Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
beinahe eine Stunde, wenigstens das herauszufinden.
    Im Schneidersitz hockte sie auf dem rötlich braunen Zeug, das als Gras zu bezeichnen ihre Mutter sich hartnäckig weigerte. Das Zeug fühlte sich unter Talias Beinen breiig und kühl an, aber hier unten, in dem Schmutz und dem Unkraut, war der Kieferngeruch nicht gar so schlimm.
    Als sie über den Notfalllink, den ihre Mutter eingerichtet hatte, Kontakt aufgenommen hatte, hatte sie einen Zeitmesser am unteren Rand des Blickfelds ihres rechten Auges aktiviert. Der größte Teil der bisherigen Kommunikation war in Textform über ihr linkes Auge gelaufen.
    Mom hatte ihr gesagt, der Anwalt würde sich sofort um sie kümmern, aber wenn das so weiterging, hatte Talia keine Wahl. Sie brauchte Hilfe.
    Mom würde furchtbar wütend auf sie sein, sollte sie die Behörden einschalten, aber Talia fürchtete langsam, dass ihr nichts anderes übrig bleiben würde.
    Außerdem, wie sollte Mom auf diesem windgepeitschten Feld irgendwelche Leute umgebracht haben? Sie ging doch nie irgendwohin. Bis sie nach Kallisto gekommen war, hatte sie den Erdenmond nie verlassen.
    Es sei denn, das war auch eine Lüge.
    Endlich drang eine Stimme zu ihr vor. Sie klang fern und dünn und folgte einem Text, der sie davor warnte, dass jemand versuchte, Kontakt zu ihr aufzunehmen.
    »Hier spricht Celestine Gonzalez«, sagte die Stimme.
    Inzwischen war Talia schon so aufgebracht, sie hätte beinahe gesagt: Schön für Sie. Aber sie tat es nicht. Mom hätte das nicht gefallen, und im Augenblick tat sie genau das, was Mom ihr gesagt hatte.
    »Ich wollte mit Martin Oberholst sprechen.« Talia wusste, dass sie gereizt klang, aber das war ihr egal. Hier ging es um einen Notfall, und das hatte sie denen gesagt, aber die hatten nicht zugehört.
    »Ja, ich weiß, Miss Flint«, entgegnete Celestine Gonzalez nach einer kurzen Verzögerung. »Aber Mr. Oberholst übernimmt keine Fälle mehr.«
    »Es geht nicht um einen Fall«, entgegnete Talia. »Es geht um mein Leben. Meine Mutter wurde entführt.«
    Und mein Name ist nicht Flint, aber auch das sprach sie nicht aus. Wozu noch mehr Verwirrung stiften, als eh schon eingetreten war.
    »So steht es hier«, sagte Gonzalez. »Wann ist das passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Vor einer oder zwei Stunden. Mom hat mir gesagt, ich solle Mr. Oberholst kontaktieren, falls irgend etwas passiert.«
    »Unseren Daten zufolge haben Sie von Kallisto aus Kontakt aufgenommen. Können Sie sich nicht an einen Anwalt vor Ort wenden?«
    »Kann ich mit jemandem reden, der weiß, was los ist?« Talia hatte nicht geschrien, aber es hatte auch nicht viel gefehlt. »Mom hat mir gesagt, ich könne euch Leute da rufen, falls ihr etwas passiert. Sie hat gesagt, Sie würden sich um mich kümmern.«
    »Obwohl wir in Armstrong sind?«
    »Ja!«
    »Es tut mir leid«, sagte Gonzalez. »Die Akte ist sehr umfangreich und als streng vertraulich gekennzeichnet. Ich werde mich erst einarbeiten müssen. Können Sie mir verraten, was genau passiert ist?«
    »Passiert ist, dass ich eine Stunde meines Lebens vergeudet habe und Sie und Ihre Leute mit Ihrer Begriffsstutzigkeit womöglich meine Mutter umgebracht haben. Kennen Sie hier irgendeinen Anwalt, der mir helfen könnte?«
    »Wir operieren ausschließlich in Armstrong, Miss Flint. Ich dachte, Sie wüssten das.«
    »Ich bin dreizehn, und meine Mutter wurde entführt, und sie hat mir gesagt, ich solle mich an Sie wenden, wenn ihr irgend etwas zustößt, und Sie helfen mir nicht! Ich brauche Ihre Hilfe! Bitte!«
    »Wenn Sie mir erzählen könnten, was zu alldem geführt hat«, sagte Gonzalez, »dann könnte ich …«
    »Vergessen Sie es.« Talia kappte die Verbindung. Dann schlang sie die Arme um die Knie und zog sie eng an die Brust. Mom hatte gesagt, sie solle mit Oberholst sprechen, aber sie ließen sie nicht. Und jetzt war niemand da, der ihr helfen konnte. Es war nicht einmal jemand in Sichtweite.
    Talia musste ihre eigene Entscheidung treffen. Auf Moms Art hatte sie es bereits versucht, aber es hatte nicht funktioniert. Nun würde Talia es auf ihre eigene Art machen, auch auf die Gefahr hin, einen Fehler zu begehen.
    »Sorry, Mom«, murmelte sie, ehe sie einen dringenden Notruf über ihre Links absetzte.

 
12
     
    F lint setzte Kurs auf den Mond. Dann durchsuchte er die Hauptdatei, um nachzusehen, ob Palomas Notizen ihm einen Hinweis darauf liefern konnten, warum sie diese Informationen über Flints Familie gesammelt hatte.
    Die Audioaufzeichnungen

Weitere Kostenlose Bücher