Milliardenschwer verliebt
hast mich hintergangen. Ich wünschte, ich könnte die letzten Wochen ungeschehen machen – oder wenigstens vergessen.“
Sophia sah, wie ein Muskel in seiner Wange zuckte. Sie wollte Garrett verletzen, weil er sie verletzt hatte. Gleichzeitig erinnerte sie sich daran, wie herrlich es war, von ihm berührt und geküsst zu werden und ihn hautnah zu spüren …
„Es tut mir leid, dass du es so siehst, Sophia. Ich empfinde in dieser Hinsicht anders als du. Was zwischen uns war, will ich niemals vergessen.“
Entweder schneidest du ihm jetzt das Wort ab oder du lässt ihn stehen, dachte Sophia. Tu irgendetwas Abweisendes. Doch sie brachte es nicht fertig, stand nur da und schaute ihrem früheren Geliebten in die Augen. Als sie registrierte, wie sein Blick zu ihren Lippen glitt, wurde ihr Mund trocken. Sie ärgerte sich, weil ihr Körper immer noch so intensiv auf die Gegenwart dieses Mannes reagierte.
Abrupt wandte sie sich ab und nahm einen tiefen Atemzug. Dann ging sie hastig zum gegenüberliegenden Ende der Galerie. Nach ein paar Minuten konnte sie sich nicht mehr beherrschen und sah sich um. Garrett war verschwunden.
Enttäuschung machte sich in Sophia breit. Sei doch froh, dass er weg ist, rief sie sich zur Ordnung und versuchte, Garrett aus ihren Gedanken zu verbannen. Fehlanzeige. Bedrückt machte sie sich schließlich auf den Heimweg, ohne sich von Edgar zu verabschieden, der gerade mit einem Kunden sprach.
Zu Hause ließ sie sich erschöpft in einen Sessel sinken. Liebeskummer umgab sie wie dichter kalter Nebel. Sie musste daran denken, wie unverschämt gut Garrett aussah. Wie sie in seinen Armen gelegen hatte. Wie sie miteinander gelacht hatten. All die leidenschaftlichen Momente … Du bist nicht mehr in ihn verliebt, mahnte sie sich, also vergiss ihn, zieh dich um und mach dich an die Arbeit.
Eine halbe Stunde später stellte sie die Staffelei genervt in die Ecke und verließ das Atelier. Heute gelang ihr einfach kein einziger gescheiter Pinselstrich.
Während des Wochenendes fielen ihr ständig Garretts Vorwürfe ein, die Edgar in anderen Worten wiederholt hatte. Sophia hatte die Abneigung gegen Argus Delaney automatisch auf Will, Ryan und Zach ausgedehnt. Jetzt sah sie ein, dass ihre Halbbrüder ebenso wenig wie sie selbst dafür verantwortlich waren, wer sie gezeugt hatte.
Am Montag lagen die von Garrett angekündigten Unterlagen im Briefkasten. An einem Geschäftsbericht der Stiftung klemmte ein kleinerer Umschlag. Sophia öffnete ihn und zog ein paar Schnappschüsse heraus.
In ihrer Magengrube schien sich ein Knoten zusammenzuziehen, als sie Caroline Delaney erkannte. Das Kind trug ein pinkfarbenes Sommerkleid und hielt einen wuscheligen weißen Hund in den Armen. Auf einem anderen Foto lächelten vier Männer in die Kamera. Einer von ihnen war Will, das wusste Sophia von dem Schnappschuss, den Garrett ihr gezeigt hatte.
Sie betrachtete ein Foto nach dem anderen. Schließlich legte sie sie beiseite und schlug den aktuellen Geschäftsbericht auf. Die Delaney-Stiftung hatte eine Menge Geld für Schulen und Parks in Dallas bereitgestellt, außerdem für die Medizinforschung, Projekte mit autistischen Kindern und Universitätsstipendien. Die lange Liste war beeindruckend.
Noch einmal vertiefte sich Sophia in Argus Delaneys Testament. Sie wollte herausfinden, was passieren würde, wenn sie auf das Erbe verzichtete und dementsprechend auch Will, Zach und Ryan leer ausgingen. In der Tat hatte Argus für diesen Fall Vorsorge getroffen: Das Geld würde an seine Kirchengemeinde fließen und an die Stadt Dallas, die damit Kunstprojekte fördern sollte.
Nicht übel, aber wenn Sophia mit den Delaneys in der Stiftung zusammenarbeiten würde, konnte man wahrscheinlich noch mehr Gutes mit dem Geld bewirken. Sie fragte sich, ob sie vielleicht doch einem Treffen zustimmen sollte. War es sinnvoller, sich gleich mit Will, Zach und Ryan zusammenzusetzen oder lieber erst nur mit einem von ihnen? Sie konnte ja auf Houston als Treffpunkt bestehen. Dort hatte sie gewissermaßen ein Heimspiel, das würde ihr Sicherheit geben.
Bei der Vorstellung, vielleicht doch noch ihre Halbbrüder zu sehen, überkam Sophia ein mulmiges Gefühl. Um sich abzulenken, ging sie ins Atelier, überprüfte ihren Bestand an Farben und reparierte einen kaputten Stuhl. Trotz der Beschäftigung tauchten vor ihrem geistigen Auge immer wieder die Gesichter von Caroline und Will auf, die ihr so ähnlich sahen.
Was kann denn im schlimmsten
Weitere Kostenlose Bücher