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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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während sie auf seine Antwort wartete.
    Würde er in einer Minute immer noch nicht reagiert haben, so würde sie das Interview beenden – und natürlich nie aufhören sich zu fragen, wie es DeRicci fertig gebracht hatte, mit diesem Trottel zu leben, und sei es nur für ein paar Monate.
    »Noelle und ich haben uns kennen gelernt, als wir vier waren.« Bowles erschrak förmlich beim Klang von Farkus’ Stimme. Sie war so sehr davon überzeugt gewesen, dass er keinen weiteren Ton mehr von sich geben würde, dass sie bereits angefangen hatte, ihn zu ignorieren. »Meine Eltern sind damals in das Haus neben ihrem gezogen.«
    Er sah sie immer noch nicht an, nahm sich aber ein Stück Kuchen von einem nahen Tablett. Bowles ging die frühen Jahre mit ihm durch: die gemeinsame Kindheit in einem der ärmeren Viertel von Armstrong, den Tod von DeRiccis Eltern, die Tatsache, dass Farkus’ Eltern sie trotz eigener finanzieller Bedürftigkeit aufgenommen hatten, und wie es seine Eltern geschafft hatten, beide zum College zu schicken, trotz ihrer schwierigen Teenagerzeit.
    Es hörte sich beinahe so an, als hätte DeRicci Farkus geheiratet, weil sie geglaubt hatte, keine andere Wahl zu haben oder weil sie seinen Eltern gegenüber Dankbarkeit empfand. Oder vielleicht, weil sie den warmen Schoß der Familie nicht verlassen wollte, der einzig echten Familie, die sie je gekannt hatte.
    Die Ehe zerbrach, während die Jungvermählten in der Moskaukuppel lebten. Sie waren beide zur Monduniversität in Moskau gegangen, so weit von Armstrong entfernt, wie es ihnen nur möglich gewesen war. Offenbar hatte das eigenständige Leben zu zweit, ohne die Eltern, ohne die alte Nachbarschaft, ihre Ehe schneller auseinanderbrechen lassen, als irgendjemand sich hätte vorstellen können.
    »Sie waren beide sehr jung«, sagte Bowles in einem Tonfall, in dem so viel Mitgefühl mitschwang, wie sie aufzubringen imstande war.
    Endlich sah er sie an. Natürlich glänzten seine Augen feucht, und natürlich wies seine Haut die Art von Falten auf, die ihr verrieten, dass er auch heute nicht gerade viel Geld besaß.
    »Ich habe sie geliebt.« Die Worte klangen trotzig, beinahe als wollte er ein Zeichen setzen. »Und das tue ich immer noch.«
    »Haben Sie sie in letzter Zeit gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben uns darauf geeinigt, keinen Kontakt zueinander zu suchen.«
    »War das ein Teil der Scheidungsvereinbarung?«, fragte Bowles.
    Er zuckte zusammen. »Und wenn schon? Wir haben uns dennoch geeinigt.«
    »Es ist ungewöhnlich, so etwas in einer Scheidungsvereinbarung niederzulegen«, log Bowles.
    Er zuckte mit den Schultern. »Wir hatten keine Kinder, und wir haben uns ständig gestritten. Also hat der Richter vorgeschlagen, dass wir einander nicht mehr sehen sollten, und wir haben zugestimmt.«
    Da war mehr dran, dessen war sich Bowles sicher. Sie würde sich die Scheidungsvereinbarung selbst ansehen – Scheidungen wurden in öffentlichen Datenbanken archiviert – und würde dann, sollte sie noch weitere Fragen haben, auf Farkus zurückkommen.
    »Sie lieben sie immer noch«, bemerkte Bowles, »aber Sie haben sie seit langer Zeit nicht gesehen.«
    »Ich sehe sie in den Nachrichten.« Er setzte sich ein wenig aufrechter hin. Seinen Kuchen hatte er nicht angerührt.
    Bowles hatte ihren Salat ebenfalls nicht gekostet. Er bestand nicht aus echten Früchten. Sie konnte den typischen Schimmer synthetisierter Nahrungsmittel am Rand der Wassermelonenwürfel erkennen.
    »Und das reicht Ihnen?«, fragte Bowles. »Es reicht Ihnen, um zu wissen, dass Sie sie noch lieben?«
    Er reckte das Kinn hoch. »Ist das so merkwürdig?«
    Ja, hätte Bowles am liebsten gesagt, aber sie tat es nicht. Dieser Mann war merkwürdig. Nun, da sie wusste, unter welchenUmständen DeRicci ihn geheiratet hatte, war Bowles nicht mehr so sehr an ihm interessiert, dennoch wollte sie diese Scheidungsvereinbarung unter die Lupe nehmen.
    »Als ich Kontakt zu Ihnen aufgenommen habe«, sagte Bowles, ohne auf seine Frage einzugehen, »haben Sie gesagt, es wäre Zeit, dass jemand Ihnen Fragen über Noelle stelle. Warum?«
    »Sie ist flatterhaft«, erwiderte er.
    Bowles hatte noch nie erlebt, dass irgendjemand DeRicci als flatterhaft beschrieben hätte. Nach ihren eigenen Beobachtungen war DeRicci alles andere als flatterhaft. Sie war grundsolide, fantasielos und ein bisschen zu ernst. Aber bestimmt nicht flatterhaft.
    »Flatterhaft?«, hakte Bowles nach.
    »Ja«, bekräftigte er. »Sie

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