Milliardenschwer verliebt
Kleid aus.
Als Garrett anklopfte, war Sophia fertig. Sie wollte seriös wirken, deshalb hatte sie ein hochgeschlossenes schwarzes Kleid mit langen Ärmeln angezogen, das kurz über ihren Knien endete. Dazu trug sie schwarze Pumps.
Nervös knetete sie ihre kalten Finger, bevor sie die Tür öffnete. Garrett stand da, in einem weißen Hemd, dessen oberste Knöpfe offen waren, einem sportlichen anthrazitfarbenen Jackett und einer grauen Hose. Ratlos fragte sich Sophia, warum der Mann eigentlich so unverschämt attraktiv sein musste.
Anerkennend musterte er sie von Kopf bis Fuß. „Du siehst bezaubernd aus.“
„Danke.“ Es beruhigte sie, dass sie für den Anlass offenbar angemessen gekleidet war.
„Wollen wir?“
„Sicher, wenn es Zeit ist …“
„Mach dir keine Sorgen, Sophia. Es wird reibungslos laufen.“
„Hoffentlich hast du recht.“
Draußen war es herbstlich kühl. Nach einer kurzen Autofahrt erreichten sie ein herrschaftliches, hell erleuchtetes Anwesen. Partystimmung lag in der Luft, fand Sophia, als Garrett ihren Arm nahm und sie zur Haustür führte.
Eine Angestellte öffnete und ging voran in ein Wohnzimmer, von dessen geschmackvoller Einrichtung Sophia nichts wahrnahm. Sie sah nur den dunkelhaarigen Mann am Fenster. Er hatte die gleichen Augen wie sie. Käme er mir auf der Straße entgegen, würde ich wie angewurzelt stehen bleiben, so ähnlich sehen wir uns.
Mit einem freundlichen Lächeln kam Will auf Sophia zu. Er nahm die rechte Hand, die sie ihm wie in Trance entgegenstreckte. „Willkommen in der Familie Delaney.“
Sie hatte einen Anflug von Panik, als ihr Halbbruder sie freundschaftlich umarmte und gleich darauf wieder losließ.
„Es ist merkwürdig“, sagte er. „Wir sind uns fremd, aber ich erkenne auf den ersten Blick, dass du meine Schwester bist. Lass uns bitte keine Fremden bleiben, Sophia. Schließlich gehören wir zur selben Familie.“
„Danke, William“, sagte sie aufrichtig. Garrett hatte nicht zu viel versprochen. Ihr Halbbruder gab ihr tatsächlich das Gefühl, willkommen zu sein.
„Nenn mich bitte Will. Alle sind heute Abend hier, aber ich wollte dich gern zuerst sprechen und dir danken, weil du dich auf dieses Treffen eingelassen hast. Ich muss gestehen, wir sind ziemlich neugierig auf unsere frischgebackene Schwester. Leider hatten wir all die Jahre keine Ahnung, dass es dich gibt. Mein Vater hat dich nie erwähnt.“
„Das war mir nicht klar, denn ich wusste von dir und deinen Brüdern. Fotos habe ich allerdings erst vor ein paar Tagen gesehen.“
„Lass uns jetzt nicht mehr über unseren Vater reden. Deine übrigen Verwandten warten schon. Eins möchte ich allerdings noch loswerden: Garrett ist für uns wie ein Bruder. Gib ihm bitte nicht die Schuld für das, was in Houston passiert ist. Wir haben ihn regelrecht bekniet, dich zu kontaktieren und für uns zu vermitteln.“
„Verstehe.“ Sophia sah schnell zu Garrett hinüber und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie vielleicht doch zu hart mit ihm ins Gericht gegangen war.
„Die anderen sind nebenan“, meinte Will und legte eine Hand leicht auf Sophias Arm. „Komm, ich mache dich mit ihnen bekannt.“
Er führte sie in einen großen Raum mit korinthischen Säulen. Eine der Wände war komplett verglast und gab den Blick auf eine Veranda und einen Pool frei. Zwei junge Männer standen mit einer großen blonden Frau zusammen und plauderten. Auf dem Sofa daneben spielte ein dunkelgelocktes Mädchen mit einem Teddybären. Es schaute zu Sophia – und sehr schnell wieder zurück auf das Kuscheltier.
Zuerst stellte Will seine Frau vor. Ava lächelte warm. „Wir freuen uns alle sehr, dich kennenzulernen.“
„Ich habe nie erwartet, dass es einmal dazu kommen würde“, gestand Sophia.
„Umso mehr haben deine Brüder es getan.“ Ava nickte ihrem Mann mit einem Blick zu, in dem so viel Liebe und Vertrautheit lagen, dass es Sophia einen Stich versetzte. Sie wollte auch so für jemanden empfinden dürfen – für jemanden, der sich hundertprozentig zu ihr bekannte.
„Ava, entschuldige uns, ich möchte Sophia mit den anderen bekannt machen.“
„Natürlich. Wir reden später. Ich habe noch nie eine berühmte Künstlerin kennengelernt.“
„Von Berühmtheit kann keine Rede sein“, wehrte Sophia ab. „Trotzdem danke.“ Ein weiteres Quäntchen Anspannung fiel von ihr ab, mehr wegen Avas sympathischer Art als wegen ihrer Worte.
Will steuerte mit dem Gast auf das Sofa zu. Neugierig
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