Miles Flint 04 - Das Marsgrab
einladend. Die Sessel sahen hart und unbequem aus, und es schien unmöglich, hier ein Gespräch zu führen.
Die Frau hinter dem Tresen sah ihn an, als sähe sie ihn nun zum ersten Mal. Ihr Blick traf den seinen und hielt ihm mit kühler Miene stand. Plötzlich fühlte er sich unerwünscht, und er fragte sich, ob das System seine Identität ermittelt und die Frau informiert hatte. Lokalisierer waren nicht überall beliebt, besonders nicht an Orten wie diesem, an denen das Wohlgefühl der Gäste oberste Priorität genoss.
Zischend öffneten sich die Fahrstuhltüren. Costard kam heraus, das Haar ein wenig wirr, tiefe Schatten unter den Augen. Sie trug einen langen Pullover über einer dunklen Hose. Ihre Kleidung wirkte planlos zusammengestellt, ebenso planlos, wie die ganze Frau momentan war.
Sie kam auf ihn zu, und als sie ihn erreicht hatte, schob er eine Hand unter ihren Arm. Ihre Haut fühlte sich vage klamm an.
»Gehen wir«, sagte er.
Sie nickte. Die Frau am Tresen beobachtete sie. Flint war froh, aus ihrem Blickfeld verschwinden zu können.
Als Costard und er zur Tür hinaustraten, blieb die junge Anthropologin stehen und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. »Ich habe einen Luftwagen. Wir können in Ihr Büro fahren.«
»Ich ziehe es vor, auf eine solche Fahrt zu verzichten«, entgegnete Flint.
Ihre Hand sank herab, und sie sah ihn an, als habe sie ihn nicht verstanden.
»Ich möchte nicht, dass dieses Gespräch aktenkundig wird.«
Sie berührte die Chips auf ihrem Handrücken. »Aber Sie sind doch bestimmt auch verlinkt.«
Er nickte. »Aber ich werde mein Netzwerk abschalten, und ich schlage vor, Sie tun das auch.«
»Was ist los?«, fragte sie.
Er legte wieder die Hand auf ihren Arm und führte sie von dem Gebäude weg. Wenige Blocks entfernt gab es mehrere Outdoor-Cafés. Dort würde er sie hinführen, und vielleicht würden sie sich dorthin setzen können, fänden sie einen freien Tisch.
Andererseits wollte Costard das vielleicht auch nicht.
»Ich habe eine Menge vorläufiger Nachforschungen in Ihrem Fall angestellt«, sagte er. »Und ich werde ihn nicht übernehmen.«
Sie entzog ihm ruckartig ihren Arm. »Sie haben mich hier rausgebracht, um mir das zu erzählen? Sie haben drei Tage meiner Zeit vergeudet!«
»Ich habe Sie hier rausgebracht, um Ihnen mehr als nur das zu erzählen. Gehen Sie einfach weiter!« Er sah sich in alle Richtungen um, oben eingeschlossen, ehe er die Straße mit ihr überquerte.
Sie zögerte am Bordstein. Er sah sich nicht um, aber er hatte ein paar links aktiviert und nutzte einen Kamerachip, um mehrere Richtungen zu überwachen und sicherzustellen, dass niemand ihnen folgte. Einer seiner übrigen Chips suchte nach Spionagenetzen, der Sorte, die nach aktivierten Chips suchten und Informationen entwendeten.
Einen Moment später sackten Costards Schultern herab, und sie beeilte sich, ihn einzuholen. Flint verlangsamte seine Schritte, um es ihr einfacher zu machen.
Sie entfernten sich von dem Bereich mit den Explosionsschäden und gingen auf eine Reihe von Geschäften und Restaurants zu, die vorwiegend Universitätsangehörige verpflegten. Die Geschäfte nahmen für sich in Anspruch, die neueste Erdenmode zu führen, während die Restaurants billige Speisen bewarben. Ein paar heruntergekommene Hotels drängten sich im nächsten Block.
»Sie hätten mir lediglich sagen müssen, dass Sie den Fall nicht übernehmen wollen. Das hätte vollkommen gereicht!«, giftete Costard, als sie ihn eingeholt hatte.
»Nein, das hätte nicht gereicht«, widersprach er. »Ich habe in den letzten paar Tagen eine Menge erfahren, darunter auch, dass die Todesrituale der Disty weitaus komplizierter sind, als Sie mir erzählt haben. Es gibt Dutzende, vielleicht sogar Hunderte von Variationen zu jedem Gesetz.«
»Wollen Sie damit sagen, wir können uns aussuchen, welches am besten passt?«
»Ich will Ihnen sagen, dass es vielleicht nicht reichen wird, die Kinder zu finden. Da könnten noch weitere Schritte notwendig sein.«
Sie schob die Hände in die Taschen ihres Sweatshirts und starrte stur geradeaus, beinahe als hätte sie ihn gar nicht gehört.
Studenten strömten lachend aus einem Gebäude und hielten irgendein Gebilde hoch, das Flint nicht erkennen konnte. Er wartete, bis sie fort waren, ehe er weitersprach.
»Ich habe mir Ihre Untergetauchte angesehen«, sagte er. »Sie ist nicht Lagrima Jørgen.«
Nun hatte er Costards ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie sah ihn mit großen
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