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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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verwarf alle zugehörigen Einträge, bis er schließlich zu den Verfahren gelangte, die von außerirdischen Regierungen angestrengt worden waren.
    Zu seiner Überraschung musste er feststellen, dass allein die Gyonnese annähernd hundert Klagen eingereicht hatten, die alle mit einem Vorfall zusammenhingen, der sich vor fünfzehn Jahren auf Gyonne ereignet hatte. Van Alen hatte recht; zu jener Zeit war auf Gyonne viel Land verpachtet worden, und davon wiederum viel an Aleyd, die mit mehreren gyonnesischen Unternehmen zusammengearbeitet hatten, um Vermarktungsstrategien für deren Agrartechnik zu entwickeln, mit der ärmere Regionen von Planeten mit schwierigen Umgebungsbedingungen beliefert werden sollten.
    Die Gyonnese hatten sogar eine Terraformungstechnik für einige Gebiete entwickelt – auch wenn sie es anders nannten (wieder mal nur Konsonanten), da Terraformung im buchstäblichen Sinne bedeutete, einen »anderen Ort wie die Erde zu schaffen«. Die gyonneser Wissenschaftler sollten in verschiedenen Testgebieten mit den Wissenschaftlern von Aleyd zusammenarbeiten. Im Gegenzug pachtete Aleyd Land auf Gyonne, um dort an seinen eigenen Kolonialprodukten zu arbeiten.
    Dann war irgend etwas furchtbar schiefgegangen. Flint konnte nicht genau herausfinden, was passiert war, aber es hatte dazu geführt, dass die herzige Zusammenarbeit zwischen den diversen Unternehmen ein abruptes Ende fand und die Gyonnese beinahe aus der Erdallianz ausgetreten wären.
    Etliche Prozesse waren noch anhängig. Diese wurden gegen Aleyd selbst oder eines ihrer Tochterunternehmen geführt. Solche Verfahren waren nicht ungewöhnlich. Die angerichteten Schäden erreichten Höhen, groß genug, ganze Kuppelstädte in den Ruin zu treiben, aber vermutlich nicht groß genug, Aleyd auszulöschen.
    Andere Klagen waren gegen einzelne Geschäftsbereiche von Aleyd eingereicht worden, und viele waren bereits abgeschlossen; die Ergebnisse der Verhandlungen waren jedoch als Verschlusssache eingestuft. Eine Handvoll Klagen richtete sich gegen einzelne Wissenschaftler. Er konnte die Namen dieser Wissenschaftler nicht finden, und er konnte nicht herausfinden, was genau passiert war, aber ihm fiel auf, dass diese Fälle als Kriminalfälle eingestuft worden waren, und mindestens einer davon war mit dem juristischen Code versehen, der innerhalb der Allianz für Massenmord stand.
    Ihm wurde eiskalt. Er erkannte diesen Code, weil er in der Vergangenheit Urteilen in Fällen von Massenmord oder Genozid hatte zur Geltung verhelfen müssen. Oft aber lag diesen Urteilen ein Unfall zugrunde, ein Versehen – jemand ließ einen Stein fallen und löschte eine ganze Kolonie empfindungsfähiger Wesen aus. Andere beruhten auf absichtsvoll begangenen Taten – so zum Beispiel, wenn ein Arbeiter bei irgendeinem Unternehmen Kreaturen abschlachtete, weil er sie für hässlich hielt oder sie ihm schlicht im Weg waren.
    Leute, gegen die solch ein Urteil ergangen war, versuchten meist zu verschwinden. Leute, die der ihnen angelastetenVerbrechen in der Tat schuldig waren – was in der menschlichen Unternehmenskultur bedeutete, dass sie wahrhaftig einen Massenmord begangen hatten, den Menschen als solchen ansehen würden –, hatten es weit schwerer zu verschwinden als solche, die vielleicht eine Bakterienkolonie ausgelöscht hatten, weil sie mit einem schlammverkrusteten Schuh hineingetreten waren.
    Auch Verschwindedienste hatten gewisse Anforderungen.
    Die meisten Kriminalfälle waren inzwischen abgeschlossen. Gerichtsanordnungen waren an alle menschlichen Regierungen ausgegeben worden, und einige der Wissenschaftler hatten einen Preis bezahlen müssen – wie immer der auch aussah. Auch das war Verschlusssache, und Flint wusste nur aufgrund eines weiteren Codes, den er aus seiner Zeit im Polizeidienst von Armstrong kannte, dass die Verfahren beendet waren.
    Die Kellnerin servierte sein Chili, und sein Magen tat einen Satz. Er hatte sein Maisbrot nicht gegessen, weil er sich so sehr in die Prozessdaten vertieft hatte.
    Nun fürchtete er, ihm könnte von jedem Bissen übel werden.
    Dennoch nahm er das Chili und stellte es neben den Schirm. Dann trank er einen tiefen Schluck von dem Magenberuhigungstee. Das half – jedenfalls seinem Magen. Sein Geist hingegen war nicht so recht imstande, seinen Argwohn zu erfassen.
    Rhonda arbeitete immer noch für Aleyd. Sie war Wissenschaftlerin, und sie hatte ihre Arbeit immer geliebt. Manchmal hatte sie, wenn sie nach Hause gekommen war, über

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