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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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geht von einer Sache zur nächsten und denkt nie darüber nach, was hinter ihr liegt, sie geht immer nur weiter. Kein Nachdenken, keine Analyse, keine wirkliche Hinwendung an irgendwas. Einfach nichts.«
    Er stellte sich selbst mit seinen Aussagen bloß. Es lag an seinem Ton, der halb wütend, halb traurig klang. Bowles beschloss, sich aufs Raten zu verlegen.
    »Von einer Sache zur nächsten«, wiederholte sie. »Sie meinen, von einer Person zur nächsten.«
    Sofort errötete er und offenbarte so die Aknenarben an seinem Kinn. Dergleichen hatte Bowles außerhalb der Gargarinkuppel-Slums noch nie zu sehen bekommen.
    »Sehen Sie sich doch ihre Geschichte an!«, sagte er. »Das hat sie sogar mit ihren Partnern bei der Polizei gemacht!«
    DeRicci hatte eine ganze Reihe Partner gehabt, doch in dieser Richtung hatte Bowles bisher noch keine ernsthaften Nachforschungen angestellt.
    »Und mit Ihnen hat sie das auch gemacht«, sagte Bowles betont mitfühlend. »Das muss wehgetan haben.«
    Seine Augen wurden ganz schmal. »Sie hat gesagt, ihr täte es weher als mir. Sie war so eine Lügnerin !«
    Er schlug auf den Tisch, schrie das letzte Wort so heftig hinaus, dass Bowles regelrecht erschrak. Bis zu diesem Wort hatte er stets sanft gesprochen, beinahe reserviert.
    »Warum sollte eine Affäre ihr wehtun?«, fragte Bowles.
    »Das habe ich nie verstanden«, sagte Farkus. »Fragen Sie sie!«
    Bowles atmete tief durch. »Was vermuten Sie?«
    Er schüttelte den Kopf und stemmte sich vom Tisch fort. Zum ersten Mal fielen Bowles die Muskeln in seinen Armen auf. Für einen unmodifizierten Mann wirkte er ziemlich kräftig.
    »Hören Sie«, sagte er und senkte die Stimme wieder, »sie konnte unser Zuhause nicht schützen, unsere Familie oder unser gemeinsames Leben. Ganz sicher kann sie den Mond nicht schützen. Offensichtlich haben die Idioten, die sie angeheuert haben, ihren Lebenslauf nicht überprüft. Offensichtlich haben sie sich gedacht, das ist eine rein politische Position und sie gäbe eine gute Galionsfigur ab. Aber Noelle hat keinen Sinn für pompöse Feiern und Rituale. Sie ist in keinem Fall eine gute Besetzung für diese Rolle.«
    »Nicht einmal in der Rolle der Ehefrau?«, hakte Bowles nach.
    »Das ist keine Rolle«, sagte er, und nun klang seine Stimme fast wie ein Flüstern. »Das ist ein Versprechen. Und nicht einmal dem war sie gewachsen.«
    Er nahm sein Wasserglas und leerte es.
    »Ich liebe sie immer noch«, sagte er. »Aber sie ist wirklich die schlimmste Versagerin, die mir je begegnet ist. Ich habe keine Ahnung, warum man ihr so viel Macht gibt. Es sei denn, das ist alles nur ein Schwindel und man benutzt sie dazu, irgendetwas zu vertuschen.«
    Das überraschte Bowles. Sie war nicht einmal sicher, ob sie seiner Logik folgen konnte. »Was meinen Sie damit?«
    »Passen Sie denn gar nicht auf?«, fragte er. »Regierungen heuern immer wieder Leute wie Noelle an. Rehabilitierte Versager besetzen plötzlich einen heiklen Posten, und wenn dann irgendwas schiefgeht, hat man immer jemanden, dem man die Schuld in die Schuhe schieben kann. ›Uns war nicht klar, dass es in ihrer Laufbahn so viele Probleme gegeben hat‹, werden sie sagen, und die meisten Leute werden ihnen glauben.«
    »Aber Sie nicht«, konstatierte Bowles.
    »Ich weiß, dass die über Noelle Bescheid wissen!«, sagte er. »Ich habe sie selbst aufgeklärt. Ich habe Videos und Botschaften und Warnungen geschickt, aber niemand hat je geantwortet. Die wissen Bescheid, und es kümmert sie nicht.«
    Bowles pochte auf die Tischplatte. »Vielleicht sollten Sie sich wieder setzen und mir erzählen, was Sie wissen!«
    Beinahe hätte er sich gesetzt, doch dann hielt er mitten in der Bewegung inne und schüttelte den Kopf. »Sie heucheln auch nur Verständnis, genau wie die anderen. Sie hören mir die ganze Zeit zu, aber dann verwenden Sie nur ein Zitat, beispielsweise eines, in dem ich sage, dass ich sie liebe, und ignorieren all die dunklen Punkte. Sie sind ein Teil des Problems, Lady. Ich habe Ihnen in jedem Fall genug geliefert.«
    Damit machte er kehrt und ging, hastete aus dem eingefriedeten Bereich hinaus. Bowles sah ihm nach.
    Er hatte Recht; sie würde nur ein oder zwei Zitate verwenden. Aber er hatte ihr einige gute Hinweise geliefert, Argumente, die ihr helfen würden, ihre Story gegen die neue Sicherheitszarin des Monds aufzubauen.

 
17
     
    A isha Costards Hotel war nicht weit von dem Bombenkrater entfernt, der Armstrong noch immer verunstaltete.

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