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Millionen-Baby

Millionen-Baby

Titel: Millionen-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mich ins Jenseits befördert.
    Der Schmerz in meinem Kopf war
unerträglich, ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Langsam sah ich mich
im Raum um — von Baby keine Spur, und auch sonst niemand zu sehen. Als ich noch
überlegte, was ich jetzt tun sollte, hörte ich von draußen einen wilden Krach.
Ich blickte durch das Fenster — in der Garage wimmelte es von blauen Uniformen.
    Dann stürzten sie in das Büro,
und wieder begann der Boden unter mir zu schwanken. Stimmen drangen aus weiter
Ferne auf mich ein, aber ich konnte kein Wort verstehen.
    Dann verrutschte etwas in
meinem Kopf, und die Dinge wurden wieder klarer. Vor mir erkannte ich ein hartes Gesicht mit eisgrauen Augen, hinter ihm eine
Menge Uniformierter.
    »Sind Sie Farrel ?« bellte mich eine Stimme an.
    »Bin ich .« Meine Stimme hörte sich ganz anders an als sonst, dick und verwaschen.
    »Das ist Lucas ?« Er deutete auf Steves Leiche, die immer noch auf dem
Boden lag.
    »Ja«, nickte ich; aber das
schmerzte.
    »Okay«, sagte er über die
Schulter. »Raus mit ihm.«
    Sie kamen von überallher — aus
dem Boden, aus den Wänden, der Decke, aus dem Nichts — Tausende von Händen. Sie
griffen nach mir, legten kaltes Eisen um meine Handgelenke, schoben und zerrten
mich aus dem Raum, durch die Garage und in einen Wagen. Hände schubsten mich
auf den Rücksitz, hielten mich fest, als ich mich zu wehren suchte, und
drückten mir den Kopf zurück. Danach war alles ein einziger Alptraum.
    Ich versank in einem gelben
Nebel und alle anderen mit mir. Ab und zu hob sich der Nebel ein wenig, und ich
erkannte ein Gesicht, um es aber gleich wieder zu verlieren.
    Ich dachte, ich würde
wahnsinnig. Ungefähr eine Million Menschen schienen mir im Nebel verloren, alle
nur ein paar Schritte voneinander entfernt, aber keiner konnte den anderen
finden. Ich bemühte mich, sosehr ich konnte, meine Füße voreinanderzusetzen ,
aber sie wurden mir immer schwerer. Dann erkannte ich wieder jemanden, aber ehe
ich ihn ansprechen konnte, war er verschwunden.
    Die meisten Gesichter trugen
eine blaue Mütze; es war mühsam, sie zu unterscheiden, sie sahen alle gleich
aus. Endlich deutete sich langsam ein Wechsel an; da war plötzlich das Gesicht
eines grauhaarigen Mannes, der keine blaue Mütze trug. Dann sah ich eine Frau
mit großen, ernsthaften Augen und einer süßen, weißen Haube, danach einen Mann
im weißen Kittel und einem anteilnehmenden Lächeln, der vorsichtig meinen Kopf
untersuchte.
    Vielleicht hätte ich ja allein
aus diesem verdammten Nebel herausgefunden, da war aber auf einmal einer, der
ganz schnell etwas mit seinen Händen tat, und auf einmal fühlte ich einen Stich
in meinem Arm. Nein, das mußte eine Frau gewesen sein, Männer haben nicht so
scharfe, spitze Nägel.
    Und dann löste sich der Nebel
auf, die ganze Welt entfernte sich, und ich sank dankbar wieder zurück in diese
tiefe, samtige Finsternis.
     
     
     

9
     
    Durch die hohen Fenster fiel
das Sonnenlicht ins Zimmer und malte bizarre Muster auf den blanken Fußboden
und die weißen Bettlaken. Ich drehte die Augen etwas zur Seite und erkannte
einen Polizisten am Fußende meines Bettes. Er blickte mich prüfend an und rief
dann nach der Schwester.
    Mein Kopf tat höllisch weh,
aber es war ein anderer Schmerz als dieses Klopfen, an das ich mich noch
erinnerte. Eine Schwester beugte sich über mich.
    »Nun, wie geht’s uns jetzt ?« fragte sie freundlich.
    »Ganz gut. Kopfschmerzen, aber
die werde ich wohl überstehen«, sagte ich.
    »Der Doktor kommt gleich«,
lächelte sie. »Dann können Sie vielleicht ein Häppchen essen .«
    Es war der Arzt aus meinem
Alptraum — den ich damals im Nebel getroffen hatte. Vorsichtig untersuchte er
meine Schädeldecke. Ich zuckte zusammen, es ließ sich aber ertragen.
    »Sie haben eine
Gehirnerschütterung«, sagte er schließlich. »Aber jetzt geht’s schon wieder.
Sie brauchen ein paar Tage Ruhe. Die Schwester wird Ihnen gleich ein
Schlafmittel geben .«
    »Danke«, sagte ich.
    Der Polizist hielt ihn an, als
er das Zimmer verlassen wollte. »Kann er schon sprechen, Herr Doktor ?« Er sagte es zwar ziemlich leise, ich konnte aber jedes
Wort verstehen. »Der Leutnant möchte ihn so schnell wie möglich vernehmen .«
    »Nein.« Der Arzt schüttelte den
Kopf. »Jetzt noch nicht — morgen vielleicht.«
    »Aber hören Sie, Herr Doktor !« protestierte der Polizist. »Es handelt sich um einen
Mord, und der Leutnant...«
    »Wenn ich Ihnen eines Tages
sage, welche

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