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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Soweit er es beurteilen konnte, hatte Lagrima Jørgen erst kurz vor dem Beginn der Verhandlungen um die Schürfrechte zu existieren begonnen, und ihre Existenz hatte gerade lange genug gedauert, um die diversen Gerichtsverfahren zu überstehen. Als die Urteile gesprochen waren, verschwand Jørgen aus den öffentlichen Datenbanken – nur um vor wenigen Wochen als orangefarbenes Skelett in der Saharakuppel wieder aufzutauchen.
    Es verunsicherte Flint, dass Jørgens Wiederauftauchen es geschafft hatte, von gleich mehreren kleineren Nachrichtenagenturen bemerkt zu werden. Bei einigen der größeren Anbieter war es als Zwei-Sekunden-Thema abgehandelt worden, etwas, das vielleicht für Wissenschaftler und Nachrichtenjunkies von Interesse sein mochte, die sich an die Fälle erinnerten, die die M’Kri-Stammesleute vor das Fünfte Multikulturelle Tribunal gebracht hatten.
    Offenbar verfolgte eine ganze Anzahl von Leuten sämtliche Beschlüsse der diversen Multikulturellen Tribunale aus der Überzeugung heraus, die Entscheidungen würden einseitig zu Gunsten der Wirtschaftsunternehmen fallen, statt den vereinbarten Regelungen interstellarer Gesetze zu folgen.
    Flint seufzte. Für den Augenblick hatte er mehr als genug Informationen. Die musste er erst einmal verarbeiten. Würde er sich tiefer mit diesem Fall beschäftigen, müsste er sich mehr Wissen über die Gesetze und die Tribunale einerseits und die Stammesleute und die Disty andererseits aneignen.
    Offensichtlich hatte Costard ein paar kleinere Nachforschungen angestellt und Fragen beantworten müssen, um ihrerseits Antworten zu erhalten. So war Jørgens Name in die verschiedenen Medien geraten.
    Aber diese Nachforschungen hatten vermutlich mehr Probleme heraufbeschworen als gelöst. Durch diese erfuhr jeder, der gerade zusah, von dem Jørgen-Fall, durch diese wurden die Leute an die interstellaren Implikationen erinnert und, und das war das Schlimmste von allem, durch diese hatte Costard neue Hoffnung geschöpft.
    Flint aber konnte nicht länger glauben, dass Hoffnung in diesem Fall gerechtfertigt war. Er hätte sogar seinen Kopf darauf verwettet, dass es gar keine Kinder gab, und sollte es eine Familie geben, so würde es Jahre dauern, sie zu finden.
    Er loggte sich aus, und der Bildschirm schaltete sich ab. Dann erhob er sich, streckte sich und stierte die alten Bücher an.
    Früher hatten die Leute all ihre Gesetze als Druckwerke in gebundener Form niederlegen können, sie hatten sämtliche Details im Auge behalten können und gewusst, vor wem sie sich zu verantworten hatten, sollten sie etwas verkehrt machen.
    So einfach war das Leben nun nicht mehr.
    Und daran würde Flint Costard noch an diesem Nachmittag erinnern müssen.

 
16
     
    K i Bowles hatte ihn nicht erwartet, diesen schüchternen, plumpen, kleinen Mann mit den großen braunen Augen und dem zurückhaltenden Lächeln. Er schwebte über dem Stuhl, eine Hand auf dem herzförmigen künstlichen Schmiedeeisen der Lehne.
    »Setzen Sie sich!«, bot Bowles ihm einen Stuhl an, und in ihrer Stimme lag eine Wärme, die sie nicht empfand.
    Bowles befand sich in einem Outdoor-Café am Rand des Universitätsgeländes. »Outdoor« war selbstverständlich eine Fehlbezeichnung – das Café lag schließlich immer noch innerhalb der Kuppel. Aber dessen Architekten hatten eine Sondergenehmigung erhalten, bis an den Rand der Kuppel zu bauen und die Kuppelwand als Außenwand des Cafés zu nutzen. Echte Blumen wucherten über den Rand der Blumenkübel hinaus, die fest in die hüfthohe Mauer eingefügt waren, welche das Café vom Bürgersteig trennte. In der Luft lag der Geruch von Parfüm und frischem Brot, eine Kombination, der Bowles nicht widerstehen konnte.
    Ezra Farkus sank auf den Stuhl. Bowles hatte noch nie jemanden sich so auf einen Sitzplatz fallen lassen und dann zusammensinken sehen, beinahe als hätte er gar kein Rückgrat mehr. Farkus stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und verlagerte sein Gewicht derart weit nach vorn auf den Tisch und Bowles zu, dass zwei der Tischbeine vorübergehend den Bodenkontakt verloren.
    »Danke, dass Sie gekommen sind, Mr. Farkus«, sagte sie.
    Er nickte. Womöglich hatte es ihm die Sprache verschlagen, und er würde nicht mit ihr sprechen können. Das wäre eine Katastrophe.
    »Ich würde unsere Unterhaltung gern aufzeichnen«, sagte sie. »Sind Sie damit einverstanden?«
    Wieder nickte er.
    Sie berührte den Hauptkamerachip auf ihrem Handrücken. Dieser Chip schaltete die

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