Miles Flint 06 - Kallisto
wäre sie das, dann sollte das Fenster doch wärmer sein, nicht wahr?
Stirnrunzelnd wandte sie sich vom Fenster ab. Der Ausblick verriet ihr lediglich, dass das Valhalla Basin in der Ferne verschwand. All diese glücklichen Unternehmensmitarbeiter lebten ihr Leben, ohne auch nur zu ahnen, welch schlimme Wendung es nehmen konnte.
Hätte sie es gewusst, dann hätte sie wohl nicht so häufig die Schule geschwänzt. Sie hätte sich weitaus glücklicher eingeschätzt, als sie es tatsächlich getan hatte. Nur, weil sie nicht gewusst hatte, wie gut sie es hatte.
Ein Alarmsignal fing leise zu piepen an. Zagrando hatte an dem Bedienfeld herumgebastelt, ehe er gegangen war. Nun erschien sein Bild direkt daneben.
»Talia, du solltest dir inzwischen mindestens sechs Anwälte angesehen haben. Folge den Anweisungen, die ich dir gegeben habe. Sorge dafür, dass du weißt, worauf sie spezialisiert sind, ehe du irgendeinen von ihnen kontaktierst, und achte darauf, einen sicheren Link zu benutzen.«
Es war eine Aufzeichnung. Er musste sie irgendwie angefertigt haben, ehe er gegangen war, oder er hatte sie von einem anderen Ort im Gebäude in das System geladen.
Sie war versucht, eine rüde Geste zu machen, überlegte es sich aber anders. Womöglich wurde alles, was sie hier drin tat, überwacht.
Sechs Anwälte bis jetzt. Sie fragte sich, ob er diese Zahl willkürlich genannt hatte, oder ob er der Ansicht war, sie würde nur eine ganz bestimmte Zeitspanne zur Begutachtung der gespeicherten Informationen benötigen.
Vermutlich nichts von beidem. Vermutlich wollte er ihr nur ein wenig Angst machen, um sie anzutreiben. Und das war ihm gelungen, allerdings vorwiegend durch seinen eigenen Gesichtsausdruck.
Aber sie wollte sich keinen Anwalt suchen. Das zu tun würde bedeuten, dass ihre Mutter wirklich und wahrhaftig fort war.
Was, wie Talia sich im Stillen schalt, absolut richtig war. Ihre Mutter war fort und würde vielleicht nie mehr zurückkommen. Detective Bozeman hatte versucht, ihr das zu Hause beizubringen, ganz besonders, als er sie nach ihren nächsten Angehörigen gefragt hatte.
Selbst diese Aptheker hatte davon gesprochen. Und diese Aptheker wusste theoretisch sogar, welche Art von Problemen ihre Mutter sich aufgeladen hatte.
Wieder fühlte Talia die Tränen aufsteigen, doch sie hielt sie zurück. Wenn sie ganz allein im Universum sein sollte, dann musste sie stark sein. Sie hasste schwache Leute, die sich durch ihr ganzes Leben winselten.
Ihre Mom auch.
Manchmal, so hatte ihre Mom oft gesagt, muss man die Initiative ergreifen, selbst wenn man es gar nicht will. Manchmal hat man keine andere Wahl, als selbst die Regie zu übernehmen.
Talia hatte stets gedacht, ihre Mutter wollte nur gute Ratschlage erteilen. Aber vielleicht hatte sie auch etwas eingestanden. Vielleicht hatte ihre Mutter die Regie übernommen und war mit irgend etwas durchgekommen.
Zumindest fast.
Vielleicht.
Das Teuflische war, dass Talia es vielleicht nie erfahren würde.
Ganz besonders, sollte ihre Mom nicht mehr zurückkommen.
Talia ging ins Schlafzimmer und holte den kleinen tragbaren Computer vom Bett. Dann kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und fläzte sich auf die Couch. Diese Couch hing in der Mitte durch, und der Bezug fühlte sich kratziger an als der der anderen Couch.
Aber sie konnte nicht mehr dorthinunter. Die Aptheker wusste, wo das Apartment war. Zagrando hatte ihr versprochen, dass von nun an weder die Aptheker noch irgendein anderer Mitarbeiter von Aleyd Zugriff auf das Informationssystem im Erdgeschoss nehmen konnte, nicht, ehe die rechtlichen Fragen geklärt waren.
Talia musste einen Anwalt engagieren. Und vielleicht konnte sie diesen Anwalt auch dafür bezahlen, ihr genau zu erklären, was ihre Mutter getan hatte, dass der Beschaffer sie einfach entführt hatte.
Natürlich erst, wenn der Anwalt ihr Aleyd vom Hals geschafft hatte.
Erst, wenn der Anwalt sichergestellt hatte, dass Talia die rechtmäßige Erbin ihrer Mutter war.
Wenn der Anwalt alles in Ordnung gebracht hatte.
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T ejumola Kazins Art und Weise, rechtliche Spielräume zu nutzen, hinterließ bei Celestine Gonzalez das Gefühl, sich beschmutzt zu haben. Aber der kleine Anwalt mit dem merkwürdigen grauen Anzug hatte gehalten, was er versprochen hatte: Er hatte sie binnen zehn Minuten durch die Absperrung gebracht, hatte ihr ein Arbeitsvisum und eine Aufenthaltsgenehmigung mit einer einwöchigen Gültigkeit für das Valhalla Basin besorgt.
Nun stand
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