verstehen. Vielleicht könnte sie die Störgeräusche herausfiltern, wenn sie wieder

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