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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Standardanweisungen des Hafenbüros der Armstrong Space Traffic Control, Landeanweisungen, Zollbestimmungen. Er brauchte das alles nicht, und nachdem die Jacht den Empfang bestätigt hatte, würden auch keine weiteren Erinnerungsbotschaften mehr eintreffen. Die Informationen über sein Schiff waren im Hafensystem gespeichert. Sein Liegeplatz befand sich im exklusivsten Terminal im ganzen Hafen, was ihm allerlei Privilegien eintrug, die der Polizist in ihm nicht gutheißen konnte, die jedoch der Lokalisierungsspezialist in ihm – der Teil seiner selbst, der sich allzu häufig am äußersten Rand der Legalität bewegte – als ganz besonders vorteilhaft erachtete.
    Er kehrte zurück zu dem Computer, schloss die Datei über sich selbst und öffnete die über seine Exfrau. Und dort stieß er ebenfalls auf beunruhigende Informationen.
    Sie hatte den Mond verlassen.
    Davon hatte er nichts gewusst. Sie hatte den Mond vor über zehn Jahren verlassen, und er hatte nichts davon gehört. Nicht, dass sie Kontakt gehalten hätten. Nach der Scheidung hatten sie nach und nach aufgehört, sich zu treffen.
    Dann hatte sie Armstrong verlassen und war nach Glenn Station gezogen, und sie hatten einander versprochen, den Kontakt nicht abreißen zu lassen, aber genau das war geschehen. Rhonda hatte von seinem neuen Beruf nicht viel gehalten und behauptet, er vergeude seine Intelligenz.
    Er jedoch hatte nicht gewusst, wie er seine Intelligenz weiterhin in Computersysteme einbringen sollte, während in ganz Armstrong Menschen – vor allem Kinder – zu Tode kamen. Rhonda hatte ihn nicht verstanden, obwohl er ihr seinen Standpunkt erklärt hatte. Als sie gegangen war, war er noch ein Anfänger bei Space Traffic gewesen und so weit von jeglichen Kindern entfernt, wie er nur sein konnte.
    Dann, als er Detective geworden war und seinen ersten Fall gelöst hatte, hatte er flüchtig an sie gedacht, aber keinen Kontakt aufgenommen. Und das Vorhaben, Kontakt herzustellen, war gänzlich vergessen, als die mangelnde Fairness derGesetze der Erdallianz ihn dazu getrieben hatte, Informationen, die er im Polizeidienst erlangt hatte, zu verkaufen, um Hunderte von Leben zu retten.
    Das hätte Rhonda sicher verstanden.
    Aber vielleicht auch nicht. Für sie war Trauer eine persönliche Angelegenheit, etwas, das jeder Mensch allein durchstehen und schließlich hinter sich lassen musste. Sie hatte ihm gegenüber stets einen gewissen Groll gehegt, weil er sich nie so von den Geschehnissen erholt hatte, wie sie es für richtig gehalten hatte.
    Er zwang sich, die Bilder anzusehen – Dienstausweise aus all ihren Jobs, angefangen mit ihrer ersten Stelle bei der Considine Corporation bis hin zu ihrer letzten Stelle auf dem Mond bei Aleyd Chemicals Incorporated.
    Sie sah älter aus, härter, und auf dem letzten Bild sahen ihre nicht modifizierten Züge ein bisschen zu ausgezehrt aus, zu traurig. All ihrem Gerede zum Trotz war auch sie nicht über die entscheidende Tragödie in ihrer beider Leben hinweggekommen.
    Nichts von alldem war auf dem ersten Bild spürbar – dem Bild von der Frau, die er einst kennengelernt hatte. Sie hatte gewinnende schwarze Augen, die stets zu lächeln schienen, auch dann, wenn ihre Lippen es nicht taten. Ihr Gesicht war zu kantig, gemessen an den zeitgenössischen Schönheitsidealen, aber die Linien waren so klar, so zart, dass sie ihm schlicht atemberaubend erschienen waren. Ihr Haar war so schwarz wie ihre Augen und bildete einen wunderbaren Kontrast zu ihrer Haut, die die Farbe edler Schokolade hatte.
    Als er nun das Bild betrachtete, regte sich in ihm ein Rudiment jener Leidenschaft, die er einmal für sie empfunden hatte. Er reckte die Hand vor, berührte das Bild aber doch nicht. Anders als bei den Holobildern von Emmeline konnte er sich in Rhondas Bild nicht verlieren. Aber er vermisste sie. Ihre feinsinnige Art, die Dinge um sie herum wahrzunehmen. Ihr Lachen.
    Allerdings war ihr Lachen schon lange vor ihr gegangen.
    Auch ihre Datei enthielt nur Daten, die mindestens sechs Jahre alt waren. Sie hatte den Mond verlassen, als Aleyd sie befördert und zur Beaufsichtigung diverser Stellen auf sämtlichen Jupitersatelliten abgestellt hatte.
    Ihr Wohnort lag auf Kallisto.
    Als er das las, stockte ihm der Atem. Der Grund für diese ganze Suche war die Notiz, in der spekuliert wurde, Emmeline könnte auf Kallisto sein. Weil Rhonda dort war?
    Oder war da mehr dran?
    Er musterte das ältere Bild von Rhonda. Das hätte sie ihm nicht

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