Millionäre küssen besser!
Kaum hatte sie sich hingelegt, war sie auch schon eingeschlafen und erst heute Morgen wieder aufgewacht.
Da Brandon sehr lange mit seiner Familie unterwegs gewesen war, hatte er sie nach der Rückkehr nur noch angerufen, um ihr Gute Nacht zu sagen. Und auch sie hatte das Gespräch nicht ausgedehnt, sondern gemeint, sie sei schon halb im Bett.
Heute sollte Roger ankommen, und deshalb war sie besonders froh, dass sie sich so erfrischt und ausgeruht fühlte. Auf ihr Aussehen hatte sie diesmal besonderen Wert gelegt. Sie hatte sich vorsichtig geschminkt, das Haar frisch geföhnt und sich für ein leichtes blau-weißes Sommerkleid entschieden, das ihr besonders gut stand. Offenbar brachte es auch ihre Kurven gut zur Geltung, denn Brandon hatte anerkennend genickt und auf eine bestimmte Art gegrinst, als er durch die Tür trat. Das hatte ihr gutgetan, denn sie brauchte all ihr Selbstvertrauen, wenn sie Roger heute Nachmittag entgegentreten würde.
Das Telefon klingelte, und Kelly nahm schnell den Hörer ab. „Verbinden Sie mich mit Brandon“, befahl eine energische Frauenstimme. Du liebe Zeit, wieder Bianca Stephens! Zwar hatte Kelly ihm die Telefonnotiz hingelegt, aber sie hatte keine Ahnung, ob er Bianca zurückgerufen hatte.
„Moment mal“, sagte sie kurz, dann drückte sie auf die Gegensprechanlage. „Brandon, Bianca Stephens ist am Telefon.“
„Auch das noch!“, stöhnte er. „Kelly, bitte übernimm das Gespräch. Ich habe jetzt keine Zeit, mit ihr zu reden.“
„Okay.“ Das würde Bianca aber gar nicht gefallen. „Ms Stephens? Tut mir leid, aber Mr Duke kann im Augenblick nicht mit Ihnen sprechen. Möchten Sie ihm eine Nachricht hinterlassen?“
„Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst!“
„Leider doch. Er hat keine Zeit. Aber ich nehme gern eine Nachricht auf.“
„Das ist doch … also gut, ich habe eine Nachricht für ihn. Bestellen Sie ihm, dass er seine Sekretärin feuern muss, denn so etwas Unfähiges wie Sie ist mir noch nicht untergekommen!“
„Äh … wie bitte?“
„Haben Sie mich nicht verstanden? Sind Sie etwa auch noch taub?“
„Nein, ich bin nicht taub, aber …“
„Dann stellen Sie mich sofort zu Brandon durch!“
„Kommt nicht infrage.“ Mit zitternden Fingern unterbrach Kelly die Verbindung. Wütend sprang sie auf und ging nervös in ihrem Büro hin und her, während sie die Hände an die glühenden Wangen presste. Was hatte sie getan? Hatte sie wirklich einfach aufgelegt, obwohl eine der Freundinnen ihres Chefs am Apparat war? Andererseits, wie konnte er überhaupt mit so einer unmöglichen Person befreundet sein? Aber wie sollte sie ihm ihr Verhalten erklären?
Sie musste ihm von dem Telefongespräch erzählen, das war klar. Denn irgendwann würde er es sowieso von Ms Stephens erfahren. Seufzend ließ sie sich wieder auf ihren Stuhl fallen und stützte den Kopf in beide Hände.
Erleichtert atmete Brandon auf, als er sah, dass das rote Licht erloschen war. Das bedeutete, dass Kelly Bianca abgewimmelt hatte. Dabei hatte er durchaus ein schlechtes Gewissen, weil er sie letzte Woche nicht zurückgerufen hatte. Und jetzt hatte er sich wieder verleugnen lassen. Normalerweise ging er Auseinandersetzungen nicht aus dem Weg. Und mit Bianca hatte er wirklich eine nette Zeit gehabt. Davon abgesehen, dass sie immer bereit war, mit ihm ins Bett zu gehen, wenn sich ihre Wege kreuzten. Warum hatte er dann jetzt nicht mit ihr sprechen wollen?
Leise stöhnend ließ er sich in den Sessel zurückfallen. Was war mit ihm los? Bianca gehörte nicht zu den Frauen, die ihm ständig hinterherrannten. Nur wenn sie an der Westküste war, meldete sie sich, und sie trafen sich. Der Sex mit ihr war angenehm. Warum wich er ihr also aus?
Weil er keine Zeit hatte. Weil Kelly ihren Ex erwartete und er ihr helfen musste, diese Zeit durchzustehen. Ja, das war es. Er wollte sie unterstützen und ihr beistehen. So war er nun mal. Deshalb konnte er sich nicht mit Bianca treffen.
Die Gegensprechanlage summte. „Ja, Kelly?“
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich das Gespräch mit Ms Stephens absichtlich unterbrochen habe“, stieß sie hastig hervor. „Wahrscheinlich ist sie jetzt wütend auf mich. Ich weiß, dass du keine Zeit hast, mit ihr zu sprechen. Aber soll ich sie anrufen und mich entschuldigen?“
„Mach dir keine Sorgen. Die steckt so was weg. Ich werde sie nächste Woche anrufen.“
„Gut. Danke.“
Langsam legte er den Hörer auf, lehnte sich zurück und starrte aus dem Fenster.
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