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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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gehörten zum Standard, wenn ein Kind zu Tode kam, eigentlich, wenn irgend jemand zu Tode kam. Sie boten die einzige Möglichkeit, die Identität zweifelsfrei festzustellen. Die DNA eines Erwachsenen war aktenkundig. Die DNA eines Kindes, eines Babys, meist nicht. Darum wurden auch den Eltern DNA-Proben entnommen.
    Grundsätzlich.
    Der Computer piepte ihn an. Die Namen der Anwälte lauteten Guerrovi Chawki, Saari Namate und etwas, das ausschließlich aus Konsonanten bestand. Von dieser Kanzlei hatte er noch nie gehört, einer Kanzlei, deren Namen auch allein aus Konsonanten zusammengesetzt war.
    Er notierte die Namen und beachtete sie nicht weiter. Statt dessen öffnete er den Autopsiebericht und überflog ihn, ehe er ihn Zeile um Zeile durchging.
    Keine DNA.
    Nicht ein Wort darüber.
    Das war ein schwerwiegender Fehler, einer, den die Verteidiger sich hätten zunutze machen müssen.
    Einer, der hätte ausreichen müssen, dass die Ankläger nie einen Prozess angestrebt hätten.
    Und doch war niemand darauf aufmerksam geworden.
    Emmelines DNA war nicht gespeichert. Sie war unbestätigt.
    Sie wurde nicht einmal erwähnt.
    Sie wurde ignoriert.
    Er rieb sich mit einer Hand die Stirn.
    Ignoriert. Vergessen. Übersehen.
    Oder auch nicht.
    Und das war der Grund, warum Paloma nach ihrem ersten Besuch zurückgekehrt war, warum sie die Datei wiederholt überprüft hatte.
    Ohne DNA gab es keine Möglichkeit, Emmelines Tod zu beweisen.
    Ja, es war zu einem Todesfall gekommen, aber der mochte nicht sie betroffen haben. Ein anderes Kind könnte gestorben sein.
    Sie hatten angenommen, er hätte sie getötet, ehe er sie in die Tagesstätte gebracht hatte.
    Hieß das, dass auch der Todeszeitpunkt nicht korrekt verbucht war?
    Er überflog die Datei auf der Suche nach dem Todeszeitpunkt. Er war angegeben, aber vage, in Stunden, nicht in Minuten, wie es bei jedem anderen Todesfall in Armstrong Usus war.
    Stunden.
    Mit heftig pochendem Herzen stand er auf. »Du siehst, was du sehen willst«, murmelte er.
    Aber was, wenn er das nicht tat?
    Was, wenn er um das falsche Kind getrauert hatte?
    Was, wenn die Vermerke in die richtige Richtung führten? Was, wenn Emmeline am Leben und auf Kallisto war?
    Bei seiner Exfrau?
    Die kein Wort gesagt hatte?

 
30
     
    D etective Zagrando hatte Talia in einem anderen Apartment, zwei Etagen höher, untergebracht. Der Ausblick dort war noch besser, interessierte sie aber nicht mehr so wie zuvor. Sie machte sich mehr Gedanken darüber, wie sie einen Anwalt finden konnte.
    Sie hatte keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Und Zagrando wollte, dass sie es tat. Er hatte ihr gesagt, sie müsse sich einen suchen – und sei es nur, um Zeit zu schinden.
    Sie wusste nicht recht, was zwischen ihm und dieser Aptheker vorgefallen war, aber es hatte ihn mehr geängstigt als sie. Und Talia konnte sich nicht vorstellen, dass Bullen sich leicht einschüchtern ließen – es sei denn, vielleicht, ihr eigenes Leben stand auf dem Spiel oder etwas in der Art. Aber sie glaubte nicht, dass die Aptheker ihn bedroht hatte.
    Talia hatte sich so dicht an die Tür gedrückt wie nur möglich. Sie hatte den größten Teil des Gesprächs verfolgen können, aber sie hatte nicht alles gehört. Als jedoch Zagrando das Apartment betreten hatte, hatte sie ihm erzählt, sie hätte alles mit angehört, damit er sie nicht belügen würde. Damit er nicht versuchte, sie zu schützen.
    Außerdem war er klug genug zu wissen, dass sie sich einen provisorischen Zugang zu dem Computersystem des Apartments einrichten konnte, so dass sie sich eine Aufzeichnung des Gesprächs anhören konnte, sollte er sie nicht darüber aufklären.
    Ihr gefiel, wie er die Frau rausgeworfen hatte, ihr gefiel nicht, dass er ihr geglaubt hatte. Talias Mutter hätte sie nie, niemals an die Firma verkauft. Nicht einmal in einem Vertrag, den sie unterschrieben hatte, lange, bevor Talia zur Welt gekommen war.
    Diese Aptheker musste gelogen haben.
    Das hatte Talia auch Zagrando gesagt, aber er hatte ihr nicht geglaubt. Er hatte ihr nicht in die Augen sehen wollen; Verschlossenheit hatte sich in seine Miene geschlichen. Er dachte, sie wüsste es nicht. Er dachte, ihre Mutter hätte sie auch in diesem Punkt belogen.
    Talia legte eine Hand an das Fenster. Es war kühler als das zwei Stockwerke tiefer. Sie war nicht sicher, ob das daran lag, dass es aus einem anderen Material hergestellt worden war, oder daran, dass die Temperatur hier oben vielleicht anders war.
    Aber

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