Miles Flint 04 - Das Marsgrab
ausgestattet, das die alten, wertvollen Bände vor hellem Licht schützen sollte.
Flints bevorzugte Arbeitskabine befand sich zwischen zwei solchen Kästen. Die Kabine bot ihrem Benutzer die Möglichkeit, an ihr vorbei in den Raum zu blicken, ohne dass dabei für Vorübergehende mehr von diesem Benutzer zu sehen gewesen wäre als Arme und Beine. Flint konnte also von niemandem erkannt werden, während er selbst die Gesichter aller Passanten erkennen und daher schnell erfahren konnte, wenn irgendwelcher Ärger im Anzug war.
Er schlüpfte in die Arbeitskabine, gab eine seiner neueren studentischen Kennzahlen auf einer gesonderten Tastatur am Fuß des Tischcomputers ein und wartete, während das System bootete. Das war eine Sicherheitsmaßnahme der Universität, etwas, von dem ihnen irgendein selbst ernannter Spezialist erzählt hatte, es würde Identitätsdiebstahl vorbeugen. Es mochte Amateuren hinderlich sein, machte es Praktikern wie Flint aber umso einfacher. Er musste weiter nichts tun, als einem Studenten über die Schulter zu schauen, während dieser seinen Code eingab. Es war eine sonderbare Nebenwirkung der Touchscreens, dass sich nur noch sehr wenige Leute Sorgen um derart einfache Dinge machten.
Das System startete, und der Touchscreen, der direkt vor ihm stand, erglühte einen Moment in blauer Farbe, ehe er Verbindung zum Universitätsnetzwerk aufnahm. Eine gespeicherte Willkommensbotschaft begrüßte den Studenten, der zu sein Flint gerade vorgab, und forderte ihn auf, die Kennziffer erneut einzugeben.
Dieses Mal gab Flint die Nummer über den Touchscreen ein. Der Schirm erlosch vorübergehend. Während Flint wartete, sah er sich um. Lediglich die Hälfte der Kabinen war besetzt. Die meisten Studenten waren derzeit in Vorlesungssälen, oder sie lagen irgendwo auf der faulen Haut. Es war mitten im Semester, und viele Studenten fingen erst ein oder zwei Wochen vor Semesterende an, ernsthaft zu arbeiten.
Der Schirm flackerte wieder auf, und ein Menü zeigte Flint sämtliche verfügbaren Optionen an. Da im ersten Stockwerk auf Ruhe Wert gelegt wurde, waren die Stimmprozessoren der Geräte abgeschaltet worden, was ein weiterer Grund dafür war, warum Flint seine Nachforschungen gern hier anstellte.
Er hatte nur sehr wenige Informationen, mit denen er die Suche beginnen konnte. Jørgens Name und ihre Verbindung zur BiMela Corporation, die Vollzugsanordnungen der M’Kri-Stammesangehörigen und das Urteil des Fünften Multikulturellen Tribunals. Flint fand schnell heraus, dass Jørgen nicht für BiMela gearbeitet hatte. Das Unternehmen hatte ihr lediglich die Schürfrechte abgekauft. Sie hatte die Verhandlungen über diese Rechte für die Arrber Corporation geführt, über die Flint im Netz nichts zu finden vermochte.
Zwar tauchte ein Verfahrensbevollmächtigter der Arrber Corporation bei allen Sitzungen des Multikulturellen Tribunals auf, um die Interessen von Jørgen und Arrber zu vertreten, aber Flint konnte dessen Namen in keiner der Datensätze entdecken. Der Bevollmächtigte wurde lediglich als Rechtsbeistand der Arrber Corporation geführt.
Und Flint hatte noch andere Probleme. Nicht nur, dass er keinen anderen Eintrag für die Arrber Corporation entdecken konnte, er fand auch keinen Hinweis auf Lagrima Jørgens Kinder außerhalb der Vollzugsanordnungen der M’Kri.
Diesen Daten zufolge musste Lagrima Jørgen eine recht große Familie gehabt haben, bestehend aus beiden Eltern, zwei Stiefeltern teilen, mehreren Tanten und Onkeln (wobei die Verwandten der Stiefelternteile nicht mitgezählt waren), vielen Cousins und Cousinen und zwei Kindern aus ihrer ersten Ehe.
Die Erwähnung einer ersten Ehe ließ Flint folgerichtig vermuten, dass es mehr als einen Ehemann gegeben haben musste. Er fragte sich, ob Ehegatten aus weiteren Ehen nach der Definition der Disty als Familienmitglieder galten. Vielleicht wäre Costard schon gerettet, wenn sie nur einen Exehemann von Jørgen ausspürten.
Falls das wirklich der richtige Name von Costards Skelett war. Keiner von Jørgens Angehörigen war namentlich aufgeführt, und es gab auch keine Hinweise auf deren jeweiligen Wohnort. Flint konnte nicht auf die Akten der M’Kri-Stammesangehörigen zugreifen – offensichtlich war dazu irgendeine Art Verfahren erforderlich, da die Stammesangehörigen sich selbst nicht als Teil der Allianz betrachteten (obwohl sie das nach dem Gesetz der M’Kri waren).
Je länger Flint suchte, desto mehr verwirrte ihn, was er sah.
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