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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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geschleift und auf den Rücksitz geworfen hatten.
    Dann erst hatte sie protestiert, woraufhin sich der große Bursche umgedreht und seine Hände zu beiden Seiten an ihr Gesicht gepresst hatte, und dann … nichts mehr. Sie hatte das Bewusstsein verloren.
    Offenbar hatte er ein Sedativum benutzt, das durch die Haut in den Blutkreislauf vorgedrungen war, und sie überlegte, ob er Handschuhe getragen hatte.
    Aber das war nicht von Bedeutung. Das Sedativum hatte sie nur leicht betäubt, und sie war erfrischt wieder zu sich gekommen, was auch ein wenig ärgerlich war. Eigentlich hätte sie Schmerzen empfinden müssen, Benommenheit oder Trauer.
    Ganz gleich, wie sehr die Leute daran arbeiteten, Sedativa zu perfektionieren, sie hatten immer Nebenwirkungen.
    Es sei denn, es handelte sich um ein Sedativum, das innerhalb der Erdallianz nicht zugelassen war.
    Ihr Magen verkrampfte sich. Diese Anspannung hatte sie seit Jahren nicht mehr gespürt. Es war Furcht. Sie hatte Angst vor dem, was als Nächstes geschehen mochte.
    Vor dem, was sie mit Talia gemacht hatten.
    Oder was sie noch mit ihr machen würden.
    Schon jetzt bewegten sie sich außerhalb des Gesetzes. Das Gesetz der Gyonnese besagte, dass die Strafe für eine versehentliche Tötung im Entzug des Rechts, Kinder aufzuziehen, bestand. Die Gyonnese hatten es nicht leicht, Kinder zu bekommen – die meisten brachten es nur zu einem Kind, und auch das kostete sie schon viel Mühe. Folglich hatten die Gyonnese die Aufzucht von Kindern zu einem Privileg erhoben, einem Privileg, das kraft Gesetzes auch wieder entzogen werden konnte.
    Für die Gyonnese war der Verlust dieses Privilegs dasSchlimmste, das einem Erwachsenen widerfahren konnte. Schlimmer als Gefangenschaft, schlimmer als Folter, schlimmer sogar als der Tod.
    Rhonda hatten sie das Privileg, Kinder großziehen zu dürfen, entzogen, und sie hatte sich dem Urteil gebeugt, zumindest gemäß dem Gesetz der Gyonnese. Der Beschaffer hatte recht: Talia zählte nicht. Sie war ein falsches Kind – sie war nicht das Original, sie war ein Klon des Originals.
    Das Gesetz der Gyonnese kannte auch falsche Kinder, aber sie waren nicht geschützt oder privilegiert, wie es die echten Kinder waren. Und die falschen Kinder der Gyonnese waren das Produkt einer sonderbaren Form von Zweiteilung. Wenn die Originallarve eine bestimmte Größe erreicht hatte, teilte sie sich wie es Bakterien taten. Manche Larven teilten sich sogar mehrere Male.
    Die Gyonnese verloren das Original nie aus dem Auge und betrachteten die anderen, die ebenfalls zu erwachsenen Gyonnese heranwuchsen, als falsche Kinder. Klonen war in den Augen der Gyonnese ein vergleichbarer Vorgang.
    All das hatten Rhonda und ihre Anwälte herausgearbeitet. Das Fünfzehnte Multikulturelle Tribunal hatte sogar Rhondas Antrag, Talia aufzuziehen, entsprochen und erklärt, dass ihre Existenz den Vereinbarungen gemäß den Gesetzen der Gyonnese nicht zuwiderliefe und Talias Anwesenheit nicht gegen die gerichtliche Anordnung verstieße.
    Rhonda hatte alles auf legale Weise und ganz offiziell erledigt, ohne sich in irgendeiner Weise zu verstecken. Das war der Grund, warum sie immer noch bei Aleyd war.
    Das war der Grund, warum sie in der Lage gewesen war, einen Teil ihres Lebens zu bewahren.
    Was hier geschah, war eine Entführung. Und sie musste irgendeinem Zweck dienen, einem Zweck, der sich ihrem Verständnis entzog.
    Sie stand auf, wischte sich die Hände an ihrem Rock ab und sah sich erneut in dem Frachtraum um. Nichts hatte sich verändert. Die Lampen waren in die Decke eingelassen, Schlösser an der kleinen Tür ins Schiffsinnere, weitere Schlösser an der größeren Luke, die dazu diente, Fracht aufzunehmen oder zu entladen.
    Diese breite Tür war nicht mit einer Luftschleuse ausgestattet; sie hatte bereits nachgesehen. Das bedeutete, dass dieser Frachtraum nicht für den Transport von Menschen gedacht war.
    Was sie um so mehr verwirrte.
    Die einzigen Menschen, mit denen Beschaffene gehandelt hatten, waren Sklaven, ge- und verkauft unter den Spezies, die nicht der Allianz angehörten. Diese Menschen waren – so man den Sensationsberichten Glauben schenken wollte, die von den Nachrichtendiensten auf Kallisto verbreitet worden waren – zumeist von einem isolierten Planeten oder einem kleinen Mond oder aus einer neu entstandenen Kolonie geholt worden.
    Nie aber hatte man sie aus alten, etablierten Orten wie dem Valhalla Basin geholt. Und nie hatten sie nur eine Person auf einmal

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