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Millionen-Baby

Millionen-Baby

Titel: Millionen-Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sah ich Julie aufstehen und auf mich zukommen.
Dabei schoß mir durch den Kopf, wie wenig man sich bei Frauen doch auskennt.
Baby hatte sich mir einfach an den Hals geworfen, ein Mädchen wie Julie war
aber nur für einen Mann da — ein Leben lang.
    Dann lag sie in meinen Armen,
als ob sie immer dorthin gehört hätte, und vielleicht war das auch so.
     
    Im Traum wurde ich von einem
schwarzgekleideten Riesen verfolgt, der mit einem Skalpell in der Hand hinter
mir herrannte. Ich floh durch endlose Straßen, über Felder und Berge, und immer
war mir der Diakon auf den Fersen, und die Entfernung zwischen uns wurde
kleiner und kleiner.
    Ich wollte vor Erschöpfung und
Angst schon zusammenbrechen, da sah ich vor mir meine Wohnung. Dort war ich in
Sicherheit. Mit letzter Kraft erreichte ich das Gebäude, rannte die Stufen
hinauf, warf mich aufs Bett und weinte beinahe vor Erleichterung.
    » Farrel !« sagte eine Stimme, und ich rollte auf die Seite und
erblickte die schwarze Gestalt über mir. Nur hatte sie kein Skalpell, sondern
eine Pistole in der Hand. Meine Lider schlossen sich wieder, es konnte ja nicht
wahr sein. Der Diakon konnte nicht in meine Wohnung kommen, es war ein Traum.
    » Farrel !« wiederholte die Stimme.
    Ich zwang mich, die Augen zu
öffnen. Und jetzt war der Traum Wahrheit geworden. Der Diakon stand neben
meinem Bett und hielt die Pistole etwa zehn Zentimeter vor meinem Gesicht.
    »Sie haben aber einen tiefen
Schlaf«, lächelte er. »Das Mädchen erwachte, als ich die Tür öffnete .«
    Ich setzte mich auf und sah,
daß das Bett neben mir leer war. »Was haben Sie mit ihr gemacht ?« zischte ich. »Wo ist sie ?«
    »Kein Grund zur Aufregung«,
sagte er. »Sie wartet auf uns, nebenan. Hier sind Ihre Kleider, ziehen Sie sich
an .«
    Ich stand auf und begann mich
anzukleiden, während der Diakon unter seiner schwarzen Krempe hervor geduldig zuschaute.
    Julie hatte sich in einen
Sessel verkrochen, sie trug das Kleid vom vergangenen Abend. Zwei Männer
standen neben ihr, beide in schmutzigweißen Overalls.
    »Ich glaube, wir sollten uns
nach nebenan begeben«, sagte der Diakon.
    Sie scheuchten Julie hoch und
schoben sie vor sich her über den Korridor in die Nachbarwohnung. Dort wartete
Stoner schon auf uns und ein kleiner Kerl, der so aussah, als gehöre er gar
nicht zu diesen Gangstern. Er trug eine randlose Brille und einen großen
Schnurrbart, der seinen weichlichen Mund verdeckte. Seine Hände zitterten, als
leide er Todesängste.
    In einem Sessel saß eine dicke
Frau. Sie war gefesselt und hatte einen Knebel im Mund. Ihre Augen rollten vor
Angst, als sie den Diakon wieder ins Zimmer treten sah. Ich erriet, daß sie die
Inhaberin der Wohnung war, die von den Gaunern überwältigt wurde, ehe sie bei
mir eindrangen.
    Bei meinem Anblick verzog sich Stoners pockennarbiges Gesicht zu einem bösartigen Grinsen.
    »Wenn das nicht unser Freund Farrel ist«, sagte er. »Der Kerl mit dem großen Maul und
dem vielen Glück. Da wird sich Alex aber freuen .«
    Er sah an mir vorbei auf Julie,
und ein häßliches Funkeln trat in seine Augen.
»Hallo«, gurgelte er. »Da haben wir aber ein hübsches Kind .«
    Der Diakon sah auf seine Uhr.
»Es ist beinahe acht, wir müssen jetzt los .« Er wandte
sich an die beiden Männer im Overall. »Holt die Kiste, Jungs .«
    Sie nickten, und wie
siamesische Zwillinge verschwanden sie gemeinsam aus dem Raum.
    »Bilden Sie sich bloß nicht
ein, daß Ihr Plan klappt«, sagte ich zum Diakon. »Sie kommen keine zehn Meter
weit .«
    »Keine Sorge, es ist alles gut
vorbereitet«, entgegnete der Diakon milde. »Alex hat sich mächtig angestrengt,
und wir haben ganz schön geschuftet, während Sie — geschlafen haben .« Er sah dabei Julie an.
    »Draußen stehen zwei
Polizisten«, fuhr er fort. »Einer auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der
andere etwas weiter unten. Die werden gar nicht sehen, daß Sie und das Mädchen
das Haus verlassen .«
    »Wollen Sie uns unsichtbar
machen ?« höhnte ich.
    Er lächelte kurz und zeigte
seine gelben Zähne. »Wir haben einen Möbelwagen unten .« Er zeigte auf die dicke Frau im Sessel. »Die Dame zieht heute aus und nimmt
ihre Möbel mit. Sie und das Mädchen ebenfalls, nur werden Sie in der großen
Kiste reisen, die die beiden gleich raufbringen .«
    »Sie spinnen wohl«, sagte ich
verächtlich. »Schön, stecken Sie uns beide in eine Kiste. Bilden Sie sich ein,
daß wir still sind? Wir werden schreien und an die Wände hämmern

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