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Milliardengrab (German Edition)

Milliardengrab (German Edition)

Titel: Milliardengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Strassegger
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Eisenstein aus dem Spiegel entgegenkam. Die
Augen klein, hinter Fettwülsten verborgen, eine Knollennase und das reichliche
Wangenfleisch eindeutig der Schwerkraft folgend, die Augenbrauen buschig und
die Lippen fleischig, eine unübersehbare Warze, die mit zwei Borsten garniert
war, zierte den rechten Augenwinkel. Trotzdem, der Betrachter war durchaus
zufrieden mit dem, was er zu sehen bekam. Er war versucht ein Liedchen zu
summen, da schweiften seine Gedanken ab, hin zu Thomas, den er ein bisschen
unterschätzt hatte und für den er auch so etwas, wie väterliche Gefühle
empfand. Er sah sich um, ob ihn jemand beobachtete. Doch es war nur das Summen
seines stets gefüllten Kühlschranks zu vernehmen. Die Gedanken schweiften zu
einem Anruf, den er jüngst von Thomas erhalten hatte, während der mit seinem
Jeep herumkutschierte.
    »Praktisch
sind sie ja, diese tragbaren Telefone«, räumte er ein, konnte sich jedoch nicht
überwinden, sich selbst eines zuzulegen. Eisenstein lebte seit einiger Zeit mit
der Befürchtung, dass der Kerl ihm, väterliche Gefühle hin oder her, entgleiten
könnte, sich zu sehr verselbstständigte und der Unterstützung seines Mentors
nicht mehr bedurfte. Aussichten, die Eisenstein entschlossen war zu
unterbinden. Niemand entzog sich ohne Einwilligung seiner Fürsorge - nicht bei
Urban Eisenstein. »Ich werde nicht umhin kommen, mich technisch den neuen
Zeiten anzupassen.« Er beschloss einmal prophylaktisch, sich noch am selben Tag
so ein Handy anzuschaffen. Der Grund, warum er bisher davon Abstand genommen
hatte, war, dass ihm jemand erzählt hatte, dass man den Standort eines Handys
immer feststellen konnte. Egal ob eingeschaltet oder nicht und das auf Monate
rückwirkend. Der leise Gedanke an Derartiges löste bei Eisenstein einen
schaurigen Zustand aus. Die soeben beschlossene Anschaffung wurde jetzt doch
wieder ad acta gelegt. Ein Eisenstein ließ sich nicht in die Karten schauen -
von niemandem. Warum ein Mensch wie er, der sich von wenigen Ausnahmen
abgesehen, grundsätzlich nur innerhalb eines kleinen Kreises zwischen Wohnung,
Wirtshaus und Büro bewegte, wegen der Bestimmung seines Standortes
Befürchtungen hegte, dieses Geheimnis würde er mit ins Grab nehmen. Ungefähr
die Hälfte des weiträumigen Gesichtes war inzwischen abgeschabt, da durchzuckte
Eisenstein ein bestechender Gedanke. Er richtete sich auf, schlug sich mit der
flachen Hand auf die Stirn und rannte zu seinem Schreibtisch. Hastig wählte er
die Nummer eines Bekannten im Sicherheitsbüro.
    »Sperr
deine Ohren auf! Ich brauche von einer Handynummer den Standort und die Verbindungen
für einen bestimmten Zeitraum. Express!«, plärrte er in den Hörer. Sein
Gesprächspartner zeigte sich wenig begeistert. Freitagvormittag! Das Wochenende
hatte faktisch begonnen und da kam dieser Eisenstein und scheuchte ihn auf.
Einen Beamten des Innenministeriums! Nicht, weil dies ein glatter Amtsmissbrauch
war, das war es, ohne Frage. Doch das störte den Mann nicht, denn wenn dem so
gewesen wäre, dann hätte er Eisenstein nicht nahe gestanden. Nein, der Mann war
einfach bequem. Fünf wertvolle Minuten und eine Einladung zum Abendessen
investierte Eisenstein in den unwilligen Beamten - doch er schaffte es.
Griesgrämig machte sich der Mensch im Sicherheitsbüro ans Werk.
    Die
Hälfte des Gesichts mit Rasierseife eingeschmiert, mit nacktem Oberkörper, so
fand Thomas seinen Chef hinter dem Schreibtisch sitzend vor.
    »Wie
ein Buddha«, fiel ihm dazu ein, doch er hütete sich, diesen Gedanken durch die
Stimmbänder zu jagen, denn Eisensteins Reaktion auf so eine Bemerkung wäre
unberechenbar gewesen. Der halb nackte Eisenstein versuchte ihn mit einer
erbosten Handbewegung zu verscheuchen, doch Thomas erwies sich als resistent.
Vielmehr wedelte er mit einer Bouteille Welschriesling durch die Luft, eine
kleine Geste wegen der Geschichte mit dem Pianisten. Nun war Eisenstein
überredet und gewährte huldvoll Einlass. Prophetisch veranlagt, wie Thomas war,
hatte er für sich ein sauberes Weinglas mitgebracht, Eisenstein musste sich diesbezüglich
aus seinen Beständen selbst versorgen. Irgendwo in seinem Kramuri fand sich
eine Kaffeetasse, die deutlich mehr Inhalt fasste als ein Weinglas. Nachdem er
eine angemessene Menge intus hatte, vollendete er die Rasur und zog ein
frisches Hemd an. Während die Flasche zur Neige ging, bemerkte er: »Ich glaube,
dass wir in Kürze einen wichtigen Hinweis bekommen, wann und wo die rote

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