Milliardär in meinem Bett
Nein, das hätte er bestimmt mitbekommen. Katie hätte ihn in Stücke gerissen! Was die Frage aufwarf: Warum hatte ihre Großmutter sein Geheimnis bewahrt?
„Äh, bleiben wir lieber bei Rafe“, erwiderte er verlegen und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Seit wann wissen Sie, wer ich bin?“
Sie lachte. „Von Anfang an. Seit Katie Sie mir als Rafe Cole vorgestellt hat.“ Kopfschüttelnd fuhr sie mit dem Finger über die Karosserie von Rafes Wagen und betrachtete dann prüfend den Staub auf ihrer Fingerkuppe.
„Wissen Sie, meine Katie ist ein gutes Kind, aber für meinen Geschmack schon ein bisschen zu zielstrebig. Sie klammert alles andere aus. Im Moment kümmert sie sich nur um ihr Geschäft und nimmt nichts anderes wahr. Sie nimmt sich ja nicht mal die Zeit, mal ein paar Klatschzeitschriften zu lesen. Sonst hätte sie Sie erkannt – genau wie ich. Obwohl ich sagen muss, dass Sie in Jeans ganz anders wirken als in einem teuren Anzug.“
Er stöhnte auf. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Im vergangenen Monat war ein Foto von ihm in einer dieser Zeitschriften gewesen. Er war in Begleitung einer Schauspielerin auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung aufgetaucht. Was nicht hieß, dass er und Selena ein Paar waren. Ein Date hatte ihm gereicht. Die junge Frau war zwar ausnehmend hübsch, plapperte aber ständig nur über Mode, Kosmetik und Frisuren.
Er zog die Hände aus den Taschen und verschränkte die Arme vor der Brust – eine typische Abwehrhaltung. Emily mochte wie eine nette, harmlose alte Dame wirken, aber ein Blick in ihre Augen sagte ihm, dass er vorsichtig sein musste. Angespannt wartete er auf ihren nächsten Schritt.
„Wenigstens leugnen Sie es nicht“, sagte sie.
„Was würde das bringen?“
„Nichts, da haben Sie recht.“
„Warum haben Sie es Katie nicht erzählt?“
„Eine gute Frage“, erwiderte Emily lächelnd. „Die habe ich mir auch schon gestellt. Aber ich wollte erst mal abwarten und sehen, was Sie vorhaben.“
„Und …?“
„Ich warte immer noch.“ Prüfend sah sie ihn an. „Warum machen Sie uns beiden nicht das Leben leichter und erzählen mir einfach, was los ist? Warum geben Sie sich als jemand anderern aus?“
Die ganze Situation war ihm unangenehm, aber insgeheim bewunderte er diese Frau. Sie würde Katie verteidigen wie eine Löwin ihr Junges. Andererseits verspürte er wenig Lust, ihr Rechenschaft abzulegen.
„Okay, hier die Kurzfassung“, erklärte er seufzend. „Ich habe eine dumme Wette verloren und muss in diesem Job arbeiten, um die Wettschuld einzulösen. Das geht natürlich leichter, wenn niemand weiß, dass ich einer der Chefs bin, und alle mich für einen Niemand halten.“
„Das erklärt, warum Sie Ihren Kollegen nichts gesagt haben“, meinte Emily. „Aber nicht, warum Sie Katie etwas vormachen.“
„Da haben Sie recht.“
Ungeduldig tippte sie mit dem Fuß. „Also …?“
Die alte Dame würde nicht lockerlassen. Zwar hatte er keine Lust, sich vor ihr zu rechtfertigen, aber ihm war klar, dass sie sich nur aus Liebe zu ihrer Enkelin so aufführte. Und das verlangte ihm Respekt ab.
Deshalb sagte er ihr in knappen Worten alles. „Ich mag sie. Aber sie hasst die Kings. Deshalb verrate ich ihr nicht, dass ich zu dieser Familie gehöre.“
„Soll das heißen: nie?“, fragte Emily verblüfft.
„Na ja, irgendwann muss ich es ihr natürlich sagen. Aber auf meine Art – und erst, wenn die Zeit gekommen ist.“
„Und wann wird das sein?“
Und diese knallharte Frau hatte er für eine nette ältere Lady gehalten! Er konnte sich nicht erinnern, dass ihn jemals jemand so ins Gebet genommen hatte. Schließlich war er ein King. Er rechtfertigte sich nicht, er entschuldigte sich nicht. Und schon mal gar nicht ließ er sich von einer Rentnerin in poppiger, greller Kleidung einschüchtern.
Na ja, irgendwie doch.
„Wann das sein wird? Wenn ich sie davon überzeugt habe, dass nicht alle Kings Mistkerle sind. Wenn sie genug Sympathien für mich entwickelt hat, sage ich ihr alles, beweise ihr, dass sie sich in uns getäuscht hat – und dann verschwinde ich aus ihrem Leben.“
Kopfschüttelnd sah Emily ihn an. „Das ist Ihr Plan?“
„Stimmt damit irgendwas nicht?“
„So einiges.“
Ihm war es egal, was sie von seinem Plan hielt, er war entschlossen, ihn durchzuziehen. Plötzlich fiel ihm etwas ein – etwas, das ihm viel Arbeit ersparen konnte. Er trat einen Schritt auf Emily zu und fragte: „Sie wissen, wer aus der
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