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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ein ausgezeichneter Anwalt, aber zugleich mitfühlend, was Flint stets ein wenig sonderbar vorgekommen war, um so mehr, wenn er Jahre später wieder über die Scheidung nachdachte.
    Als er erfahren hatte, dass Oberholst normalerweise keine Scheidungen betreute. Oberholst war Gründungspartner von Oberholst, Martinez und Mlsnavek und kümmerte sich normalerweise nur um komplizierte Fälle innerhalb der Erdallianz, bei denen er sich großer öffentlicher Anteilnahme sicher sein konnte. Flint hatte ihn einmal im Zusammenhang mit einem Fall aufgesucht, als er bereits Detective gewesen war, und dabei auch die Scheidung zur Sprache gebracht.
    Eine alte, familiäre Verbundenheit, hatte Oberholst ihm erklärt und es dabei belassen. Flint hatte einfach angenommen, dass Oberholst einmal der Anwalt der Familie gewesen war und den Fall aus Gefälligkeit übernommen hatte.
    Aber was, wenn die Verbindung gar nicht familiärer Natur war. Was, wenn sie durch Aleyd zustande gekommen war?
    Flint aß den letzten Bissen seines Maisbrots, tippte auf den Schirm und ging die Namen der Anwälte durch, von denen sich Aleyd in den von den Gyonnese angestrengten Prozessen hatte vertreten lassen.
    Die meisten Namen gehörten zu Unternehmensanwälten, die direkt für Aleyd arbeiteten. Aber bei einigen Verfahren, besonders bei denen, die sich gegen die Wissenschaftler selbst gerichtet hatten, standen alle genannten Anwälte mit Oberholst, Martinez und Mlsnavek in Verbindung. Und einer dieser Anwälte war Martin Oberholst persönlich.
    Nun wünschte Flint, er hätte den Kontakt zu dem alten Mann aufrechterhalten. Er war nicht einmal sicher, ob Oberholst noch lebte.
    Aber es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
    Die Kanzlei Oberholst, Martinez und Mlsnavek war nicht weit von der Brownie Bar entfernt. Er würde einfach vorbeigehen, ehe er sich auf den Rückweg zur Jacht machte, um sich Rhondas Dateien anzusehen.
    Und vielleicht, nur vielleicht, würde er ein paar Antworten erhalten.

 
37
     
    N ach all den Verhandlungen, die Celestine Gonzalez hatte führen müssen, um sich die Akten des Shindo-Falls anzusehen, fand sie sie ziemlich enttäuschend. Gonzalez saß mitten in dem Befragungszimmer – das ohne Zagrando plötzlich erstaunlich groß wirkte – und studierte jedes Detail, angefangen mit dem Hilferuf, den Talia abgesetzt hatte, über die Videos von dem Haus bis hin zu der Audioaufzeichnung der Entführung.
    Das einzig wirklich Interessante war diese Audioaufzeichnung. Der Beschaffer schien eine Menge über den als geheim eingestuften Fall zu wissen – erheblich mehr als Gonzalez gewusst hatte, als sie an Bord der firmeneigenen Raumjacht gegangen war.
    Sie machte sich Notizen, kopierte heimlich die Audiodatei (wohl wissend, dass die Qualität auf dem von ihr genutzten Chip miserabel sein würde) und bat um Erlaubnis für die Anfertigung eines Duplikats jenes Holos, das der Beschaffer zurückgelassen hatte.
    Sie war beinahe fertig, als die Tür geöffnet wurde.
    Zagrando stand auf der Schwelle. Seine Hand ruhte auf der Schulter eines Mädchens. Das Mädchen war groß und schmal, hatte kupferne Haut, helle Augen und Haar, so lockig und blond, dass es im Lichtschein aufleuchtete. Das musste Talia Shindo sein. Sie war deutlich älter, als Gonzalez erwartet hatte.
    Obwohl die Akte sagte, sie wäre dreizehn, sah Talia aus wie sechzehn. Sie gehörte zu jenen Mädchen, denen zum Erwachsensein nur noch ein Wachstumsschub fehlte, obwohl sie doch gerade erst zu Teenagern geworden waren.
    Gonzalez stand auf und streckte die Hand aus. »Ich bin Celestine Gonzalez.«
    Talia rührte sich nicht. Ihre Miene drückte absolute Geringschätzung aus. Gonzalez erinnerte sich an diesen Gesichtsausdruck noch aus ihrer eigenen Schulzeit. Manche Kinder beherrschten ihn vorzüglich. Zu bestimmten Zeiten drückte er echtes Desinteresse aus, zu anderen verbarg er andere starke Gefühle wie beispielsweise Furcht.
    »Ich schulde dir eine Entschuldigung«, sagte Gonzalez. »Ich hatte noch nichts über deine Mutter gewusst, als du Kontakt zu mir aufgenommen hast. Ich hatte keine Ahnung, wie ernst diese Sache ist, und habe sie falsch angepackt.«
    Zagrando senkte den Kopf und sagte leise zu dem Mädchen: »Du solltest dich vielleicht besser in diesem Raum mit ihr unterhalten.«
    »Ich bleibe nicht hier.« Sie reckte kaum merklich das Kinn vor. Ja, eine Meisterin der Missachtung. Das war unverkennbar ihre persönliche, emotionelle Kunstform.
    »Gib ihr eine Chance.

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