Miles Flint 06 - Kallisto
Bedeutung sein.«
Der Empfangschef erhob sich. Er war in der Tat größer als Flint. »Sie sind kein Klient dieser Kanzlei, Mr. Flint.«
Offensichtlich hatte er Flints Identität überprüft, kaum dass dieser das Gebäude betreten hatte. Die Ergebnisse mussten gerade erst in den Link des Mannes heruntergeladen worden sein.
»Die einzige Verbindung zwischen Ihnen und dieser Kanzlei, die ich finden kann, ist ein Scheidungsfall, den wir im Auftrag Ihrer Exfrau bearbeitet haben. Ist das korrekt?«
Erwischt. Er hatte gehofft, sie würden nicht gar so ins Detail gehen.
»Nicht ganz«, antwortete Flint. »Wie es scheint hat Mr. Oberholst sich auch noch um ein paar andere Dinge gekümmert, die nicht aktenkundig sind. Ich muss ihn sprechen.«
»Er wird mit niemandem über ehemalige Klienten sprechen.«
»Er wird mit mir sprechen«, sagte Flint.
Der Empfangsmitarbeiter beugte sich vor, balancierte seinen bemerkenswerten Oberkörper auf den Fingerspitzen. »Ich bin überzeugt, das wird er nicht.«
»Er wird«, gab Flint zurück. »Prüfen Sie meine Finanzlage, wenn Sie schon alles andere überprüft haben. Oberholst, Martinez und Mlsnavek mögen eine erfolgreiche Kanzlei betreiben, dennoch bin ich ziemlich sicher, sie können es sich nicht leisten, einen potenziellen Klienten abzuweisen, der so viel wert ist wie ich. Ich gehe sogar davon aus, dass Sie angewiesen sind, gegenüber Leuten wie mir besonders entgegenkommend zu sein.«
»Das habe ich bereits überprüft, Mr. Flint. Ihre Scheidungsvereinbarung hat nicht einmal genug hergegeben, um Mr. Oberholsts Zeit zu bezahlen.«
»Sehen Sie noch einmal nach«, beharrte Flint.
Der Mann sah aus, als wollte er zu einem Protest ansetzen, aber er war nicht dumm genug, eine Person, die von sich behauptete, sie sei reich, einfach abzuweisen.
Endlich sagte der Empfangsmitarbeiter: »Ich kann Ihnen keinen Termin bei Mr. Oberholst geben, aber ich bin sicher, einer der anderen Seniorpartner wird Sie empfangen.«
»Wie ich bereits wiederholt gesagt habe …«, entgegneteFlint so langsam, als hätte der Empfangschef den IQ eines Bots, »… kann ich nur mit Mr. Oberholst persönlich sprechen.«
»Dann werden Sie sich eine Weile gedulden müssen.« Doch der Empfangsmitarbeiter war keineswegs streitsüchtig. Tatsächlich war sein ehemals abweisender Ton inzwischen beinahe ergeben. Er bemühte sich nun doch um ein entgegenkommendes Auftreten.
»Ich kann nicht warten.«
»Mr. Flint, Mr. Oberholst ist heute Nachmittag zu einer Geschäftsreise aufgebrochen. Er hält sich derzeit nicht auf dem Mond auf.«
»Ich dachte, er praktiziert nicht mehr.«
»Er kümmert sich, wie ich bereits angedeutet habe, um seine alten Klienten.«
»Wohin ist er gereist? Ich habe eine Jacht. Ich könnte mich irgendwo mit ihm treffen.«
»Sir, es geht hier nicht um eine Urlaubsreise zur Erde. Mr. Oberholst ist zum Kallisto geflogen. Ich weiß nicht, wann er genau zurück sein wird.«
Bei dem Wort Kallisto erstarrte Flint. »Zum Kallisto? Um wen aufzusuchen?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir. Diese Information ist streng vertraulich.«
»Dann verraten Sie mir Folgendes«, versuchte es Flint auf einem anderen Weg. »Hat er mehr als einen alten Klienten auf Kallisto?«
Der Empfangsmitarbeiter schwieg. Flint wusste, dass der Mann nicht nur seine Akten überprüfte, sondern sich zudem vergewisserte, dass er nicht gegen irgendwelche Vertraulichkeitsabkommen oder juristischen Vorschriften verstieß, wenn er die Frage beantwortete.
»Nein, Sir. Es gibt derzeit nur einen Klienten auf Kallisto.«
»Einen alten Klienten?«, fragte Flint.
»Ja, Sir.«
»Einen, den ich sehr gut kenne.«
»Sir?«
Flint hob eine Hand. Natürlich konnte der Mann ihm auf diese Frage keine Antwort geben. Selbst Flint war klar, dass er damit gegen die Grundsätze der Vertraulichkeit verstoßen würde.
Ihm war schwindelig. Er wandte sich ab.
»Sir?«, sagte der Empfangsmitarbeiter. »Möchten Sie einen Termin mit Mr. Oberholst für die Zeit nach seiner Rückkehr vereinbaren?«
»Nein«, erwiderte Flint. »Ich bezweifle, dass ich ihn dann noch brauchen werde.«
40
T alia war wieder in ihrem Apartment. Ihr war kalt, aber sie wusste nicht, wie sie die Temperatur im Raum erhöhen konnte. Zwar nahm sie an, dass sie lediglich den Computer bitten musste, die Temperatur zu erhöhen, doch das wollte sie nicht. Sie fühlte sich einsam und paranoid; sie wollte einer möglichen Datenaufzeichnung nicht mehr von sich
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